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Stadttheater EuskirchenSo lustig wie bei Professor Klaus Püschel kann Forensik sein

3 min
Prof. Dr. Klaus Püschel steht rechts auf der Bühne und gestikuliert. Auf einer Leinwand ist ein großes Porträt von ihm zu sehen. Links steht Moderator Dr. Tino Grosche.

Spannend und humorvoll berichtete Prof. Dr. Klaus Püschel (r.) von seiner Arbeit als Rechtsmediziner. Links im Bild: Dr. Tino Grosche.

Klaus Püschel unterhielt bei seinem Auftritt im Euskirchener Stadttheater mit spannenden Fällen aus seiner Tätigkeit als Rechtsmediziner.

Stimmungsvolle Konzertabende mit namhaften Musikerinnen und Musikern aus der ganzen Welt, eindrucksvolle Tanzaufführungen oder auch komödiantische Auftritte zählen im Euskirchener Stadttheater zum Alltagsgeschehen. Am Mittwochabend standen mit der „Blutspuren-Tour“ hingegen außergewöhnliche Todesfälle und die damit verbundenen Straftaten im Fokus.

Diese waren zudem nicht etwa Teil der Handlung eines neuen Eifelkrimis, sondern es handelte sich dabei um tatsächlich stattgefundene Verbrechen und Unfälle, deren Folgen Rechtsmediziner Prof. Dr. Klaus Püschel in den vergangenen Jahrzehnten als Forensiker untersucht hatte.

Einige Fälle sind bis heute nicht aufgeklärt

Obwohl zu den dargestellten Beispielen sogar einige Fälle zählten, die als sogenannte „Cold Cases“ bis heute nicht aufgeklärt werden konnten, machte der Rechtsmediziner gemeinsam mit seinem Moderationskollegen Dr. Tino Grosche schon früh am Abend deutlich, dass sie das gesamte Thema mit einer ordentlichen Portion Humor angehen wollten. „Bei Fragen zum Programm blende ich auf der Leinwand meine Telefonnummer ein. Dann stehen wir Ihnen auch gerne beratend zur Seite, wenn Sie selbst den nächsten Mord planen“, verkündete Grosche augenzwinkernd.

In vielen Teilen der Welt, von seiner Heimatstadt Hamburg bis nach Ägypten und Syrien, war Klaus Püschel aus beruflichen Gründen aktiv. Er war auch an medienwirksamen Fällen wie beispielsweise als Berater beim Prozess gegen den Wettermoderator Jörg Kachelmann oder einem „Voodoo-Mord“ im westafrikanischen Benin beteiligt.

Die Explosion war so stark, dass sich das mehrere Zentimeter dicke Metall des Brennofens verbogen hat.
Prof. Dr. Klaus Püschel

Sein erster vorgestellter Fall führte das Publikum zunächst in den Norden Deutschlands, und er sollte sogar erst im Krematorium eine ungewöhnliche Wendung nehmen. Dort riss eines Abends ein ohrenbetäubender Knall die Mitarbeiter aus ihrer Routine. „Die Explosion war so stark, dass sich das mehrere Zentimeter dicke Metall des Brennofens verbogen hat und sogar in den Nachbarzimmern die Türen aus den Angeln geflogen sind“, berichtete Klaus Püschel.

Die Angestellten vor Ort hatten sich bereits zähneknirschend mit der Vermutung abgefunden, einen Fehler begangen zu haben, der dann zu einer Verpuffung geführt habe, bis der Forensiker ihnen den wahren Grund präsentierte. „Die Person im Brennofen hatte mit einer Plastiktüte über dem Kopf, in die sie Lachgas eingelassen hatte, eine Selbsttötung begangen.“

Knallgas explodierte im Krematoriumsofen

Da besagtes Lachgas nach wie vor im Blutkreislauf des Toten vorhanden gewesen sei und bei den im Krematoriumsofen herrschenden Temperaturen explosiv reagiere, kam es zu dem von Klaus Püschel geschilderten Zwischenfall, der neben 150.000 Euro Sachschaden zudem einige Angestellte mit Knalltrauma zurückließ.

Neben spezifischen Beispielen erlaubte der Rechtsmediziner seinen Zuschauern auch einen Blick in seine allgemeine Arbeit, für die er alle Sinne habe einsetzen müssen. „Den Geschmackssinn können wir dank moderner Schnelltests glücklicherweise überspringen“, scherzte Püschel. „Wenn sich in einer Fernsehserie aber jemand ein Gel unter die Nase schmiert oder sich aufgrund des Geruchs angewidert abwendet, dann hat diese Person nicht viel Ahnung von dieser Tätigkeit.“

Manchmal sagt nur der Geruch etwas über die Todesursache aus

In einigen Fällen, wie beispielsweise dem Einsatz von Zyankali, könne die Todesursache sogar oft nur aufgrund des an Bittermandel erinnernden Geruchs festgestellt werden. Zwischen all diesen Erfahrungsberichten betonte Klaus Püschel daher auch immer wieder die Bedeutung der Forensik selbst bei eindeutig erscheinenden Todesfällen.

Ein Hausarzt, der seinem an Lungenkrebs im Endstadium erkrankten Patienten eben jenen als Todesursache diagnostizierte, sei bei der anschließenden Untersuchung schnell eines Besseren belehrt worden. „Die Leichenflecken zeigten den Abdruck einer Schusswaffe, mit der sich der Patient einen Kopfschuss versetzt hatte und die ihm danach aus der Hand gefallen war.“ Das am Ort des Todes vorhandene Blut habe der Arzt zuvor dadurch erklärt, dass der Lungenkrebs die Hauptschlagader angegriffen habe.

Informativ und trotz des ernsten Themas stets mit einem Blick auf die skurrilen Einzelheiten verband Klaus Püschel seine Erzählungen zu einem spannenden Bühnenprogramm, das viele Gäste im Euskirchener Stadttheater mit einer ungeahnten Gefühlsachterbahn konfrontierte.