„Begeistern statt belehren“Neue Grünen-Führungsspitze hat viele Ziele für Euskirchen

Lesezeit 3 Minuten
Es ist die neue Sprecherin  der Grünen-Ratsfraktion Euskirchen, Dr. Simone Galliat, mit dem Sprecher und der Sprecherin des Ortsverbandes, Dr. Thomas Keßeler und Sabine Repschläger zu sehen.

Die neue Sprecherin der Grünen-Ratsfraktion, Dr. Simone Galliat (M.), mit dem Führungsduo des Ortsverbandes, Dr. Thomas Keßeler und Sabine Repschläger.

Die neue Führungsspitze der Grünen-Stadtratsfraktion in Euskirchen skizziert die Ziele ihrer Politik. Ein eigenes Jugendamt ist eines davon.

Nach allem, was man hört, ging der Wechsel an der Spitze der Grünen-Stadtratsfraktion in Euskirchen nicht geräuschlos über die Bühne. Von möglichen Disharmonien wollen die Protagonistinnen und Protagonisten jedoch offenbar nichts an die Öffentlichkeit dringen lassen.

Die bisherige Sprecherin Dorothee Kroll und ihr Vize Guido Bachem jedenfalls veröffentlichten eine Presseerklärung, in der von Groll nichts zu spüren ist, nachdem sie von der Fraktion nach 26 Jahren im Amt nicht wiedergewählt worden waren. Und auch Krolls Nachfolgerin Dr. Simone Galliat war weit davon entfernt, schmutzige Wäsche zu waschen, als sie jetzt ihre Ziele für den Rest der Legislaturperiode umriss.

Kroll und Bachem prägten Erscheinungsbild

Dabei formulierte sie diesen Grundsatz: „Wir müssen begeistern statt belehren, um die Menschen mitzunehmen.“ Kroll und Bachem hatten das Erscheinungsbild der Grünen-Riege im Rat mehr als ein Vierteljahrhundert geprägt, jetzt sind sie einfache Fraktionsmitglieder.

„Wir wollen aber selbstverständlich weiter auf ihre Erfahrung und ihre Kompetenz zurückgreifen“, versicherte Galliat (45), von Beruf Musikwissenschaftlerin, in einem Gespräch mit dieser Zeitung, an dem auch – via Internet – ihr Stellvertreter Hans-Werner Ignatowitz teilnahm. Mit von der Partie waren zudem die Sprecherin und der Sprecher des Grünen-Ortsvorstandes, Sabine Repschläger und Dr. Thomas Keßeler.

Zuwachs an Mitgliedern

Der Ortsverband hat nach Angaben Repschlägers („Da ist jetzt deutlich mehr Leben drin“) rund 60 Leute in seinen Reihen. Lange Zeit seien es immer nur gut 20 Mitglieder gewesen, ergänzte Galliat. Von dem Zuwachs habe auch die Fraktion profitiert, der zehn Stadtverordnete sowie acht Sachkundige Bürgerinnen und Bürger angehören – etwa dadurch, dass sich das Spektrum an beruflichen Kompetenzen deutlich erweitert habe.

Repschläger umschreibt es so: „Es gibt einen guten Input aus verschiedenen Perspektiven.“ Durch die personelle Verstärkung, so Ignatowitz, hätten sich nicht zuletzt neue Mehrheiten in der Fraktion ergeben.

Öffentliche Veranstaltungen geplant

Dies war womöglich ein Grund für den Ausgang der Sprecherwahlen nach der Hälfte der Legislaturperiode: Galliat und Ignatowitz setzten sich mit 11:7 Stimmen gegen das lange unangefochtene Duo Kroll/Bachem durch.

Der Ortsverband will sich künftig mit öffentlichen Veranstaltungen, bei denen auch Nicht-Parteimitglieder willkommen sind, die Möglichkeit verschaffen, sich die Meinung von Politikinteressierten anzuhören, „die nicht auf der grünen Welle surfen“, so Repschläger.

Eigenes Jugendamt angestrebt

„Es wird immer viele Menschen geben“, ergänzte Ignatowitz, „mit denen wir nicht einer Meinung sind. Es ist aber besser, miteinander zu reden, um unterschiedliche Sichtweisen auszutauschen, als übereinander.“ Inhaltlich werde die Fraktion auf Kontinuität setzen, kündigte Galliat an. Wichtig sei den Grünen, dass in Euskirchen mehr bezahlbarer Wohnraum entstehe.

Zudem strebe man nach wie vor ein eigenes Jugendamt an: „Dadurch hätte die Stadt zum Beispiel die Kindergartenbedarfsplanung selbst in der Hand und sie könnte die Schulsozialarbeit aufstocken.“ Auch gelte es, das Klimaschutz-, das Mobilitäts- und das Radverkehrskonzept konsequent umzusetzen.

Lösung müsse in den Fokus genommen werden

Ignatowitz (55), Beamter im Bundesrechnungshof, sagte, dass unter Kroll und Bachem „vieles gut gelaufen“ sei: „Daran wollen wir anknüpfen.“ Dies könne aber nur gelingen, wenn in der Fraktion jetzt nicht zwei Lager entstünden. Darüber hinaus liege ihm auch ein gutes Verhältnis zu Bürgermeister Sacha Reichelt (parteilos) am Herzen.

Wer mag, kann aus diesem Satz Kritik an Dorothee Kroll heraushören, die als Fraktionssprecherin immer wieder mit dem Verwaltungschef aneinandergeriet. Thomas Keßeler erklärte dazu: „Wir wollen die Verwaltung weiterhin kritisch begleiten. Die Devise muss in der Politik aber immer lauten, statt des Problems die Lösung in den Fokus zu nehmen.“

KStA abonnieren