Rund 400 Vorschulkinder lernten beim Euskirchener Stadttheater, wie man ein Hörspiel produziert.
HörpsielTrampeln und Klopfen für den Kinderfresser im Euskirchener Stadttheater

Wie man ein Hörspiel produziert, lernten im Euskirchener Stadttheater rund 400 Vorschulkinder und waren selbst an der Entstehung beteiligt. Andrea Herrmann (r.) moderierte und begleitete die Vorstellung pädagogisch.
Copyright: Frank Neuenhausen
Lebendig, laut und voller Fantasie – so ging es jüngst im Stadttheater Euskirchen zu, als rund 400 Vorschulkinder das Hörspiel- und Buchabenteuer vom „Kinderfresser“ miterlebten und mitgestalteten.
Bereits zum siebten Mal war das Trio um Autor Klaus Strenge, Peter Wieschermann und Andrea Herrmann zu Gast in Euskirchen, um eine neue Episode aus dem Leben des „freundlichsten Monsters der Welt“ auf die Bühne zu bringen.
Kinder förmlich in den Bann gezogen
Schon bevor das eigentliche Vorlesen begann, zog Andrea Herrmann die Kinder mit ihrer lebendigen, kindgerechten Art in den Bann. Papiertüten wurden verteilt, mit denen die Kinder später prasselnden Regen nachahmen sollten – denn das Publikum war Teil einer besonderen Produktion: Es sollte live erleben, wie ein Hörspiel entsteht. Einige Kinder durften auf die Bühne und mit Rasseln, Trommeln oder anderen Alltagsgegenständen Geräusche erzeugen.
Auch zwei Kita-Mitarbeiterinnen stiegen in die Lesung ein und übernahmen kleine Rollen – mit hörbarem Engagement und Begeisterung. Dann wurde geübt: Trampeln, Klopfen, Zählen, Rascheln – jedes Kind machte mit. Als schließlich Klaus Strenge und Peter Wieschermann die Bühne betraten, war die Spannung im Saal greifbar.
Ein bisschen Grusel gehört dazu
Ein bisschen Grusel gehört beim „Kinderfresser“ immer dazu. „Das Monster mit dem furchterregenden Namen entpuppt sich als Helfer für Kinder in Not“, erklärt Strenge. Das Stück habe zwei Ziele: Kinder sollen lernen, wie man mit Angst umgehen kann – und sie gleichzeitig für das Lesen begeistern. „Zu Beginn sind viele Kinder unsicher, was sie erwartet. Doch am Ende ist die Angst, mit der sie hineingegangen sind, verschwunden“, sagt Wieschermann. Und Strenge ergänzt: „Am nächsten Tag erinnern sich die Kinder vielleicht nicht mehr an jedes Detail, aber sie nehmen mit, dass man über Ängste sprechen darf – und dass man etwas dagegen tun kann.“
Auch die Leseförderung steht im Mittelpunkt. Pädagogin Andrea Herrmann weiß aus Erfahrung: „Viele Kinder bitten ihre Eltern nach der Veranstaltung, ihnen das Buch zu kaufen.“ Für unterschiedliche Altersgruppen hat das Team inzwischen eigene Bühnenfassungen entwickelt – für Vorschulkinder, Erst- und Zweitklässler sowie für die dritten und vierten Klassen. „Wir erreichen pro Jahr rund 10.000 Kinder“, berichtet Herrmann.
Die Veranstaltungen sind immer sehr schnell ausgebucht.
Damit diese Arbeit überhaupt möglich ist, unterstützen mehrere Partner das Projekt: die Stiftung der Sparda-Bank, die Leseförderung NRW, die Duda-Kinderzeitung und der Kinderschutzbund. So bleiben sowohl Bücher als auch Veranstaltungen für Kitas und Schulen bezahlbar.
Im Kreis Euskirchen werden die Auftritte vom Kommunalen Integrationszentrum begleitet, das Teil des Kommunalen Bildungszentrums (KoBIZ) ist. Dort koordinieren Maria Flörchinger und Judit Jacobs die Termine. „Die Veranstaltungen sind immer sehr schnell ausgebucht“, berichtet Flörchinger. „Sie sind inzwischen Tradition und werden von den Kitas begeistert angenommen.“
Tatsächlich zeigte sich im Stadttheater, wie gut das Konzept funktioniert: 400 Kinder aus 28 Kitas machten mit, lachten und staunten. Ganz nebenbei lernten sie, wie man mit einfachen Mitteln Geräusche für ein Hörspiel oder einen Film erzeugt.

