Wiederaufbau nach der FlutSchleiden plant 452 Maßnahmen für mehr als 200 Millionen Euro

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Die Brücke am Markt in Schleiden ist wegen Flutschäden gesperrt und muss neu gebaut werden.

Die Brücke am Markt in Schleiden ist wegen Flutschäden gesperrt und muss neu gebaut werden.

Als letzte Kommune im Kreis Euskirchen hat nun auch Schleiden den Wiederaufbauplan verabschiedet. 452 Flutschäden sind zu beseitigen, mehr als 200 Millionen Euro kostet das. 

CDU-Fraktionschef Jochen Kupp hatte es fast die Sprache verschlagen: „Das ist eine unfassbar hohe Summe.“ Im Wiederaufbauplan der Stadt nach der Flut sind 452 Maßnahmen mit förderfähigen Gesamtkosten von gut 203 Millionen Euro aufgeführt. Der Schleidener Stadtrat hat das Zahlenwerk am Donnerstagabend im Rathaus bei einer Enthaltung beschlossen. Größter Einzelposten ist die Wiederherstellung und der Rückbau der Gewässer mit geschätzten Kosten von rund 34 Millionen Euro.

Die städtische Projektgruppe hatte in den vergangenen Monaten zahlreiche Gutachten zu den durch die Flutkatastrophe entstandenen Schäden eingeholt. In den Gutachten sind nach Angaben der Verwaltung   jedoch die massiven Preissteigerungen der vergangenen Monate überwiegend nicht berücksichtigt worden. Zudem sei noch nicht absehbar, wann welche Maßnahmen durchgeführt wird. Der Zeitraum kann sich bis zu zehn Jahre hinziehen. Deshalb gebe es im Wiederaufbauplan nur Kostenschätzungen zu Einzelmaßnahmen, die jedoch überwiegend auf Basis von Gutachten erstellt worden seien.

Schleiden hat sich mit der Aufstellung bewusst Zeit gelassen

Waldemar Brost hat als neuer Fachbereichsleiter Stadtentwicklung, Bau und Umwelt zu Jahresbeginn die Projektleitung für den kommunalen Wiederaufbau übernommen. Die Verantwortung trägt weiterhin der   Beigeordnete Marcel Wolter.

„Es war richtig, sich bei der Aufstellung Zeit zu lassen. Wir konnten viele Rückmeldungen und Lernprozesse anderer Kommunen in unseren Plan einfließen lassen und hatten zudem keinen zeitlichen Verlust, da wir durch den vorzeitigen Maßnahmebeginn bereits viele Projekte angehen konnten“, erklärte Bürgermeister Ingo Pfennings.

Der Stadtrat muss nun die Prioritäten festlegen

Auf den Stadtrat komme nun die schwere Aufgabe der Priorisierung zu. „203 Millionen und 452 Maßnahmen können nicht zeitgleich angegangen werden. Daher werden wir es sicher nicht immer allen Bürgern recht machen und auch Unmut verspüren“, betonte der Bürgermeister. Das sei aus der Sicht des Einzelnen vollkommen nachvollziehbar: „Wir müssen uns aber stets am Wohle der Allgemeinheit orientieren.“ Der Wiederaufbau sei ein Marathon und kein Sprint: „Das wird viele Jahre in Anspruch nehmen.“ Dabei dürfe man   die vom Hochwasser nicht betroffenen Ortslagen nicht aus den Augen verlieren.

„Trotz aller Bemühungen kann es sein, dass es bei dem ein oder anderen Projekt Veränderungen bei den Kosten geben wird“, sagte Wolter. Etwas mehr als fünf Prozent der Projekte seien schon abgearbeitet. In einer Klausurtagung solle über die Prioritäten gesprochen werden.

„Da sieht man, was eine Flut anrichten kann. Wir werden mit 203 Millionen Euro nicht auskommen“, erklärte Kupp. Trotzdem sei es gut gewesen, sich für den Plan Zeit zu lassen. Man dürfe angesichts der Herausforderungen aber auch die anderen Aufgaben nicht vernachlässigen. „Die Stadt muss moderner werden, und der Plan bietet dafür auch eine Chance. Wir können jetzt nur noch die Daumen drücken, dass alles auch wie geplant funktioniert.“

„Die Zahlen sprechen für sich. Wir haben sehr viel vor uns“, sagte Jan Griskewitz (FDP). Nun müsse zügig über Prioritäten gesprochen werden, damit der Wiederaufbau möglichst schnell vorankomme: „Bei einigen Projekten müssen wir auf die Tube drücken.“ Der Wiederaufbau biete auch die Chance, Bereiche neu zu gestalten.


Die größten Posten

Nach den Gewässern (34 Millionen Euro) folgt die Wiederherstellung von Straßen und Wirtschaftswegen mit knapp 32 Millionen Euro. Rund 27 Millionen Euro sind für die Sanierung von Kanälen, Rohrleitungen und Schächten, Pumpwerken und Regenüberlaufbecken vorgesehen, knapp 24 Millionen für den Neubau und die Sanierung von Brücken. Für die Schulen sind 22 Millionen Euro eingeplant.

Die Kosten für die Wiederherstellung der Sportanlagen werden auf etwa 12 Millionen Euro geschätzt. Der Bauhof und die Feuerwehrhäuser in Schleiden, Oberhausen, Gemünd und Harperscheid sollen rund 11 beziehungsweise gut 9 Millionen Euro kosten. Dahinter folgen die Kindertagesstätten (8,4 Millionen Euro), der Kurpark mit der Touristikinformation (8,3) und die externe Projektsteuerung mit 6,9 Millionen Euro. (wki)

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