Rund 25 Millionen Euro will die Firma Wood & Energy in das Sägewerk in Harperscheid investieren. Sie setzt auf modernste Technik.
Sägewerk wird erweitertWood & Energy investiert in Harperscheid 25 Millionen Euro

Die angelieferten Stämme werden automatisch entrindet und zugeschnitten.
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Da staunten Landrat Markus Ramers sowie die Kreiswirtschaftsförderer Iris Poth und Maximilian Metzemacher nicht schlecht, als ihnen Markus und Christoph Haas von Wood & Energy die Pläne für das Sägewerk in Harperscheid erläuterten. Rund 25 Millionen Euro sollen investiert und der Standort um sieben Hektar erweitert werden, erklärten die beiden Söhne von Geschäftsführer Joseph Haas sowie Prokurist Ralph Urfels. Dadurch sollen Produktivität und Lagerkapazität erhöht, Energie eingespart und der CO2-Verbrauch sowie die Lärmbelastung reduziert werden.

Die Sägeblätter für die großen Maschinen müssen regelmäßig gereinigt und instandgesetzt werden.
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Markus Haas (M.), sein Bruder Christoph (3.v.r.) und Ralph Urfels (r.) zeigten den Besuchern das Sägewerk.
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Die IBH Sägewerk GmbH in Harperscheid ist neben der Holz Schmidt GmbH in Cölbe bei Marburg und dem Werk in Vielsalm (Belgien) einer von drei Standorten der Wood & Energy SA, einer international tätigen Unternehmensgruppe mit Sitz in Luxemburg, die sich auf nachhaltige Holzverarbeitung und Bioenergie fokussiert. Die Unternehmensgruppe ist seit 1997 in der holzverarbeitenden Industrie tätig.
Biomasse-Heizkraftwerk produziert grüne Elektrizität und Wärme
Am größten Standort, in Vielsalm, werden regionale Nadelhölzer zu Schnittholz verarbeitet und die dabei anfallenden Nebenprodukte wie Sägemehl und Hackschnitzel vor Ort genutzt, um Holzpellets zu produzieren und damit rund 50.000 Familien mit nachhaltiger Wärme zu beliefern. Ein Biomasse-Heizkraftwerk produziert aus holzartigen Reststoffen, für die keine alternative Nutzungsmöglichkeit besteht, grüne Elektrizität und Wärme. Ein Teil der erzeugten Elektrizität wird ins öffentliche Netz eingespeist.

Die Sägespäne und andere Nebenprodukte, die bei der Verarbeitung der Stämme anfallen, werden zu Pellets verarbeitet.
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In Cölbe wird neben einem Sägewerk ebenfalls ein Biomasse-Heizkraftwerk zur Strom- und Wärmegewinnung für die Holztrocknungskammern betrieben. Eine Besonderheit hat Harperscheid zu bieten, wo Schnittholz mit einem Stammdurchmesser zwischen 100 und 900 Millimeter gesägt werden kann. Dafür werden nur Nadelhölzer verwendet. „Nach einem Brand 2019 war die Sägelinie modernisiert worden“, erzählte Prokurist Urfels.
Die Einschnittskapazität an allen drei Standorten liegt laut Unternehmen bei gut 1,2 Millionen Festmeter, die Trocknungskapazität bei 500.000 Kubikmetern. Außerdem werden jährlich 400.000 Tonnen Holzpellets und 230.000 Megawattstunden Strom produziert. Das Unternehmen hat 450 Mitarbeiter, davon 62 in Harperscheid.
Nur rund 55 Prozent eines Stamms werden zu Schnittholz verarbeitet
„Wir haben uns die Kreislaufwirtschaft auf die Fahne geschrieben und wollen 100 Prozent eines Stamms verwenden“, betonte Markus Haas. Das sägefähige Holz – rund 80 Prozent – werde bereits im Wald aussortiert. Nur rund 55 Prozent eines Stamms werde zu Schnittholz verarbeitet: „Aus dem Rest werden Pellets hergestellt“, erklärte Markus Haas. Das gelte auch für Splitterholz aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Rinde werde zum Teil vom Schwesterunternehmen Eifelholz AG in Bütgenbach für Rindenmulch und Blumenerde genutzt. „Klebt beispielsweise viel Erde an den Stämmen, wird die Rinde verbrannt“, sagte Markus Haas.
Die Sägelinie in Harperscheid war nach einem Brand 2019 modernisiert worden und hat aktuell eine Kapazität pro Jahr von 300.000 Festmetern. Das verarbeitete Holz stammt meist vom Landesbetrieb Wald und Holz, der Arenbergischen Forstverwaltung oder dem Holzkontor Nordeifel. „Das meiste Holz stammt aus einem Umkreis von 50 Kilometern“, betonte Markus Haas.
Das A und O wird in Zukunft der Rohstoff Holz sein. Und hier haben wir die Eifel und die Ardennen vor der Haustür.
Die Sägeindustrie habe sich auf die Verarbeitung der Fichte spezialisiert, weil das am einfachsten und am preisgünstigsten sei. „Aber von der Fichte wird es in Zukunft immer weniger geben. Deshalb arbeiten wir an Alternativen“, sagte Christoph Haas. „Das A und O wird in Zukunft der Rohstoff Holz sein. Und hier haben wir die Eifel und die Ardennen vor der Haustür“, betonte sein Bruder Markus. Außerdem gebe es am 50 Hektar großen Standort in Belgien keine Erweiterungsmöglichkeiten. Auch deshalb habe man sich dafür entschieden, das Werk in Harperscheid um sieben Hektar vom Ort weg zu vergrößern.
Neuer Rundholzplatz mit zwei elektrischen Portalkränen
Geplant ist, die drei bestehenden Rundholzplätze durch einen neuen zu ersetzen. Dort wird das gesamte Holz sortiert und vorbereitet. „Die Erdarbeiten dafür haben begonnen“, sagte Markus Haas. In Zusammenarbeit mit der Firma Holtec aus Blumenthal werde eine neue Anlage mit zwei elektrisch betriebenen Portalkränen entstehen, die weniger Energie verbrauche und die Lärmbelastung reduziere.
„Die Lagerkapazität wird von bislang 35.000 auf 60.000 Festmeter erhöht – mit Luft nach oben“, so Markus Haas. Durch die Erhöhung der Kapazität könne man die großen Schwankungen beim Angebot besser ausgleichen: „Im Sommer werden wir regelrecht bombardiert mit Holz, im Winter gibt es dagegen nur wenige Angebote.“
Durch 3D-Messtechnik werden drei bis fünf Prozent Holz eingespart
Zusätzlich ist vorgesehen, die lärmintensiven Geräte wie die beiden Entrinder und die beiden Kappsägen sowie den Erdstammreduzierer einzuhausen. Die Sortierboxen aus Stahl, in die die Stämme fallen, werden durch Betonboxen ersetzt, bei denen nur noch ein dumpfes Geräusch zu hören ist. Wegen der Umgestaltung des Werks muss auch die Zufahrt verlegt werden.
Durch die moderne 3D-Messtechnik der neuen Anlage können laut Markus Haas drei bis fünf Prozent Holz und so rund 6000 Tonnen Rundholz eingespart werden. Umgerechnet seien das rund 720 Tonnen Kohlendioxid. Durch den Einsatz der beiden elektrischen Portalkräne könnten zudem vier dieselbetriebene Bagger ersetzt und so der CO2-Ausstoß um weitere 914 Tonnen pro Jahr reduziert werden. Außerdem wird ein neuer Retentionsbodenfilter zur Behandlung von Misch- und Oberflächenwasser gebaut.
„Nach dem Brand und im Vorfeld der Erweiterung sind wir vom Kreis und der Stadt sehr gut unterstützt worden“, sagte Markus Haas und dankte den Besuchern.
Ramers war beeindruckt und lobte die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern und das Bekenntnis zum Standort Eifel: „Holz gehört zur Eifel. Es ist sehr interessant, einmal zu sehen, wie ein modernes Sägewerk funktioniert.“ Iris Poth bot an, das Unternehmen auf seinem Weg hin zur Nachhaltigkeit zu unterstützen und mit anderen Betrieben zu vernetzen.