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Wieverfastelovend in KallEin heißer Job auf engem Raum – Frittenbude in Kall

Lesezeit 4 Minuten

Kall – Ob Sitzung oder Ball – die Frittenbud’ gehört zum Karneval. Auch vor der Bürgerhalle in Kall an Wieverfastelovend. Um 16 Uhr beginnt die Party in der Bürgerhalle – und es ist nur wenig los. Gut 100 Besucher weniger als im Vorjahr registriert Reiner Müller von den „Löstige Bröder“. Warum? Auch die Drei von der Frittenbud’ vor der Halle wissen es nicht.

An ihnen kommen schließlich alle Jecken vorbei. Sind mehr als sonst zum Feiern nach Köln gefahren? Der „Verdacht“ bestätigt sich im Laufe des Abends nicht. Und Reiner Müller von den „Jonge“ ist angesichts der weitgehend leeren Halle etwas ratlos.

Es ist kurz vor 20 Uhr. Udo, Andrea und Ludwig Werle blicken aus dem knapp vier Meter breiten und rund 90 Zentimeter tiefen Innenraum des mobilen Heißkartoffelstreifen-Anbieterwagens nach draußen. Die Parole: „Wir bleiben offen! Auf jeden Fall bis Mitternacht. Und wenn es sein muss, auch noch etwas länger“, so Ludwig Werle. Und ist es nur ein eher kleines Schmölzjen, das Drinnen noch feiert – draußen gibt es von dem Trio aus Kall Warmes.

Es ist ja alles angerichtet. Werle, gelernter Metzgermeister, betreibt einen Partyservicedienst, an seiner Seite die beiden Imbissbudenfachkräfte: Werles Ehefrau Andrea ist die „Pommes-Tante“, sein Bruder Udo macht in Fleisch. „An die 100 Currywürste werden es heute Abend wohl trotzdem werden“, so der Mann fürs Heiße im Familienbetrieb.

Bei Udo Werle dampft’s, das muss man über Stunden mögen. Schön cross gebraten von allen Seiten muss das Rohmaterial sein – schließlich können vor ihm ja auch sommerliche Grillmeister stehen. Die haben einen geschulten Blick fürs richtig Angebräunte.

Im Wagen hängt an der Wand gut sichtbar die Erlaubnis für Ludwig Werle und seine Helfer, heute hier Speisen zum Verkauf anzubieten – schriftlich, vom Kreisgesundheitsamt ausgestellt. Ordentlich aufgelistet auch die Angebote des eingespielten Dreierteams: Pommes „Ruut-Wiess“ sind selbstverständlich, die Wurst ohnehin. Pommes mit Currywurst – das ist auch bei Werles Kunden der Klassiker. Alternativ Eifel-Gyros: „Schnibbelfleisch“.

„Hier schmeckt es einfach gut!“, sind sich wenig später Andreas Kohl aus Kall und Monique Werner aus Frohngau sicher. Die beiden sind es gewohnt, bei abendlichen Karnevalsterminen im Saal den Imbiss-Stopp davor zu machen. Was bei ihnen wie dem munteren Trio aus Katja Breuer, Jasmin Nöthen und Nadine Reusch auch praktische Gründe hat: Sollen alkoholische Getränke verzehrt werden, muss die entsprechende „Grundlage“ geschaffen werden. „Schnell, heiß, lecker“ lautet der Kommentar der Drei aus Kall zum Imbissbudenangebot.

Wenig später erweist sich Frittenbuden-Gast Tobias Wilke aus Wershofen als Kenner – in doppelter Hinsicht. Er geht zum einen als blonde Conchita Wurst, was jetzt irgendwie auch passt. Zum anderen bestellt er „Chicken mit Pommes“, denn, davon ist die große Blonde mit dem etwas hüftsteifen Gang überzeugt, „da mehr Fleisch drin ist, als in den Pommes“. Das solle aber kein „Blondinenwitz“ sein. An seiner Seite lacht Clarissa Trenzin aus Bad Münstereifel – Männer im Karneval eben! Doch Freund Tobias gibt einen wichtigen Hinweis: „Ich bin im Junggesellenverein, eine Feier ohne Frittenbud’ – undenkbar!“ An der Bude treffe man sich, man könne sich in Ruhe unterhalten, wenn im Saal die Musik zu laut sei. Das Büdchen ist das Kommunikationszentrum schlechthin.

Kaum sind die beiden wieder in der Bürgerhalle verschwunden, passiert erst mal nichts. Pause fürs Dreierteam im Wägelchen, doch Ludwig Werle bleibt gelassen. Das kennt er. Es ist gegen 22 Uhr, man wisse nie, „ob nicht doch noch ein Schwung kommt“. Also bleiben Fritteuse und Soßentopf auf Betriebstemperatur, der Grill sowieso. Um die Drei herum ist es so warm, dass eine kleine Zusatzheizung unnötig ist. Dafür wäre ohnehin kein Platz im bis auf den letzten Zentimeter verplanten Innenraum.

Kurz bevor man dennoch ins Grübeln kommen könnte, ob sich der Aufwand an diesem Abend lohnt, kommt Katrin Mauel aus Zingsheim vorbei: „Pommes mit Currysoße“. Eine Veranstaltung ohne Frittenbud’ vorm Saal ist auch für sie undenkbar: „Das erwartet man einfach. Das rundet das Ganze ab“. Oder nach Köln an Weiberfastnacht? Das kam für sie und auch für Andreas Züll aus Steinfeld nicht in Frage. Züll sagt ebenfalls: „Die Pommesbude gehört einfach dazu!“

Ludwig Werle nickt. Er kennt Züll wie die meisten Anderen vor der hohen Theke. Zur Not könnten sie bei ihm „anschreiben“ lassen. 1,50 für die Pommes. Beim nächsten Sommer- oder Feuerwehrfest in Kall kommen seine Gäste ohnehin wieder. An diesem Abend ist für das Team Werle um 23.45 Uhr Schluss – am Sonntag nach dem Kaller Zoch wird die Klappe wieder geöffnet.