Seit vielen Jahren ist der Kunsthandwerkermarkt in Euskirchen bei Ausstellern und Besuchern beliebt. Bei der 14. Auflage boten 38 Händler ihre Waren feil.
Kunsthandwerk38 Händler boten bei Markt in Euskirchen eine große Vielfalt

Korbflechter Alfred Lorse war mit einer Wagenladung Körbe nach Euskirchen gekommen.
Copyright: Stephan Everling
Vielfalt war Trumpf beim Kunsthandwerkermarkt in der Euskirchener Innenstadt. Von Schmuck über Textilien und Töpferwaren bis hin zu Dekoartikeln reichte das Angebot, das die 38 Händler auf ihren Tischen ausgebreitet hatten. Gut eingeführt ist die Veranstaltung, die seit 2011 jährlich vom Stadtmarketingverein Zeus veranstaltet wird und somit in diesem Sommer zum 14. Mal stattfand.
Mit einer großen Auswahl seiner Produkte präsentierte sich der Korbflechter Alfred Lorse aus Viersen-Dülken, der in diesem Jahr bereits zum fünften Mal auf dem Markt war. Sein Handwerk hat er von seinen Vorfahren übernommen. „Wir sind Korbflechter in der vierten Generation“, sagt er. Allerdings habe sich seine Nachkommenschaft dagegen entschieden, das Geschäft weiterzuführen.
Reparatur von Stuhlgeflechten lohnt eigentlich nicht mehr
„Das rechnet sich kaum, das geht nur bis Mindestlohn“, sagt Lorse zum Beispiel mit Blick auf die Reparatur von Stuhlgeflechten, die viele Stunden in Anspruch nehme. Doch für besonders wertvolle Stühle, zum Beispiel für Modelle des Designers Thonet, lohne es sich für die Käufer immer noch, beschädigte Sitzflächen wieder instandsetzen zu lassen.
Drei bis fünf Stunden benötige er, um einen Korb fertigzustellen. Die seien auch immer verschieden und für andere Einsatzzwecke. „Jeder Korb ist ein Unikat“, so Lorse. Deshalb gebe es die auch nicht in einem Online-Shop zu kaufen. „Auf Märkten kann ich den Kunden erklären, was an den Körben besonders ist“, sagte er.

Garne, die mit Naturfarben gefärbt sind, verkaufte Lydia Hufschlag
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Eine Ausnahme stellte Lorse zum Beispiel schon deshalb dar, weil er bei den Regenschauern, die sich am Nachmittag über dem Markt ergossen, nicht rannte, um seine Ware in Sicherheit zu bringen. „Die Körbe dürfen nass werden“, sagte er entspannt, während der Regen auf seinen Pavillon pladderte. Im Gegenteil: Es sei für die aus Weidenruten geflochtenen Körbe sogar gut, wenn sie einmal im Monat nassgemacht würden. „Aber auch sonst halten die 20 bis 30 Jahre“, sagte er.
Auf eine spezielle Zielgruppe hatte es Tina Kröll aus Dreis-Brück abgesehen. Denn sie war mit ihren selbst gebackenen Hundeleckerchen nach Euskirchen gekommen. Ob Leberwurst, Apfel-Möhre oder auch gebackene Banane, als Drops oder auch in Kuchenform, alles, was der Hund (oder vielmehr sein zahlender menschlicher Begleiter) begehren könnte, hat sie im Angebot.
Auch Menschen probieren schon mal die Hundekekse
Entwickelt habe sich das Geschäftsmodell fast schon zufällig, verriet Kröll. Vor acht Jahren habe sie einen Unfall gehabt und danach die linke Hand wieder fit kriegen müssen. Da sie gerne backe und Hunde habe, sei sie auf die handgemachten Leckerchen gekommen. „Die Leberwurstkügelchen waren der Anfang“, sagte sie lächelnd.
Nicht nur die Hand ist mittlerweile wieder einsatzfähig, sondern schon nach kurzer Zeit habe sich die Nachfrage nach den Hundekeksen entwickelt. Seit sechs Jahren fahre sie auf Märkte oder Hundemessen, um die Ware dort anzubieten. „Was den Hunden schmeckt, bleibt im Sortiment. Wir haben uns an die Geschmäcker der Hunde angepasst“, sagt sie. Für allergische Hunde würden auch spezielle Kekse mit Hilfe der Kölner Hundeernährungsspezialistin Sabine Dyck entwickelt. Den Teig mache sie selbst, betonte Kröll. Der sei auch für den menschlichen Verzehr geeignet. „Eben noch hat ein Passant einen Keks probiert und den Geschmack gelobt“, verriet sie und lachte.

Mit ihren Hundekeksen war Tina Kröll aus Dreis-Brück gekommen.
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Auf das Färben von Garnen verschiedenster Art mit Naturprodukten hat sich Lydia Hufschlag aus Stotzheim spezialisiert. Bereits seit rund 20 Jahren habe sie Erfahrung mit dem Metier. „Ich war damals in Wikinger- und Keltenlagern, in denen alle Teilnehmer etwas Besonderes konnten“, erinnerte sie sich. Um dabei nicht außen vor zu sein, habe sie sich dann die Färberei ausgesucht. Angefangen habe sie mit dem Klassiker: Zwiebelschalen. „Ich sammele überall Sachen, mit denen ich färben kann, zum Beispiel auch Avocadokerne“, verriet sie. Was für sie aus historischem Interesse angefangen habe, passe mittlerweile genau in die Zeit.
Ebenfalls ihr Hobby zum Beruf hat Ingrid Kreutz aus Erftstadt gemacht. Sie produziert leidenschaftlich gern Kinderkleidung bis Größe 122. „Wenn das Kind größer wird, gehen die Leute gerne in Billigläden“, hat sie festgestellt. Rund 300 Teile habe sie eingepackt, um sie in Euskirchen zu verkaufen. Sie müsse nicht von dem Verkauf ihrer Ware leben, da sie bereits in Rente sei. Nähen sei schon immer ihr Traum gewesen, sagte sie. Und so sitze sie sehr oft an der Nähmaschine. Ihr Mann Eddi, der ihr beim Verkauf der Waren half, fügte hinzu: „Als in der Coronazeit Masken gebraucht wurden, haben wir 1500 Stück produziert.“
„Mir tut das leid für die Händler, dass es immer wieder regnet“, bedauerte eine Zülpicherin, die mit Mann und Hund in Euskirchen unterwegs war. Die hätten sich so viel Arbeit mit ihren Waren gemacht, und nun sei das Wetter nicht gut, sagte sie. Sie sei gezielt zu dem Markt gekommen, zu dem sie gerne gehe. „Hier ist die Vielfalt so groß“, lobte sie das Angebot der Händler.