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Erster RundgangDas sagt der Kirmesjunkie zur Donatus-Kirmes in Euskirchen

Lesezeit 6 Minuten
Das Fahrgeschäft Breakdance ist auf der Euskirchener Kirmes.

Gehört für einen echten Fan zum Rummel: das Fahrgeschäft Breakdance. Es steht auch wieder auf der Euskirchener Kirmes.

Am Freitag, 9. Mai, startet die Donatus-Kirmes in Euskirchen. Vier Tage lang bietet die zwei Kilometer lange Kirmesmeile mehrere Attraktionen.

Helmut Pütz ist süchtig – süchtig nach Kirmes. Der Euskirchener bezeichnet sich selbst als Kirmesjunkie. Im Sozialen Netzwerk „Facebook“ hat der 58-Jährige die Seite „Kirmesjunkie on Tour“ angelegt. Auf der veröffentlicht er immer wieder Bilder von den unterschiedlichsten Rummelplätzen in ganz Deutschland – und teilweise auch aus Luxemburg oder Holland.

„25 bis 30 Plätze im Jahr von Nord nach Süd, von West nach Ost steuern wir an. Von der Stotzheimer Kirmes über Pützchens Markt, die Dürener Annakirmes bis zum Oktoberfest“, erklärt der Euskirchener. Natürlich dürfen da die Donatus-Kirmes im Mai und der Simon-Juda-Markt im Oktober in der Kreisstadt nicht fehlen. „Euskirchen ist immer eine Herzensangelegenheit, das Heimspiel ist aber mittlerweile eher Pützchen“ (Pützchens Markt in Bonn), so der 58-Jährige, der oft in einem hellblauen Hemd über die Kirmes schlendert.

Urteil des Kirmesjunkies: Der Rummel in Euskirchen kann sich sehen lassen

Für Pütz ist das Kleidungsstück längst eine Art Markenzeichen, das für ihn zu einer Kirmes dazugehört wie ein Autoscooter oder der Duft von gebrannten Mandeln und Lebkuchenherzen. Kein Wunder also, dass Letztgenanntes auf dem blauen Hemd zu finden ist. Mit der Aufschrift: „Echte Pützchens Markt Freunde – Mit Herz und Seele“.

„Ich habe früher gedacht, dass ich der Einzige bin, der so ein beklopptes Hobby hat. Aber das ist nicht so“, sagt Pütz. Und da er eben mit dieser Leidenschaft nicht allein ist, ist aus dem Ich ein Wir geworden. Man trifft sich auf den Rummelplätzen, tauscht sich in Sozialen Netzwerken aus und philosophiert über die neuesten Fahrgeschäfte. Eine solche Premiere sei auch in Euskirchen geplant gewesen. Doch das Überkopf-Fahrgeschäft „Mad Max“ wird es auf dem Charleviller Platz bei der Donatus-Kirmes nicht geben. Stattdessen wird dort eine Geisterbahn stehen.

Helmut Pütz trägt ein hellblaues Hemd und hat eine Kamera in der Hand. Er geht vor der Eröffnung über den Kirmesplatz in Euskirchen.

Hellblaues Hemd und Kamera: Der Euskirchener Helmut Pütz ist ein Kirmesjunkie. Und die Donatus-Kirmes ist für ihn eine Herzensangelegenheit.

Zwei Mädchen sitzen in einem Fahrgeschäft und haben Spaß an der Kirmes in Euskirchen.

Auch für die jüngeren Besucher ist beim Rummel in der Kreisstadt wieder gesorgt. Es gibt Karussells und Zuckerwatte.

Aber auch so kann sich laut Pütz die Euskirchener Kirmes – vor allem der Charleviller Platz – sehen lassen. „Auf ein Fahrgeschäft wie Predator kann man stolz sein. Der stand bis vor wenigen Tagen noch in Nürnberg und fährt direkt nach Krefeld weiter“, sagt Pütz. Kirmesjunkies wissen eben auch über die Routen der einzelnen Schausteller Bescheid.

Was darf auf einer Kirmes nicht fehlen?

Und was gehört für ihn zu einem guten Rummel dazu? „Wäre ich Marktleiter, würde ich versuchen, immer ein Riesenrad, einen Autoscooter, ein Berg-und-Tal-Fahrgeschäft und den Klassiker, den Breakdance, dabei zu haben“, sagt der Euskirchener, während er über den knapp zwei Kilometer langen Kirmesparcours schlendert. Das ist am Mittwochnachmittag bereits das vierte Mal der Fall. Bereits am Montag hat er mehrere Hundert Fotos von den Aufbauarbeiten geschossen – am Dienstag auch.

Nach der Absage von „Mad Max“ ist es für den 58-Jährigen am Mittwoch also durchaus spannend, zu Fuß auf den Charleviller Platz abzubiegen. Denn die Alternative zum Überkopffahrgeschäft hat sich bei den Kirmesfreunden gerüchteweise bereits herumgesprochen. Aber sie dann mit eigenen Augen zu sehen, sei dann doch noch mal etwas anderes, so Pütz. Der fotografiert nicht nur die Aufbauarbeiten, sondern hat auf diversen Rummeln auch schon beim Auf- und Abbau selbst mit Hand angelegt. „Ich kenne also auch den Blick hinter die Kulissen“, berichtet der leidenschaftliche Kirmesjunkie: „Innerlich bin ich wohl immer ein Kind geblieben.“

Der Experte erkennt sofort die Veränderungen an Fahrgeschäften

Die Freude am Rummel sei ihm vor vielen Generationen in die Wiege gelegt worden. „Natürlich musste ich meine Eltern früher jeckmachen, dass wir auf die nächste Kirmes fahren. Mehr als mit dem Rad nach Rheinbach war als Jugendlicher ja nicht drin“, erzählt Pütz, als er vor dem Autoscooter auf dem Annaturmplatz stehen bleibt. „Die Lampen und die Motivdrucke sind neu. Und sie sind nicht mehr lackiert, sondern foliert. Die Schaustellerfamilie Barth hat im Winter wohl viel an ihrem Autoscooter gearbeitet“, so Pütz.

Überhaupt wirft der 58-Jährige mit Namen von Schaustellern um sich, wie andere mit denen von Musikern oder Fußballern.

Erinnerungen an Losbuden und Topfpflanzen auf Euskirchener Kirmes

Eine Euskirchener Schaustellerfamilie habe ihm mal aller Kirmesromantik beraubt. Während die Schaustellerin nämlich auf der einen Kirmes gewesen sei, habe ihr Mann auf einer anderen gearbeitet. Zwischen Auf- und Abbau sei das Kind ins Internat gebracht worden. „Romantisch ist da nicht viel dran“, sagt Pütz, der kein großer Fan des Festzelts auf dem Charleviller Platz ist. „Wir sind auf einer Kirmes – und nicht auf dem Schützenfest. Natürlich würde ich mir dort ein Fahrgeschäft mehr wünschen“, sagt er.

Er könne aber verstehen, dass die Stadt den Weg gegangen sei, zumal das Zelt von den Besuchern gut angenommen werde. „Und über Geschmack lässt sich auch auf einer Kirmes vortrefflich streiten“, so Pütz weiter.

Er könne sich noch an die Losbuden auf dem Euskirchener Rummel erinnern. Da sei früher jeder mit einer Topfpflanze vom Alten Markt zum Charleviller Platz und zurück gelaufen. Heute rentiere sich ein solcher Kirmesklassiker in Euskirchen nicht mehr. Moderne Greiferspiele haben das klassische Glückspiellos abgelöst.

Und wie es sich für Pütz bei der Euskirchener Kirmes als Herzensangelegenheit gehört, will er sich den obligatorischen Fassanstich von Bürgermeister Sacha Reichelt am Freitag um 16 Uhr vor dem Festzelt auf dem Charleviller Platz nicht nehmen lassen – natürlich wieder mit seinem hellblauen Hemd samt Lebkuchen und Digitalkamera, um die nächsten hundert Fotos für seinen Social-Media-Account zu schießen.


Messer- und Cannabisverbot

Die mobile Wache der Polizei und die Erste-Hilfe-Station des Deutschen Roten Kreuzes werden während der Kirmes an der Bergerstraße Ecke Carmanstraße vertreten sein. Die Präsenz der Ordnungsbehörde und der Polizei wird nach Angaben der Stadt Euskirchen „deutlich verstärkt.“

Ein Messerverkaufsverbot bestehe auf den Euskirchener Kirmessen bereits seit 2023, heißt es seitens der Stadt in einer Pressemitteilung. Das Tragen von Waffen jeglicher Art, auch von Messern, sei per Gesetz und der Platzordnung der Stadt Euskirchen ausdrücklich verboten. Außerdem besteht für das gesamte Gelände der Donatus-Mai-Kirmes während der Öffnungszeiten ein Cannabiskonsumverbot.


Öffnungszeiten

Geöffnet hat die Kirmes am Freitag von 16 bis 24 Uhr. Am Samstag kann sie von 14 bis 24 Uhr besucht werden, das Zelt auf dem Charleviller Platz ist bis 1 Uhr geöffnet. Am Sonntag beginnt der Rummel um 11 und schließt um 22 Uhr. Am Montag hat die Donatus-Kirmes von 12 bis 22 Uhr geöffnet – die Fahrgeschäfte nehmen den Betrieb allerdings erst ab 14 Uhr auf.  


Änderungen bei den Stadtbussen

Die Stadtbuslinien 871 und 872 sind aufgrund der Kirmes nach Angaben der SVE leicht verändert. Auf der 871 Richtung Memelstraßee entfallen bis zum 13. Mai die Haltestellen Sebastianusstraße, Charleviller Platz und Röntgenstraße. Ersatzweise werden die Haltestellen Schillingstraße und Jülicher Ring/Kreishaus angefahren.

Auf der Linie 871 Richtung Bahnhf entfallen bis zum 13. Mai die Haltestellen Charleviller Platz und Bergerstraße. Ersatzweise wird die Haltestelle Elbinger Straße angesteuert.

Auf der Linie 872 Richtung Theodor-Körner-Straße entfallen die Haltestellen Evangelische Kirche, Spiegelstraße, Baumstraße und Kirchstraße. Als Alternative werden die Gerberstraße und Luisenplatz angefahren.