Gänsehaut und TränenMarienschule Euskirchen verabschiedet Monika Wendel

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Zum Abschiedsfest  kamen auch Bürgermeister Sacha Reichelt (.) und  Beigeordneter Alfred Jaax.

Euskirchen – Sie wollte genau so gehen, wie sie vor 45 Jahren an die Marienschule gekommen ist: still, leise, unauffällig. Doch Monika Wendel hatte ganz offenbar unterschätzt, wie sehr ihr anstehender Ruhestand die Schulgemeinschaft bewegen würde. Und so wurde der 65-Jährigen am Donnerstag ein mehr als rauschender Abschied bereitet, der weder leise und still noch unauffällig war.

Ein Gänsehautmoment reihte sich an den nächsten, und Monika Wendels Makeup wurde einem regelrechten Härtetest unterzogen. „So viele Tränen der Rührung – ich habe danach sicher weniger gewogen“, scherzte sie im Anschluss.

Kaum älter als die damaligen Abiturienten

16 Jahre alt war die gebürtige Enzenerin, als sie ihren Dienst bei der Stadt Euskirchen antrat. Als sie fünf Jahre später den Posten der Schulsekretärin am städtischen Gymnasium Marienschule übernahm, da war sie kaum älter als die damaligen Abiturienten.

Entsprechend viele Schülergenerationen hat die 65-Jährige im Laufe der Jahre begleitet – grob überschlagen kennen rund 7000 Schülerinnen und Schüler der Marienschule Monika Wendel als die immer freundliche, stets zugewandte und aufmerksame Frau hinter dem Sekretariatstresen, die je nach Bedarf Auskunft, Trost, Heftpflaster, Ratschläge, Kühlpacks, Wärmflaschen oder in jüngster Zeit auch Einmalmasken zu vergeben hatte.

Das Fest in aller Heimlichkeit vorbereitet

Jedes Aufeinandertreffen mit Frau Wendel ist wie das Eintauchen in eine Wohlfühloase. Man wird mit Lächeln und Herzlichkeit beschenkt, mit Warmherzigkeit und Wohlwollen“, so brachte es Schulleiter Michael Mombaur in seiner Abschiedsrede auf den Punkt. „Immer sind Sie für andere Stütze und Halt, und wirklich immer darf man sich als Mensch gewertschätzt, verstanden und angenommen fühlen“, führte er fort. Heimlich hatten er und die Kollegen das Fest zu Ehren der scheidenden Sekretärin vorbereitet – und zwar in zwei Etappen.

Unter einem Vorwand wurde ich vormittags ins Foyer gerufen, und dann stand dort der Chor von Barbara Luke und sang für mich.“ Doch nicht genug der schönen Momente: Kurze Zeit später führte man Monika Wendel aus dem Sekretariat in Richtung Schulaula: „Ich kam in den stockdunklen Saal, und da saßen alle Schülerinnen und Schüler, und auf der Bühne fing die Big Band an zu spielen. Da ist mir wirklich fast das Herz stehengeblieben“, sagt Wendel.

Im Rampenlicht stehen ist nicht Monika Wendels Sache

Alle, die zuvor bei Monika Wendel nachgefragt hatten, mussten sich mit ein und derselben Antwort zufriedengeben: „Es gibt keine Verabschiedung, kein Fest.“ Nicht, dass die 65-Jährige keine Freude am Feiern hätte, nur im Rampenlicht stehen, das ist nicht wirklich ihr Ding. Ihr Büro und den Schreibtisch hatte Wendel deshalb auch schon in den letzten Tagen der Osterferien geräumt: „Alleine, in aller Ruhe und wohl wissend, dass ich gewiss ein paar Tränchen vergießen werde“, erzählt sie.

Vergangenen Donnerstag waren diese nach der Abschiedsfeier in der Aula gerade eben getrocknet und alle Schüler gut auf dem Heimweg, als Monika Wendel die nächste Überraschung zuteil wurde: Im Atrium der Marienschule hatten sich unbemerkt Kolleginnen und Kollegen, Vertreter der Stadt sowie etliche ehemalige Lehrerinnen und Lehrer eingefunden.

Zahllose Umarmungen, Dankesworte und Blumen

Auf dem Weg durch die Gäste gab es alle zwei Meter Umarmungen, Blumen und Dankesworte für die scheidende Sekretärin. „Wer Liebe gibt, bekommt auch viel zurück“, konstatierte Michael Mombaur, der Monika Wendel bescheinigte, der Marienschule „ein Herz und ein Gesicht“ gegeben zu haben.

Zum gelungenen Abschied gab es neben weiteren Reden, Gesangsbeiträgen und Gedichten natürlich auch Geschenke: eine prächtige Hollywoodschaukel, einen Gutschein zum Kauf eines bequemen Sessels, den Monika Wendel gegen ihren Bürostuhl eintauschen soll, sowie eine Reise nach Ostfriesland, die sie schon bald mit ihrem Mann antreten möchte.

Eine ganze Kiste voller Abschiedsbriefe 

Am Freitag, ihrem letzten Tag an der Marienschule, ging es für die 65-Jährige nicht weniger emotional zu: „Ich habe eine ganze Kiste wunderbarer Briefe von Schülern bekommen, manche Klassen haben Mappen gestaltet. Und ich weiß nicht, wie oft ich umarmt worden bin“, erzählt die noch immer gerührte Enzenerin.

„Du bist nicht nur der Hammer, du bist eine ganze Werkzeugkiste“, hatte ein jüngerer Schüler seine Einschätzung über Monika Wendel zusammengefasst. Anrührend sei auch ein anderer Junge gewesen, der ihr drei Pusteblumen überreicht habe: „Jetzt hast du drei Wünsche frei, aber du darfst sie keinem verraten.“

Vier Schulleiter durften "unter ihr" arbeiten

Monika Wendel schaut überaus zufrieden auf ihr langes Berufsleben zurück, während dem „vier Schulleiter unter ihr arbeiten durften“, wie Michael Mombaur scherzhaft anmerkte. „Die Marienschule war – neben meiner Familie – ein großer Inhalt meines Lebens“, so die 65-Jährige, die zwei Kinder hat und mittlerweile zweifache Großmutter ist.

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Wie sie ihren neuen Lebensabschnitt gestalten werde, darüber habe sie sich noch keine Gedanken machen können. „Ich habe immer Vollzeit gearbeitet, dazu die Kinder, das Haus und der Garten – da war schlichtweg keine Zeit mehr für Hobbys“, sagt Monika Wendel. Was sie aber ganz sicher schon weiß, ist, dass sie der Marienschule die Treue halten wird. „Bei Konzerten der Big Band oder Theateraufführungen werde ich auch in Zukunft immer sehr gerne dabei sein.“ 

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