WettbewerbDrei Zentner sind das Ziel

Lesezeit 3 Minuten
Ingo Cremer ist Beamter in der JVA Euskirchen und tritt bei den „World Police and Fire Games“ im Bankdrücken an.

Ingo Cremer ist Beamter in der JVA Euskirchen und tritt bei den „World Police and Fire Games“ im Bankdrücken an.

Euskirchen – 150 Kilogramm will Ingo Cremer stemmen. Dieses ehrgeizige Ziel kann er nur mit einem straffen Trainingsprogramm erreichen. Deshalb trainiert der 38-jährige Sportbeamte der Justizvollzugsanstalt (JVA) Euskirchen fünf Mal in der Woche je zwei Stunden. Sein Trainingsplan ist eng, denn schon am 1. August will er das angestrebte Ziel erreicht haben. Dann nämlich starten die „World Police and Fire Games“ (WPFG) im nordirischen Belfast, an denen Cremer in der Disziplin Bankdrücken teilnehmen wird.

„In meiner Gewichtsklasse kann ich ab 150 Kilo in den oberen Regionen mitmachen“, so der Sportler. Eigentlich wollte Cremer im Boxen antreten. Diesen Sport betreibt er mit Leidenschaft, und er trainiert bei „Faustkämpfer Düren Grüngürtel“ Schüler und Kadetten im Boxsport. Aber die olympische Regel, die auch bei den WPFG zum Einsatz kommt, besagt, dass man über 37 Jahren nicht mehr zum Boxen antreten darf. Deshalb scheiterte Cremers Versuch, sich für den Boxwettkampf anzumelden.

Doch der Präsident der „German Police and Fire Federation“ wollte den Sportler nicht einfach abweisen. Er schlug Cremer vor, seine Fitness in einer anderen Disziplin zu beweisen. Der Kraftbereich bot sich dabei an, weil Cremer da schon Potenzial mitbrachte. Dennoch ist es für den Beamten ein hartes Programm, sich von Dezember bis August auf Wettkampfniveau in einer neuen Disziplin zu bringen.

Glücklicherweise hat er die Möglichkeit, den Kraftraum in der JVA zu nutzen, aber das muss er natürlich in seiner Freizeit tun. Denn auch wenn die WPFG eine Olympiade ausschließlich für Polizisten, Feuerwehrleute sowie Justiz- und Zollbeamte ist, so werden sie doch nur in Maßen von den Behörden gefördert.

10.000 Athleten

„Als ich letzte Woche beim Ministerium anrief, um mich nach Unterstützung zu erkundigen, kannte man dort die Veranstaltung nicht einmal“, so Cremer. Dabei sind die WPFG mit 25.000 Besuchern und 10.000 teilnehmenden Athleten aus 70 Ländern eine durchaus große Veranstaltung. Den Ursprung hat die Veranstaltung in den USA, wo sie 1985 zum ersten Mal in San José ausgetragen wurde. Ursprünglich diente sie dazu, die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter zu steigern, die Vorbildfunktion zu stärken sowie die Zusammenarbeit und Freundschaft zwischen den Berufsgruppen zu fördern. Mittlerweile sind die WPFG eine sportliche Großveranstaltung, die allerdings in Deutschland noch nicht so bekannt ist. Von den 10 000 Sportlern kommen nur etwa 450 von hier, wie Ingo Cremer vermutet. Findet der Wettbewerb in Amerika oder Australien statt, sind es noch weniger, denn außer Sonderurlaub bekommen die Beamten keine Unterstützung. Die Reise muss jeder selber finanzieren. Doch das tut der Begeisterung von Cremer keinen Abbruch.

Die Spiele in Belfast sind für ihn nur der erste Schritt. Er möchte auch danach mit Bankdrücken weitermachen und bei den nächsten Spielen in einer höheren Gewichtsklasse antreten. Doch erst einmal muss er sein Trainingsziel bis August erreichen.

Richtig hart wird es acht Wochen vor den Spielen. Dann ist nur noch Bankdrücken angesagt – und das stets kurz unter dem Limit. Aktuell schafft Cremer 135 Kilo. Bis August muss er also noch etwas draufpacken.

KStA abonnieren