Billy Andrews begeisterte das Publikum im Euskirchener Stadttheater mit seinen rockigen Versionen klassischer Musik.
Konzert in EuskirchenBilly Andrews verpasst Mozart ein neues Gewand

Bei seinem Abschlusskonzert der aktuellen Tour „Rock meets Klassik“ begeisterte Billy Andrews als „The Dark Tenor“ sein Publikum im Euskirchener Stadttheater.
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Lange mussten die Euskirchener Musikfreunde auf ein Treffen mit Billy Andrews als „The Dark Tenor“ warten, doch nun wurde die Geduld belohnt. Eine Kehlkopfentzündung hatte seinen geplanten Auftritt im Mai verhindert, der am Samstag zum Abschluss seiner aktuellen Tournee nachgeholt werden konnte. Insgesamt 14 Konzerte habe er damals absagen müssen, und nun finde das Programm „Rock meets Klassik“ in der Kreisstadt ein würdiges Ende.
„Es fühlt sich trotzdem gar nicht wie ein Abschied an, weil wir schon Ende des Monats, am 28. September, in München mit der nächsten Tour starten“, erzählte der Musiker lachend, bevor er seinem Publikum im Stadttheater ein Geheimnis ins Mikrofon flüsterte: „Ich war vorher noch nie hier in Euskirchen.“
Die meisten Besucher hatten Billy Andrews noch nie live gehört
Wie sich schon bei seiner Folgefrage herausstellen sollte, nahmen ihm die Konzertbesucher diesen Umstand jedoch keineswegs übel, da auch sie zu rund 90 Prozent zum ersten Mal auf einem seiner Konzerte waren, wie eine Umfrage per Handzeichen ergab. „Dann ist es ja für uns alle heute ein Blind Date“, scherzte Billy Andrews und startete im Anschluss motiviert in sein Programm.
„Live gesehen habe ich den ‚Dark Tenor‘ zwar noch nicht, aber ich habe einige seiner Lieder auf YouTube gehört, und das war für mich die Entdeckung des Jahres“, schwärmte Zuschauer Marc. „Das Live-Konzert übertrifft das Ganze aber noch mal, und ich bin richtig froh, dass meine Freundin mich auf diesen Musiker aufmerksam gemacht hat.“
Ich habe 16 Jahre lang bei meiner Mutter Geige gelernt, und das hat uns beiden sehr wehgetan.
Wie der Titel der Tour bereits vermuten ließ, hatte sich Billy Andrews Musikstücken gewidmet, die zum Teil schon vor über 300 Jahren an den Höfen Europas zu hören waren. Die berühmten Klassiker von Wolfgang Amadeus Mozart, Johann Sebastian Bach, Pjotr Iljitsch Tschaikowski und zahlreichen weiteren Komponistenkollegen präsentierte der „Dark Tenor“ jedoch in einer deutlich moderneren Interpretation.
„Ich habe 16 Jahre lang bei meiner Mutter Geige gelernt, und das hat uns beiden sehr wehgetan. Denn ich habe schlecht gespielt, und sie war sehr streng“, berichtete der Musiker. Schon damals habe er sich auch in der Rockszene heimisch gefühlt, und mit seinem Programm „Rock meets Klassik“ wolle er beide Genres verbinden.
Die Band peppte Klassik mit E-Gitarre und Schlagzeug auf
„Wir zeigen heute, dass Beethoven, Bach und all die anderen die Rocker, Popper und Punks ihrer Zeit waren.“ Zu der schon im Original vertretenen instrumentalen Besetzung mit Piano und Cello gesellten sich am Samstag daher auch E-Gitarre und Schlagzeug, die die bekannten Melodien in ein neues Gewand kleideten.
Wummernde Bässe und eine imposante Lichterschau mit Stroboskop ließen auch das Publikum schon bald mit erhobenen Armen im Takt wippen, während die Musiker auf der Bühne headbangend sogar Einflüsse aus dem Metal-Genre aufleben ließen. „Meine Erwartungen waren schon ziemlich hoch, aber das übertrifft wirklich alles“, schwärmte Konzertbesucher Marc, der zwischen zwei Musikstücken versuchte, seine Begeisterung in Worte zu fassen.
Die Art, wie der ‚Dark Tenor‘ diese Lieder spielt, ist einfach genial.
„Ich finde viele der klassischen Lieder auch sehr schön zu hören, würde aber wahrscheinlich nie zu einem rein klassischen Konzert gehen. Die Art, wie der ‚Dark Tenor‘ diese Lieder spielt, ist einfach genial, und ich hoffe, dass er auch bei seiner nächsten Tournee wieder nach Euskirchen kommt.“
Eine Hoffnung, die angesichts der ausgelassenen Stimmung im fast vollbesetzten Stadttheater wahrscheinlich zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer teilten. Immer wieder riss das Publikum jubelnd die mitgebrachten bunten Leuchtstäbe in die Höhe, versuchte mit dem Handy Ausschnitte des Konzertes für die Lieben daheim festzuhalten oder stimmte in die bekannteren Textpassagen sogar selbst mit ein.
„Singt alle gerne laut mit und macht euch keine Gedanken, dass euch jemand hören könnte, denn wir sind sowieso lauter“, forderte der „Dark Tenor“ sein Publikum auf und fügte lachend hinzu: „Stellt euch einfach vor, ihr steht unter der Dusche und legt richtig los.“
Dieses Angebot nahmen viele der Konzertbesucher passend zu dem Tears-for-Fears-Stück „Shout“ auch gleich darauf dankend an und unterstützten den gesamten Abend über lautstark die Musiker auf der Bühne.