Mehr als ein Vierteljahrhundert vertrat Manfred van Bahlen die FDP im Euskirchener Stadtrat. Seine Bilanz fällt gemischt aus.
AbschiedMitgestalten statt meckern ist das Motto des Euskircheners Manfred van Bahlen (FDP)

Manfred van Bahlen, FDP, ist nach 26 Jahren aus dem Euskirchener Stadtrat ausgeschieden.
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Manfred van Bahlen wird bald 72. Da ist es an der Zeit, findet er, Platz zu machen, damit mehr junge Leute in der Politik mitmischen können. So formulierte er es kürzlich in seiner Abschiedsrede im Euskirchener Stadtrat, in dem er 26 Jahre die FDP vertreten hat. Vollständig wird er sich allerdings nicht zurückziehen.
Er bleibt der Fraktion als Geschäftsführer erhalten. So kann die FDP weiter von seiner langjährigen Erfahrung profitieren. Auch ein Engagement als Sachkundiger Bürger in einem oder zwei Fachausschüssen sei nicht ausgeschlossen, sagt der Euskirchener im Gespräch mit dieser Zeitung.
Manfred van Bahlens lokalpolitische Laufbahn begann 1989
Damit würde sich ein Kreis schließen, denn als Sachkundiger Bürger hatte er seine lokalpolitische Laufbahn auch begonnen. Das war 1989, ein Jahr nach dem Eintritt in die FDP. Im Sportausschuss lief er sich sozusagen warm, bevor er zehn Jahre später auf Stadtebene erst einmal ausgebremst wurde, denn die FDP scheiterte in der 1994er-Wahl an der damals noch existierenden Fünf-Prozent-Hürde.
So arbeitete er fünf Jahre als Sachkundiger Bürger in der Kreistagsfraktion mit, bevor er 1999 in den Rat gewählt wurde. „Meine Wegbegleiter zu Beginn waren Ulf Schlüter und Heribert Spitz“, erinnert er sich. Schlüter löste er 2004 als Fraktionschef ab – ein Posten, den er anschließend zwei Jahrzehnte lang innehatte, ehe Heribert Spitz‘ Sohn Arne an seine Stelle trat.
Längst weiß ich: Da muss man gewisse Abstriche machen.
„Ich bin in die Politik gegangen, weil ich nicht über bestimmte Zustände meckern, sondern weil ich mitgestalten wollte“, erzählte er im Rat, als die ausscheidenden Mitglieder verabschiedet wurden. Auslöser sei der Wunsch gewesen, auf der Boenerstraße einen Fußgängerüberweg einrichten zu lassen, um die Sicherheit auf dem Schulweg seines Sohnes zu erhöhen, der gerade in die erste Klasse gekommen war.
Das Vorhaben erwies sich als zähes Unterfangen: „Der Überweg kam, als mein Sohn kurz vor dem Abitur stand“, so van Bahlen. „Dabei hatte ich mir eingebildet, dass Politik für die Bürger da ist. Längst weiß ich: Da muss man gewisse Abstriche machen.“
Dem Euskirchener wurde klar, wie frustrierend Ratsarbeit sein kann
Der Liberale kann eine Reihe von weiteren Initiativen aufzählen, die illustrieren, wie mühsam und oft auch frustrierend Ratsarbeit ist. So habe seine Fraktion schon vor Jahren beantragt, die Waldflächen rund um Euskirchen auszudehnen. „Passiert ist so gut wie nichts.“
Auf einen Wohnmobilpark mit Ver- und Entsorgungseinrichtungen, für den die FDP sich jahrelang eingesetzt habe, warte man in der Kreisstadt ebenfalls schon lange. Dass Reisemobilisten an der Therme parken könnten, sei für sie und für die Betreiber des Freizeitbades zwar schön, bringe der Stadt aber wenig bis nichts: „Eine solche Anlage muss näher am Zentrum liegen, wenn man Touristen in die City locken will, damit auch andere profitieren“, sagt van Bahlen.
Einen Wohnmobilpark hat Euskirchen immer noch nicht
Der Standort an der Erftbrücke Kölner Straße habe sich nach langen Diskussionen zerschlagen. „Da hätte ich mir von der Verwaltung statt der Erklärung, warum etwas nicht geht, neue Lösungsvorschläge gewünscht.“ Dies gelte auch für das FDP-Anliegen, den Parkplatz am Friedhof Frauenberg aufzuwerten.
Enttäuschungen will er im Rückblick aber keineswegs in den Vordergrund rücken. Das Positive überwiege. „Ich habe in der Politik viele Menschen kennen und schätzen gelernt.“ Gerne erinnere er sich an die Anfangszeit zurück. „Man verstand sich gut. Da ging man nach einer Sitzung öfter mal zusammen ein Bier trinken“ – auch mit Leuten aus anderen Fraktionen wie Albert Wichterich (CDU) oder Josef Schleser (SPD).
Es ist ja besser, mit dem Florett als mit dem Dreschflegel zu kämpfen.
Über die Arbeit im Rat sagt er: „Wenn kleine Fraktionen, wie die FDP eine ist, von den großen ausgebremst werden, müssen sie sich mit anderen zusammentun, um etwas zu erreichen. Natürlich ist man glücklicher, wenn man seine Vorstellungen durchbringt, man muss aber das Mehrheitsprinzip akzeptieren.“ Froh ist er, dass die Diskussionen im Ratssaal fast immer gesittet und mit einem gewissen Stil vonstattengingen: „Es ist ja besser, mit dem Florett als mit dem Dreschflegel zu kämpfen.“
Unter dem Strich habe sich Euskirchen in der Zeit, in der er Stadtverordneter war, positiv entwickelt. „Im Bereich Schulen und Kitas beispielsweise haben wir viel bewegt. Und das Konzept für die City Süd, an dem wir lange gearbeitet haben, ist auch gut.“ Erfreulich sei, dass die Rivalität zwischen Kernstadt und Außenorten nicht mehr so stark sei wie früher. „Die Stadt muss aber immer darauf achten, dass die Dörfer nicht abgehängt werden. Dort wird sehr viel in Eigenleistung geschafft, das verdient Anerkennung und, wenn nötig, finanzielle Hilfe.“
Wichtig für weitere Entwicklungsschritte sei, dass Euskirchen über eine gute Finanzausstattung verfüge. „Dazu gehört eine gute Industrie- und Gewerbepolitik, wobei es helfen würde, wenn endlich die LEP-Fläche am Silberberg vermarktet würde.“ Und noch etwas anderes habe ihm immer am Herzen gelegen: die Unterstützung des Breitensports, „wegen seiner großen integrativen Kraft“, sagt van Bahlen.
Er hat bis zum Ruhestand lange im höheren Verwaltungsdienst beim Landschaftsverband Rheinland gearbeitet. Jetzt, nach dem Abschied aus dem Rat, wird er endlich die Zeit haben, „öfter mal wieder ein Buch zu lesen – und nicht immer nur Sitzungsvorlagen“. Und auch seinen anderen Hobbys wird er sich häufiger widmen können: Mehrtagestouren mit Fahrrad und Motorroller.

