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Schöner Wohnen"Komps Höffje" ist zauberhaft

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Hanns-Udo Schild und Elke Knoll besitzen das wahrscheinlich älteste Haus in Nierfeld.

Schleiden-Nierfeld – "Das kann alles kein Zufall mehr sein", sagt Hanns-Udo Schild heute voller Überzeugung. Vor gut einem Jahr kaufte er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Elke Knoll in Nierfeld eines der ältesten Häuser, eventuell das älteste Haus überhaupt. 300 Jahre alt wird der Hof in der Dehlenbach in diesem Jahr genau.

Durch den Kauf und den Einzug in den historischen Winkelhof beschäftigte sich der neue Hausherr aber auch intensiv mit der eigenen Geschichte und fand heraus: "Es verbindet mich viel mehr mit Nierfeld und meinem neuen Zuhause, als ich es jemals ahnen konnte." Um sowohl das Haus als auch die eigene Geschichte einmal interessierten Bürgern zu präsentieren, öffnet das Paar nun die Pforten des Gehöfts, das den Namen "Zauberhof" trägt.

Den ersten Kontakt zum "Zauberhof" in Nierfeld beschreiben Knoll und Schild mit den Worten: "In dem Moment, als die Türe aufging, da wussten wir Bescheid." Der 48-jährige Hausherr, der aus Euskirchen stammt und zuletzt in Zülpich wohnte, war sofort begeistert von dem Altbau. Bei der Vierkantanlage handelt es sich um ein Gebäudeensemble eben aus dem Jahr 1712.

Längere Zeit suchte das Paar nach einer Bleibe und war zunächst für alle Stilrichtungen offen. Im Laufe der Suche kristallisierte sich jedoch heraus, dass die Herzen der beiden letztendlich für alte Mauern schlagen.

In Nierfeld in der Dehlenbach wurden die beiden dann fündig. Lange Jahre war der Hof im Familienbesitz der Familie Komp, trug daher auch den Beinamen "Komps Höffje". Später nutzte eine Familie aus Düsseldorf den Hof als Wochenend- und Feriendomizil. Die Düsseldorfer hielten die alten Mauern hervorragend in Schuss. Aus Altersgründen mussten sie den Zauberhof aber vor gut einem Jahr abgeben.

Viel mehr Wissen haben Hanns-Udo Schild und Elke Knoll noch nicht über ihr neues Zuhause. Das Baujahr prangt eingemeißelt in einer Mauer im Innenhof, die Fußbodensteine im Atrium sahen schon viele Menschen kommen und gehen, was ihnen unschwer anzumerken ist.

Elke Knoll stammt aus Hamburg. Die kaufmännische Angestellte hat inzwischen mit dem Haus, dem eine Ferienwohnung angegliedert ist, alle Hände voll zu tun. Wie ihr Partner schmunzelnd verrät: "Wir haben hier gefühlte 27 Räume, und in jedem Raum fühlen wir uns wohl."

Zum Haus gehören ein gemütlicher Innenhof, eine Sauna, ein Partyraum, mehrere Küchen, Bäder und ein 3000 Quadratmeter großer, parkähnlicher Garten. Für Hanns-Udo Schild handelt es sich bei seiner zauberhaften Bleibe allerdings nicht einfach nur um ein Haus mit Geschichte, für ihn schließt sich in Nierfeld, wie er feststellte, auch der Kreis seiner eigenen Vergangenheit.

Hanns-Udo Schild: "Ich habe inzwischen den Eindruck, es sollte unbedingt alles so sein." So schaute er sich nach vollbrachtem Umzug ein Büchlein noch einmal genauer an, das sein Vater ganz in der Nähe des Nierfelder Hauses anfertigte.

Vater Christian Schild, der 1929 geboren wurde und dessen Großvater Hubert Kupp aus Gemünd stammt, musste im Krieg den Westwall als 15-Jähriger in den Jahren 1944/45 mit aufbauen.

Bei einem Fliegerangriff 1945 verlor der damals junge Mann sein linkes Bein. Im Lazarett begann Christian Schild, die Erlebnisse zeichnend zu verarbeiten. Was Hanns-Udo Schild heute so verblüfft: "In den comicartigen Zeichnungen, die mein Vater anfertigte, ist viel Humor enthalten. Von der damaligen Ideologie ist dagegen nichts zu erkennen."

Der fleißige Zeichner arbeitete später, nachdem er genesen war, lange Jahre für eine Tageszeitung nebenberuflich als Karikaturist. Hauptberuflich war er für die Stadt Euskirchen aktiv. Christian Schild starb 1976.

Was den Wahl-Nierfelder Hanns-Udo Schild weiter mit der Region verbindet: "Mein Bruder verunglückte an der Hauptkreuzung von Gemünd tödlich. Er stand mit dem Rad während einer Ausflugstour an einer roten Ampel und wurde von einer umkippenden Lkw-Ladung erschlagen."