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Euskirchener GeschichtePils, Lager und Kölsch aus Euskirchen

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Euskirchen – Die Spuren sind nicht mehr sichtbar. Dort wo einst das erste Euskirchener Bier gebraut wurde, steht heute am Alten Markt der markante sogenannte Zeiger-Bau, für den 1973 das Hotel Joisten weichen musste. Drei Jahrhunderte zuvor begann in der Kreisstadt die Geschichte des Bierbrauens. „Der Ursprung liegt im Brauhaus «Auf’m Bau», das von Familie Baum betrieben wurde. Gestanden hat das Brauhaus Am Markt 12, rechts neben dem späteren Hotel Joisten“, sagt die Leiterin des Euskirchener Stadtarchivs, Gabriele Rünger.

Ein Nachfahre der Euskirchener Bierpioniere war Jakob Baum. Auch er betrieb in der Kreisstadt im 19. Jahrhundert am Viehplätzchens eine Wirtschaft mit angeschlossener Brauerei. Die Spuren seines Bruders Heinrich Josef waren bis vor wenige Jahre sogar noch zu sehen. Dort wo jetzt der Rüdesheimer Platz erstrahlt und früher viele Euskirchener bei Schumacher/Prumbaum die ersten Tanzerfahrungen sammelten, stand seine Brauerei nebst Gaststätte.

Im Jahr 1876 verlegte und erweiterte der „Baukruusch“ wie er genannt wurde, diese Brauerei an den Winkelpfad 14. Dort befand sich dann auch sein Vergnügungsetablissement, das auch einem Tanzsaal beherbergte. „Als um 1880 Heinrich Josef aus der Bierbrauerei ausschied, übernahmen sein Sohn Werner und seine Schwiegersöhne, Nikolaus Carl van Hooff und der in Köln lebende Adolf Theile die Brauerei“, sagt Rünger. Nur zehn Jahre später machte sich schließlich Adolf Theile selbstständig und gründete in der Bahnhofstraße/Ecke Alleestraße das Hotel zur Post nebst Brauerei in der Bahnhofstraße.

Die Brauerei in der Bahnhofstraße kaufte der aus Linz stammende Alois Steffens, der sich ebenfalls in die Brauerei am Winkelpfad einkaufte. Firmennachfolger war der gleichnamige Sohn. Die Brauerei in der Bahnhofstraße wurde aufgegeben, dort entstand der erste Standort der Rheinischen Obst- und Konservenfabrik, die Brauerei am Winkelpfad führte er weiter, so Rünger.

In beiden Brauereien seien bis in die 1920er-Jahre hinein neben Pils und Lagerbier auch das zur damaligen Zeit gerade in Mode gekommene obergärige Kölsch gebraut worden. Die Firmenmarke lautete bis zum Zweiten Weltkrieg „Bürgerbräu Euskirchen“. In den 1950er-Jahren wurde „Steffens-Pils“ aus dieser Brauerei. In den 1960er Jahren entstand dann daraus die „Rheinische Bürger-Bräu GmbH“ mit Sitz im Winkelpfad 14.

Ab 1966 zog das Unternehmen in die Roitzheimer Straße um. Eine zweite Euskirchener Biermarke, das Löwen-Bräu, geht auf die Familie Schroers zurück, die die gleichnamige Brauerei gründete.

Während die Reste der anderen Brauereien verschwunden sind, kann man diese auch heute noch in Euskirchen bewundern – zumindest äußerlich. Die Geschichte des Löwen-Bräu beginnt im Ratskeller gegenüber vom alten Rathauses. „Den Ratskeller betrieb Gottfried Schroers bis 1894, danach verpachtete er die Gaststätte bis 1911 und führte sie dann wieder selbst mit seiner unverheirateten Tochter“, berichtet die Leiterin des Stadtarchivs.

Wenige Jahre zuvor, im Jahr 1890, erbaute er ein Wirtshaus und eine Brauerei an der Kommerner Straße 76, die ab 1910 sein Sohn Michael Schroers führte. Die Brauerei ist zwar Geschichte, doch ein paar Hinweise auf die Brauerei-Geschichte in Euskirchen sind auch heute noch sichtbar. Das Hotel Rothkopf kann heute auf eine lange, um die 100 Jahre dauernde Geschichte zurückblicken. Zuerst war in dem Haus der Ausschank der benachbarten Löwen-Brauerei untergebracht, deren weitläufiges Gelände von der Kommerner Straße bis an den Hofpfad reichte.

Aus dieser Brauerei geht ab dem Jahr 1927 die Löwen-Brauerei GmbH hervor, die später über die Euskirchener Grenzen hinaus die Gaumen der Menschen erfreute (siehe „Warenzeichen ohne Verwendung“). Zu guter Letzt errichtete Anfang der 1880er-Jahre der aus Wichterich stammende Peter Josef Pohé eine Bayerische Bierbrauerei in der Frauenbergerstraße, so Rünger. Auch diese Spuren sind mittlerweile längst verblasst.