Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Georgschule EuskirchenDie Hauptschule als Auslaufmodel

Lesezeit 3 Minuten

Die Georgschule wird nach 2014 Euskirchens letzte Hauptschule sein.

Euskirchen – Die Hauptschule ist ein Auslaufmodell. In nur wenigen Jahren – keiner weiß genau, wann – wird es in der Stadt Euskirchen, die ehemals drei Hauptschulen hatte, keine einzige mehr geben. Nach der Nordschule schließt zum Ende des Schuljahres 2013/14 die Kuchenheimer Joseph-Emonds-Schule, übrig bleibt die Georgschule. Vorläufig zumindest.

„Wir werden nach den Sommerferien letztmalig Fünftklässler annehmen, zurzeit liegen 48 Anmeldungen vor“, erklärt der kommissarische Schulleiter Uwe Weber. 465 Mädchen und Jungen besuchen die Ganztagsschule an der Stettiner Straße momentan, 87 von ihnen werden am Schuljahresende entlassen – manche mit einem Hauptschulabschluss nach Klasse 9, die meisten mit einem 10-A- oder 10-B-Abschluss (Mittlere Reife).

Nicht alle schaffen auf direktem Weg den Sprung in den Arbeitsmarkt – trotz steigender Zahl der offenen Lehrstellen. Und das liegt nicht daran, dass Hauptschüler per se den Anforderungen des Arbeitslebens nicht gewachsen wären. Oftmals ist es allein das schlechte Image dieser Schulform, das Schülern die Chance auf eine Lehrstelle verhagelt.

Uwe Weber versucht, wie auch schon sein Vorgänger Frank Rosbund, mit immer neuen Ideen und Konzepten, die Schüler fit für die Zukunft zu machen und bereits rechtzeitig Verbindungen zu Betrieben und Ausbildungsstätten zu knüpfen. „Orientierung ist unser Ziel, wir werden nie alle in Ausbildung bringen“, sagt Weber. Aber es ist schon viel gewonnen, wenn der Schüler weiß, wohin er will und wie er das schaffen kann. Eine gemeinsame Idee von Rosbund und Weber war die Einrichtung einer Praxisklasse: „Diese Schüler machen in dem Jahr vor ihrem 10-A-Abschluss an zwei Tagen in der Woche ein Praktikum in einem Betrieb ihrer Wahl.“

Ein Erfolgsmodell, wie Weber versichert, fast alle der Jugendlichen seien bereits untergebracht, manch einer in dem Betrieb, in dem er seit beinahe einem Jahr unter Beweis stellen kann, was er zu leisten imstande ist.

Die beiden Klassenlehrer Petra Lüssem und Jörg Pawelak mussten zuvor jedoch viel Überzeugungsarbeit leisten, um die Betriebe ins Boot zu holen. Das Feedback aber sei sehr positiv, im nächsten Jahr soll die Praxisklasse wieder angeboten werden.

„Das Projekt wirkt sich positiv auf die Jugendlichen aus. Erstens schöpfen sie Hoffnung und Mut, dass sie ihre Ziele erreichen können, zweitens kämpfen sie gemeinsam und unterstützen sich dabei gegenseitig“, meint Petra Lüssem. Wenn die Hoffnung verloren ginge, würde gar nichts mehr funktionieren, weiß die Pädagogin aus Erfahrung.

Dass das System Hauptschule keine Zukunft hat und schon bald der Vergangenheit angehören wird, sehen viele Lehrer dieser Schulform kritisch. „Wir wissen aus unserer täglichen Arbeit, wie wichtig die begrenzte Größe einer solchen Schule ist. Bei uns geht es nicht um reine Wissensvermittlung, es geht oftmals um Beziehungsarbeit“, erklärt Uwe Weber und fügt an: „Diese Kinder brauchen ein Stück Heimat.“ Weber behauptet nicht, dass dies nicht auch in anderen Systemen zu bekommen sei, aber seine Skepsis ist ihm anzumerken. „Durch den Ganztag hier hat das schon Züge einer großen Familie; jeder weiß, worauf es ankommt, und wir Lehrer sind sehr nah an den Kindern dran.

“ Er sei grundsätzlich Optimist: „Wenn wir alles das, was wir hier an Erfahrung gesammelt und eingebracht haben, in das neue System transportiert wird, dann wird’s sicher positiv werden.“

Nach jetzigem Stand könnte dieses „neue System“ eine Gesamtschule sein. Jedenfalls hat der städtische Schulausschuss der Stadtverwaltung aufgetragen, die Gründung einer solchen Schule vorzubereiten. Die nächsten Beratungen zu dieser Frage sind für den 6. Juni vorgesehen.