Die Vorführungen und Workshops unter dem Motto „Kultur für Menschlichkeit“ sollen zu einer gegenseitigen Wertschätzung beitragen.
Konzert im WohnzimmerFrauenberger WG organisierte ein Festival in den eigenen vier Wänden

Das musikalische Duo Çin Çin begeisterte sein Publikum beim Wohnzimmerkonzert des Frauenberger Kulturfestivals.
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Die Liste von Tanz-, Musik-, Theatervorführungen und Workshops, die das Kulturfestival in Frauenberg bereithielt, hätte den Eindruck erwecken können, eine komplette Eventfirma stünde hinter der Organisation dieser Veranstaltungspremiere. In Wahrheit war die Initiative jedoch auf eine einzelne Wohngemeinschaft zurückzuführen, die einen Raum der Begegnung und kulturellen Unterhaltung schaffen will.
„In der heutigen Zeit leben wir in einer Welt voller Polarisierung und Krisen“, erklärte Initiatorin Anna Simonsmeier: „Wir haben uns deshalb die Frage gestellt, was wir selbst tun können, um die Zukunft zumindest ein klein wenig enkeltauglicher zu gestalten, weg von ständiger Spaltung und hin zu mehr gegenseitiger Wertschätzung.“ Diese selbstgestellte Frage hatten die WG-Bewohnerinnen und -Bewohner nun unter dem Motto „Kultur für Menschlichkeit“ beantwortet und ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt.
Auftritte inmitten des Publikums in heimeliger Atmosphäre
Eine Lichterkette und der auf dem Hoftor angebrachte Schriftzug „Kultur Festival“ wies den Gästen den Weg zum Veranstaltungsort. Wie die Ansammlung von Schuhen vor der Eingangstür bereits vermuten ließ, handelte es sich dabei keineswegs um einen großen Konzertsaal, sondern um das Wohnzimmer der Organisatoren, das sie für ihr Kulturwochenende für Besucher geöffnet hatten.
Vorbei an spielenden Kindern und plaudernden Eltern hatten die Besucherinnen und Besucher die Auswahl zwischen einfachen Stühlen, gemütlichen Sesseln oder auf dem Boden verteilten Sitzkissen. Und auch der knisternde Holzofen verströmte sofort eine entspannte Atmosphäre.
Eine aufwendige Bühne gab es nicht. Akteure wie das kurdisch-deutsche Musikerduo „Çin Çin“, das unter dem Titel „Auf dem Weg“ Indie-Folk-Klänge mit Gitarre und Geige präsentierte, nahmen inmitten ihrer Zuhörer Platz.
Die Festival-Gäste wurden in Frauenberg auch selbst aktiv
Den Auftakt des ersten Frauenberger Kulturfestivals bildete ein musikalischer Auftritt der Gruppe Iki Zeytin, die anatolische Folklore mit modernen Einflüssen vermischt. Doch auch Aktionen, bei denen die Gäste selbst aktiv werden durften, standen auf dem abwechslungsreichen Wochenendprogramm.
So ließen Besucherinnen und Besucher beim offenen Bewegungsfreiraum unterschiedliche Musikstile auf sich und ihren Körper wirken, um im Anschluss die dabei aufkommenden Gedanken und Gefühle in spontanen Bewegungen und Tänzen zum Ausdruck zu bringen. Auch der Trommelworkshop mit Musiker Florian Hausotter ließ Trommelanfänger und -kenner in die Welt der Rhythmen eintauchen.
„Es gibt meiner Meinung nach kaum ein besseres Mittel als Kunst und Kultur, um anderen Menschen seine Ideen, Visionen und Träume zu vermitteln“, erklärte Gastgeberin Anna Simonsmeier, die ihr Kulturfestival gerne zu einem jährlich stattfindenden Event in Frauenberg etablieren würde: „Dafür würde ich mir wünschen, dass auch mehr Menschen aus dem Ort Freude daran finden, etwas Neues auszuprobieren, was man vielleicht noch nicht aus seinem Alltag kennt."
Einmal im Jahr wolle man zu diesem Zweck gerne wieder das Wohnzimmer für Gäste öffnen, damit jeder seine verschiedenen Möglichkeiten und Fähigkeiten einsetzen kann. Denn Gemeinschaftskultur könne auch in Krisenzeiten Ressourcen teilen, fragen, wie es einander geht, und Geborgenheit geben.

