Filme leihen wie in alten ZeitenKunden kommen sogar aus der Eifel zur Euskirchener „Stern-Videothek“
Euskirchen – Der Regen prasselt auf die Schaufensterscheibe und die Reklametafel „Stern-Videothek“. Obwohl es ein ungemütlicher Vormittag ist, kommen immer wieder Kunden in den Laden, schütteln ihre nassen Schirme aus und bringen ausgeliehene Filme zurück.
„Früher haben wir an den Wochenenden und montags mit vier Mitarbeitern hier gestanden, weil der Zulauf so groß war“, erinnert sich Thomas Krupp. Früher, das fängt im Jahre 1984 an, als Krupp die Stern-Videothek in Euskirchen eröffnet hat. Anfang der 80er-Jahre boomte der Verleih mit Videofilmen. „Damals war das fast eine Sensation, wenn man Zuhause ausgeliehene Filme schauen konnte“, erinnert sich der 60-Jährige.
Streaming harter Konkurrent
Heute gibt es Angebote an allen Ecken. Vor allem Bezahlfernsehsender und Streaming-Dienste im Internet, die es den Kunden ermöglichen, für einen Abo-Preis auf allen Geräten Filme zu schauen, machen den klassischen Videotheken das Leben schwer. Aber auch die Firmen, die die Rechte inne haben, nehmen weniger Rücksicht auf die Videotheken. Früher kam ein Film ein halbes Jahr vor dem Verkaufsstart in den Verleih – heute sind es nur wenige Wochen.
Trotzdem kommen Thomas Krupp wenige Klagen über die Lippen. „Ich habe vor 15 Jahren schon gedacht, dass das Geschäft nicht mehr lange funktioniert“, lacht der Inhaber. Mittlerweile ist er seit 34 Jahren im Geschäft und bleibt zuversichtlich. „Ein paar Jahre funktioniert das hier noch“, sagt er über seine Videothek. „Die große Konkurrenz wird durch den Weggang vieler Mitbewerber in der Umgebung kompensiert“, erläutert Krupp. Zudem, so der Inhaber, sei es früher so gut gelaufen, dass man noch ein bisschen Spiel nach unten habe.
Paketpreis für mehrere Filme
Immer noch kommen viele Kunden an den Wochenenden, um sich DVDs oder Blu-ray für einen Filmabend auszuleihen. Darunter gibt es sogar Kunden, die aus Gemünd oder Schleiden bis nach Euskirchen kommen. Damit sich die Fahrt lohnt, bietet Krupp einen Paketpreis an, wenn man mehrere Filme leiht.
Die Stärken der klassischen Videothek sieht er beim Preis und in der Aktualität. Einen Film für einen Abend auszuleihen kostet einen Euro und dazu gibt es doch noch das Zeitfenster, in dem nur die Videothek den Film im Angebot hat. Wichtiger geworden ist der Verkauf, nachdem die Nachfrage nachlässt. Wenn also in den nächsten Wochen der neue Til-Schweiger-Film in die Videothek kommt, wird Krupp den Film massiv anbieten, bis die erste Nachfrage abebbt – danach werden die überschüssigen verkauft.
Zudem schwört Krupp auf den persönlichen Kontakt. Die Stern-Videothek hat keine Online-Präsenz, wer Filme reservieren will, macht das per Telefon. „Wir brauchen keine Internet-Seite“, sagt der Betreiber pragmatisch. Schließlich funktioniere das alles auch schon so. Filme empfehlen allerdings, überlässt Krupp seinen Mitarbeitern. „Wenn ich behaupten würde, ich wäre ein Filmfreak, wäre das glatt gelogen“, sagt er. Eher durch Zufall ist er ins Videothekengeschäft geraten, weil er damals in dem neuen Geschäftszweig eine Chance sah. Wenn seine Prognosen stimmen, kann er seinen Laden auch noch bis zur Rente führen.