Wahrzeichen ist wegBundeswehr hat die Kugel an der Mercator-Kaserne Euskirchen abgebaut

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Das Bild zeigt den Rückbau und die Satellitenanlage unter dem „Ball“.

Das Radom, die weiße Kugel, an der Mercator-Kaserne in Euskirchen ist in den vergangenen Wochen abgebaut worden.

Die weiße Kugel an der Mercator-Kaserne in Euskirchen ist Geschichte. Die Bundeswehr investiert etwa 30 Millionen Euro in den Standort.

Die weiße Kugel auf dem Gelände der Mercator-Kaserne ist so etwas wie ein Wahrzeichen am Stadteingang von Euskirchen. Dabei muss es eigentlich heißen: Sie war ein Wahrzeichen. Die weiße Schutzkuppel, die 1985 als Wetterschutz über der Radaranlage errichtet worden ist, ist nicht mehr weiß.

Und vor allem ist kein Schutz mehr. Der Grund: Die Metallkonstruktion samt ihrer Schutzschicht mit den mehr als 100 Dreiecken aus speziellem Kunststoff ist Geschichte. Die Kugel ist keine Kugel mehr – und die Funkkaserne keine Funkkaserne.

Mercator-Kaserne Euskirchen: Nato-Dienststelle bereits 2018 aufgelöst

Die Bundeswehr wird nach eigenen Angaben das Radom, so wird die Kugel samt Satellitenanlage im Fachterminus bezeichnet, zurückbauen. Nutzer der Anlage war nach Angaben eines Sprechers des Kommandos „Cyber- und Informationsraum“ die NATO Communications and Information Agency (NCIA). Die Dienststelle sei 2018 aufgelöst und der Betrieb in Euskirchen eingestellt worden.

„Das nicht mehr für die Auftragserfüllung der NATO-Dienststelle erforderliche Radom wurde durch neue, mobile Technik abgelöst. Ferner ist die NCIA nicht länger in der Mercator-Kaserne beheimatet“, sagt der Sprecher auf Anfrage.

Bundeswehr investiert 30 Millionen Euro in Euskirchen

Die Infrastruktur sei daraufhin auf eine mögliche Folgenutzung geprüft worden, so der Sprecher. Federführend sei das Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr gewesen. „Nach Abschluss der Baumaßnahmen wird kasernenintern Personal des Zentrums für Geoinformationswesen in die Gebäude umziehen“, sagt der Sprecher Kommando Cyber- und Informationsraum.

Bis es so weit ist, werden aber noch einige Monate vergehen. Nach Angaben der Bundeswehr wird die Anlage bis Ende 2025 zurückgebaut. Anschließend wird die Bundeswehr nach derzeitigen Planungen etwa 30 Millionen Euro in den Standort an der Frauenberger Straße investieren. „Die Investitionssumme, aber auch der Zeitrahmen kann sich aufgrund der sich ändernden Wettbewerbsbedingungen noch verändern“, so der Sprecher.

Der Neubau auf dem Areal der Mercator-Kaserne soll der Bundeswehr zufolge im März 2030 beginnen. Abgeschlossen sein soll er im August 2033. Die Radaranlagen ermittelten laut Bundeswehr militärisch relevante Geodaten auf der Basis elektromagnetischer Wellen im Radiofrequenzbereich.

In den Gebäuden neben dem Radom, ein Kofferwort aus „Radar“ und „Dome“, befinden sich die Anlagen für den Betrieb und die Aufzeichnung der Daten. Das Areal war auf dem Bundeswehrgelände übrigens noch einmal mit einem zusätzlichen Zaun gesichert, weil es offiziell zur Nato gehörte.


Geschichte der Mercator-Kaserne in Euskirchen

Die insgesamt etwa 130.000 Quadratmeter einnehmende Mercator-Kaserne an der Frauenberger Straße nördlich von Euskirchen entstand ursprünglich zwischen 1936 und 1938 im Zuge des Ausbaus der Wehrmacht im nationalsozialistischen Deutschland.

Nach Kriegsende wurden dort zunächst Familien untergebracht, deren Gebäude beim Krieg stark zerstört worden waren. 1951 übernahm die belgische Armee die Anlage unter dem Namen „Selzate-Kaserne“ und erweiterte diese.

Seit 1970 nutzte die deutsche Fernmeldeweitverkehrskompanie die Kaserne und 1971 richtete die Big Band der Bundeswehr ihren Standort hier ein. Zum 10. Juli 1985 bezog das damalige Amt für Militärisches Geowesen (AmilGeo) die Mercator-Kaserne.

Das AmilGeo wurde nach der Zusammenlegung mit dem Amt für Wehrgeophysik zum Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr (AGeoBw) und heißt seit 2014 Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr (ZGeoBw). (tom)

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