Feine SpürnasenRettungshunde trainieren in der Euskirchener Innenstadt

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Zwei Frauen in Einsatzkleidung und ein Rettungshund trainieren in einem Kaufhaus die Suche nach Vermissten.

Auch in der vor Gerüchen nur so wimmelnden Galeria Kaufhof findet sich Briard-Rüde Bailey zurecht und findet die in der Übung gesuchte Person.

Der Verein Mantrailer West und Mitglieder anderer Organisationen  simulierten in Euskirchen die Suche nach Vermissten.

Für einen Augenblick schnupperte Wolke an der Kreditkarte, schon nahm sie die Fährte auf. Zielsicher führte die zwölfjährige Zwergschnauzerdame ihre zwei Jahre jüngere Begleiterin Alexa durch die Euskirchener Innenstadt und kam wenige Minuten später am Ziel bei Werner Müller an. Der saß gemütlich in einem Café.

Da war klar, dass es sich nicht um einen Notfall handelte, sondern um eine Übung von Rettungshundeteams. Zum zweiten Mal hatten Gernot Sieger und der Verein Mantrailer West zu einem Treffen mit Trainern aus ganz Deutschland eingeladen, um Suchaktionen nach Vermissten zu simulieren.

Jugendliche dürfen trainieren, aber nicht in den Einsatz

„Man lernt seinen Hund bei diesen Übungen noch einmal völlig neu kennen“, erklärte Alexas Mutter Sandra Ulbrich: „Es entwickelt sich schnell ein ganz besonderes Vertrauensverhältnis. Meine Tochter ist schon jetzt besser im Umgang mit den Hunden als ich.“ Kinder im Alter von Alexa könnten neue Informationen schneller verarbeiten und besäßen ein noch besseres Gespür für die Vierbeiner, stimmte Gernot Sieger zu: In jungen Jahren mit dem Training zu beginnen, sei hilfreich. Beim Training ist für Kinder und Jugendliche Schluss, sagt Sieger deutlich: „In den Einsatz geht niemand vor dem Erreichen der Volljährigkeit.“

Ein Mädchen und ihr Hund trainieren bei den Rettungshunde-Teams mit.

Ein gutes Team sind Wolke und Frauchen Alexa Ulbrich. Sie sind im Training dabei, in den Einsatz dürfen aber nur Volljährige.

Im Einsatz können den Teams Dinge begegnen, die die Psyche von Kindern und Jugendlichen überfordern. „Wir können nie sicher sein, ob wir die Personen noch lebendig vorfinden“, sagt Sieger: „Wir sind über jeden jungen Menschen dankbar, der mit Rettungshunden arbeiten möchte. Zu echten Notfällen würden wir sie jedoch niemals in so jungen Jahren schicken.“

Zum Übungstag waren auch Mitglieder des Roten Kreuzes und der Feuerwehr sowie des Bundesverbands für Rettungshunde und der Bundesarbeitsgemeinschaft Rettungshunde- & Hundeführender gekommen. „Leider hat sich in der Vergangenheit einige Male gezeigt, dass die Zusammenarbeit unter den einzelnen Organisationen nicht immer reibungslos läuft“, so Sieger. „Eine solche gemeinsame Aktion halte ich daher für sehr bedeutsam, um die Zusammenarbeit zu stärken.“

Auch in der Euskirchener Galeria Kaufhof wurde die Suche simuliert

Rund zwei Jahre dauere die Ausbildung eines Hundes, bis dieser einen entscheidenden Geruch ausfiltern und der Spur folgen könne. Daher fiel es Wolke auch nicht schwer, die durch zahlreiche Hände gegangene Kreditkarte ihrem Besitzer zuzuordnen. Sieger: „Der Hund filtert schnell den dominierenden Geruch heraus und ignoriert alle anderen. Dadurch kann er selbst anhand einer Zigarettenkippe den Raucher identifizieren.“

Vor Wolke hatte bereits Briardrüde Bailey sein Können unter Beweis gestellt. Für ihn ging es sogar quer durch das Warenhaus Galeria Kaufhof. „Auch bei den gestellten Einsätzen wollen wir für Mensch und Tier eine Routine entwickeln, Hemmschwellen zu überwinden“, so Sieger: Im Ernstfall müssten etwa auch Umkleidekabinen oder Privaträume betreten werden. In solchen Fällen sei wichtig, dem Hund zu vertrauen und ihm – anders als bei einem Spaziergang – die Führung zu überlassen: „Ein derart eingespieltes Team harmoniert auch ohne Worte und kann im Ernstfall Leben retten.“


Mantrailer West

Ehrenamtlich sind die Teams von Mantrailer West unterwegs – eine Rechnung wird nach Angaben des Vereins nicht gestellt. Auf seiner Internetseite beschreibt der Verein, dass die Helfer von Behörden wie von Privatpersonen angefordert werden können. Deutlich wird darauf hingewiesen, dass es sich bei den Mantrailern um ein ergänzendes Einsatzmittel handelt und sie parallel zu anderen Suchmaßnahmen, etwa durch die Polizei, Suchhubschrauber oder Flächensuchhunde, arbeiten. Auch dürfen zivile Mantrailer nicht zur Suche nach Straftätern eingesetzt werden.

Als Allheilmittel seien Mantrailer keinesfalls zu sehen, eine Erfolgsgarantie gibt es nicht, so der Verein: Spuren können beispielsweise abreißen oder der Hund aufgrund eines falschen Ansatzpunktes nicht in die richtige Richtung laufen. (arn) 

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