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Nach Brand in SchleidenWiederaufbau von Schule soll mehr als zehn Millionen kosten

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Ein Baugerüst steht um das abgebrannte Gebäude des Johannes-Sturmius-Gymnasiums.

  • Verheerende Brände hatte im November einen Großteil des Johannes-Sturmius-Gymnasium in Schleiden zerstört. Der Brandstifter konnte noch nicht ermittelt werden.
  • Die Kosten für den Wiederaufbau waren zunächst mit rund vier Millionen beziffert worden. Doch der Bau wird deutlich teurer.
  • Die Stadt Schleiden rechnet mit einer Förderung der Bezirksregierung von mehr als 8 Millionen Euro.

Schleiden – Millionenschwere Fracht werden Beigeordneter Marcel Wolter und sein Kollege Armin Fischbach am Mittwoch im Gepäck haben, wenn sie sich auf den Weg nach Köln machen: Sie werden die Förderanträge für Wiederauf- und Neubau nach den Bränden am Johannes-Sturmius-Gymnasium zur Bezirksregierung bringen.

Auf gut 10,8 Millionen Euro beläuft sich die Kalkulation der Gesamtkosten. Die Schleidener rechnen mit einer Förderung von rund 8,8 Millionen. Unter Einrechnung der aktuell geschätzten Versicherungsleistung von 600.000 Euro müsste die Stadt selbst gut 1,4 Millionen zahlen.

Da die nächste Stadtratssitzung erst am 7. März ist, für die Förderanträge jedoch ein politischer Beschluss nötig ist, wurden die Pläne nun per Dinglichkeitsbeschluss abgesegnet.

Die Lage

Der von den Bränden und durch das eingedrungene Löschwasser schwer beschädigte A-Trakt des Gymnasiums ist vom Rest der Schule abgeschottet. Laut Wolter ist der Trakt zu 80 Prozent von Löschwasser durchfeuchtet und kontaminiert. Im einstigen Verwaltungstrakt hat sich bereits viel getan: Es stehen nur noch die nackten Wände – Einrichtung, Deckenverkleidungen und Bodenbeläge sind entsorgt. Das Gros der rötlichen Hohlkammerziegel ist vor Nässe dunkel.

In einigen Räumen sind bereits Lüfter und Kondensat-Trockner installiert. Die Crew der Firma Belfor hat in den vergangenen Wochen ganze Arbeit geleistet – und wird nach Einschätzung von Harry Dietrich, bei der Stadt fürs technische Immobilienmanagement zuständig, noch ein paar Monate zu tun haben. Die Brandschaden-Sanierer werden alle Arbeiten erledigen, bis die Handwerker für den Wiederaufbau anrücken können.

Die Pläne

In drei Bauabschnitte wird sich das Projekt gliedern. Der mit knapp über 6 Millionen Euro voluminöseste ist der Bereich Wiederherstellung und Neubau von Schulräumen, Stadtbibliothek und der Bürgerhalle anstelle der klassischen Aula. Dazu zählt auch die barrierefreie Gestaltung des Haupteingangs. Wichtig ist, den Schulbereich nicht nur in den Zustand vor dem Brand zurückzuversetzen, sondern auf die Erfordernisse modernen – und damit auch digitalen – Unterrichts auszulegen. So werden etwa zum Innenhof hin zwei offene Lernbereiche durch Auskragungen geschaffen.

„Brav in der Reihe sitzen“ ist laut Schulleiter Georg Jöbkes in vielen Unterrichtsbereichen nicht mehr angesagt. Hatten sich vor dem Brand die Lehrer zuweilen mit „Gruppenplätzen“ auf dem Flur beholfen, werden künftig die offenen Lernbereiche bessere Möglichkeiten bieten. Dies sowie die gesamte Konzeption der „neuen“ Schulbereiche ist für Jöbkes und seine Crew ein spannendes Projekt.

Vorfreude herrscht auch bereits auf die Möglichkeiten, die der Dachgarten und die Freiraumklasse bieten werden. Diese sind Bestandteil des 3,4 Millionen Euro teuren zweiten Bauabschnitts: Der bisherige Verbindungsgang zwischen den Trakten B und C wird verschwinden und stattdessen ein neuer, multifunktionaler Trakt gebaut.

Bauabschnitt eins und zwei werden zu 90 Prozent aus dem Programm „Soziale Integration im Quartier“ gefördert. Eine 60-prozentige Förderung gibt’s aus dem Städtebau-Programm „Aktive Zentren“ für den 1,4 Millionen Euro teuren Abschnitt drei. Darin werden die Außenbereiche um- und barrierefrei gestaltet.

Die Kosten

„Nein, goldene Wasserhähne baut keiner“, sagt Wolter. Die ursprünglich im Haushalt eingestellten knapp 4 Millionen Euro waren eine vorsichtige Schätzung und buchhalterische Notwendigkeit, stellt er klar. Zu dem Zeitpunkt – gerade mal eine Woche nach dem Brand – sei noch vollkommen unklar gewesen, welche Gebäudeteile wie stark betroffen sind.

Im Januar habe man mit einer ersten Kalkulation Abstimmungsgespräche mit dem Ministerium geführt. Und da sei bereits ein Gesamtvolumen von um die zehn Millionen klar gewesen. Themen wie Brandschutz und Barrierefreiheit seien beispielsweise für den gesamten Komplex und nicht nur für den vom Brand betroffenen A-Trakt zu betrachten.

Der Zeitplan

Innerhalb der kommenden drei Monate wird nach Einschätzung Wolters der Bauantrag für die komplette Maßnahme vorliegen. Im Laufe des Sommers wird mit der Baugenehmigung gerechnet, so dass spätestens im Herbst mit dem Neubau begonnen werden kann. Unabhängig davon sind die reinen Wiederaufbau-Maßnahmen.

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Bis zum Sommer 2020 soll alles für den Schulbetrieb nötige – Klassenräume und Schulverwaltung – fertig sein. Sukzessive werden auch die weiteren Elemente fertiggestellt und in Betrieb gehen. Bis jedoch alle Neubau-Projekte inklusive der Gestaltung der Außenanlage fertig sind, geht man von einem Zeitrahmen von insgesamt zwei bis drei Jahren aus.

Gemeinschaftswerk der Dachdecker

Den Schutt des zerstörten Dachs abtragen und den Bereich abdichten war nach dem Brand eine der dringenden Aufgaben. Doch wegen der derzeit vollen Bücher sah sich kein Dachdeckerbetrieb in der Lage, ganz kurzfristig diesen von der Versicherung ausgeschriebenen Auftrag zu übernehmen.

Buchstäblich im Regen stehen lassen wollten die Betriebe aus der Stadt „ihre“ Schule nicht. Unter dem Motto „Man kennt sich, man hilft sich“ kam es zu einer ungewöhnlichen Kooperation, von der Marcel Wolter immer noch begeistert ist. Vier Dachdeckerbetriebe aus dem Stadtgebiet – Esch & Scholzen, Groß, Dressen und Poyck – haben sich zusammengetan: Jede Firma stellte zwei Mitarbeiter ab, so dass man gemeinsam diesen Auftrag hat stemmen können. „In Köln würde sowas bestimmt nicht funktionieren“, so Wolter: „Und bestimmt auch nicht bei jedem Auftrag.“

Blaue Folie leuchtet nun auf zwei Dritteln des Daches, beschwert mit steinernen Terrassenplatten. Dies und die zehn Zentimeter dicke Styrodur-Schicht sorgen bis zur endgültigen Sanierung dafür, dass es nicht hineinregnen kann.

Im Aula-Bereich sieht es noch aus wie nach dem Brand. Durch die enorme Hitzeeinwirkung haben sich Stahlträger verbogen und stehen nun unter Spannung. Sie zu entfernen, wird keine leichte Aufgabe. In den kommenden Wochen ist der Termin angedacht, zu dem zwei Autokrane anrollen, um die Träger herauszuheben. Wenn auch im Aula-Bereich die Aufräumarbeiten beendet sind, gehen die Verantwortlichen davon aus, dass das Gerüst um den A-Trakt entfernt werden kann.

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