Klassik in EuskirchenMitten im Konzert in Großbüllesheim fiel der Strom aus

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Die Sängerin Sonja Dehn, die an einem Pult steht, und der Organist Christophe Knabe während ihres Auftritts in der Großbüllesheimer Kirche.

Sonja Dehn, Mezzosopran, und Christophe Knabe, Orgel, brachten in St. Michael in Großbüllesheim „Licht und Schatten“ in kontrastreichen Stücken zu Gehör.

Sängerin Sonja Dehn und Organist Christophe Knabe ließen sich von der Störung nicht beeindrucken. Ihr Programm hieß „Licht und Schatten“. 

Es ist sicher die Ausnahme, dass mitten in einem Konzert der Strom ausfällt. So geschehen in St. Michael in Großbüllesheim. Und das bei der thematischen Überschrift „Licht und Schatten“. Trotzdem ungewollt und kein absichtlich herbeigeführter Effekt. Unheimlich wurde die Sache dadurch, dass die Orgel unvermindert weiterspielte, obwohl ihr Gebläse ebenfalls mit Strom betrieben wird.

Der Organist Christophe Knabe spielte seine Improvisationen zu einem Kirchenlied trotz seiner Verwunderung unverdrossen weiter. Hinterher gestand er: „Wäre der Ausfall nicht während der Fugen, sondern in den freien Interpretationen gekommen, hätte es mich vielleicht rausgebracht.“

Die Orgel in Großbüllesheim war für das Programm bestens geeignet

Knabes Spiel war auch an anderer Stelle anzumerken, wie verwachsen er mit der Orgel ist. Ab und an sah man ihn förmlich nachdenken, an welchem Platz bei dieser Orgel die richtigen Register für die nächsten Takte liegen. Eine elektronische Voreinstellung gibt es bei diesem Instrument nicht. Während des Nachdenkens arbeiteten sich dabei seine Finger weiter auf den Tasten vor, als hätten sie ein eigenes Gehirn.

In St. Michael trat er mit Sonja Dehn auf, die als Mezzosopranistin im klassischen Bereich ihr „Kerngeschäft“ sieht, wie sie es nennt. Schwerpunkt: Oratorien und Kirchenmusik. Die von Kirchenmusiker Volker Prinz vor Jahren konzipierte Orgel ist für dieses Zusammenspiel mit der Stimme bestens geeignet. Die Werke von Johann Sebastian Bach, Georges Bizet und unbekannteren Komponisten zeichnen Kontraste. Laut und leise, klar und dunkel, die Stimme von Dehn kann die volle Breite abbilden und das Thema darstellen.

Georg Schneider ergänzte das Konzert durch einen spirituellen Impuls

Georg Schneider, Oberstudienrat im Kirchendienst, griff die Grundidee des Programms in einem spirituellen Impuls auf. Er verwies darauf, dass es ein Unterschied ist, von Licht und Dunkelheit zu sprechen statt von Licht und Schatten. Während Erstere unvereinbare Gegensätze darstellen, gehören Licht und Schatten zusammen und bedingen einander. „Wenn wir im Schatten stehen, wissen wir um das Licht, das es braucht, um ihn entstehen zu lassen.“

Dieses Bild übertrug Schneider mithilfe eines mitgebrachten, kontrastreichen Gemäldes ins menschliche Leben. In den Schattenstunden des Lebens wisse man darum, dass es von anderswoher ein Licht geben müsse, das diesen Schatten werfe. Danach zu suchen, hält Schneider für einen guten Ansatz im Leben – und nicht zu meinen, man wüsste schon, wo und was dieses Licht sei.

Knabe und Dehn trugen ihr Programm zum ersten Mal vor. „Die Transkription war in der Vorbereitung unser Thema“, erklärte Dehn. Denn die meisten vorgetragenen Stücke seien für Orchester und nicht für Orgel geschrieben worden. Sie mussten deshalb umgeschrieben, also transkribiert werden. Herausgekommen sind bewegende und hörenswerte Lieder, die Dehn und Knabe trotz der kühlen Kirche herzerwärmend zu Gehör brachten.

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