Alternative zum ReitunterrichtPferde-AG an Schleidener Schule ist ein voller Erfolg

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Que versucht Lene Frewell die ersten Voltigier-Figuren. Die Schülerin gehört zu der neunköpfigen AG des Johannes-Sturmius-Gymnasiums.

  • Am Johannes-Sturmius-Gymnasium wird die AG seit Herbst ab Klasse sieben angeboten.
  • Neun Schülerinnen nehmen aktuell teil.
  • Dabei geht es um viel mehr, als nur den Umgang mit den Tieren zu erlernen.

Kall-Wallenthal – „Tür frei bitte“, hallt es durch die Reithalle. Es gehört zu den Regeln, dass gerufen wird, bevor jemand die Tür zur Reitbahn – die Fläche auf der tatsächlich geritten wird – öffnet. Nach einer kurzen Pause tragen die vier Mädchen das Holzpferd auf die Reitbahn und stellen es am Rand auf. Aufwärmen und Trockenübungen, heißt es zum Auftakt. Während Lene, Freya, Juliane und Annika eine Runde durch den Sand laufen, führt Bianca Gemmerich das Pferd im Kreis, rechtsherum und linksherum, denn auch das Pferd muss aufgewärmt werden.

Eigentlich sind es neun Schülerinnen, die an der Pferde-AG des Johannes-Sturmius-Gymnasium (JSG) teilnehmen. Wegen Krankheiten sind heute nur drei Mädchen und eine Helferin dabei. „Wir machen eine Mischung aus Theorie und Praxis“, erklärt Bianca Gemmerich, die in Sistig eine Wanderreitstation betreibt und gemeinsam mit Sport- und Biologielehrerin Claudia Link die Ausbildung der Jugendlichen übernimmt. Der Theorieunterricht findet in der Schule statt, im Sommer wird auf dem Hof von Bianca Gemmerich trainiert und im Winter darf die AG die Reithalle des Lausbubenhofs in Wallenthal nutzen.

Prüfung für den Reitpass

Weil es sich um eine Pferde-AG handelt, geht es – neben dem Sport auf dem Rücken der Tiere– um Fütterung, tiergerechte Haltung, Pferdekrankheiten, Anatomie der Pferde und vieles mehr. Ziel ist es, dass die Schüler zum Abschluss die Prüfung für den Pferdepass ablegen. „Man wird darauf vorbereitet, dass man ein eigenes Pferd halten könnte“, so Gemmerich.

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Claudia Link (l.) und Bianca Gemmerich in der Reithalle.

Ein großer Teil der AG findet aber dann doch auf dem Pferd statt. Im Mittelpunkt steht dabei das Voltigieren – die Akrobatik auf dem Rücken der Tiere. Heute findet die vierte Voltigier-Stunde statt. Die drei Schülerinnen wagen die ersten Figuren auf dem Trainingspferd. Die Bewegungsabläufe werden zunächst auf dem Holzpferd geübt und dann auf dem Rücken des echten Pferdes umgesetzt. „Das ist cool“, freut sich eine Schülerin, nachdem die Bewegungen nach ein paar Testläufen flüssiger werden.

Mehr als bloßen Umgang erlernen

Hinter dem Kurs für die Schüler steckt pädagogisch natürlich noch mehr, als alles rund ums Pferd zu erlernen. „Der Umgang mit den Tieren gibt Kindern Selbstbewusstsein und Verantwortungsgefühl“, so Claudia Link. Außerdem werden Gleichgewicht und Körperspannung trainiert. Die ersten Versuche auf dem Rücken des Pferdes sind spannend für die Mädchen. Erst sitzt man nur, dann kniet man und schließlich trauen sich die ersten, die Hände von den Griffen zu nehmen und ein paar Schritte freihändig zu reiten.

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Das Pferd nennt sich Que und ist ein alter Hase was das Voltigieren angeht. Que, so erzählt Claudia Link, ist ein ehemaliges Turnierpferd, was wegen Arthrose nicht mehr in Wettkämpfen mitmachen kann. „Aber er vermisst das Voltigieren“, sagt die Trainerin. Seit der Rente steht Que auf einer Wiese in der Eifel und hofft auf Action. Deshalb ist er der ideale Trainingspartner für die Anfängerinnen. Das Tier lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen und es scheint sogar zu verstehen, was in der Halle gesprochen wird. Auf die Frage, warum denn nur Mädchen bei dem Voltigierkurs mitmachen, meldet er sich mit einem lautstarken Wiehern. „Das Pferd ist schließlich ein Junge“, lacht Link.

AG für alle Schüler

Warum es aber immer die Mädchen sind, die von Pferden fasziniert sind, das kann Link auch nur vermuten. „Pferde sind einfach cool“, schaltet sich Schülerin Freya Drews ein. „Die Mädchen gehen darin auf, sich um die Tiere zu kümmern“, erzählt Claudia Link. Vielleicht hänge das auch mit der Sozialisation zusammen, aber die Mädchen hätten Freude daran, die Pferde zu putzen, sie zu pflegen und sich mit ihnen zu beschäftigen.

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Freya Drews (v.l.), Juliane Meyer und Lene Frewell lernen das Voltigieren.

Ganz einseitig ist die Sache aber nicht, denn auf der Warteliste für die nächsten AGs stehen auch schon zwei Jungs. „Die Beiden sind aber erst in Klasse fünf“, erklärt Link. Die AG ist erst offen für Schüler ab Klasse sieben. Diese Regelung hat die Lehrerin eingeführt, damit die AG nicht zu voll wird. „Wir hatten 25 Interessenten“, berichtet Link. Das wäre deutlich zuviel gewesen.

Alternative zu teurem Reitunterricht

Bis zu zehn Plätze können belegt werden, derzeit nehmen neun Schülerinnen teil. Nach dem Halbjahr soll die Besetzung wechseln, damit die nächsten die Chance bekommen, den Umgang mit dem Pferd zu lernen. Auch deshalb haben Link und Gemmerich den Kurs so aufgebaut, dass die Schüler den Pferde-Pass erwerben. „Den braucht man an ganz vielen Stellen, wenn man etwas mit Pferden machen will“, weiß Link. So haben die Schülerinnen nach dem Kurs etwas in der Hand, worauf sie aufbauen können.

Der Vorteil der AG ist auch, dass sie deutlich günstiger ist, als ein normaler Reit- oder Voltigierkurs es wäre. „Eine Reitstunde kostet zwischen 15 und 25 Euro“, sagt Link. Die Schleidener Gymnasiasten müssen nur 4,50 Euro pro Stunde zahlen. Eine perfekte Möglichkeit, den ersten Kontakt zu wagen.

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