Zu Besuch beim „Yesterday“-MannNicht nur den Hörern Musikwünsche erfüllt
Euskirchen-Kirchheim – Er war der „Yesterday“-Mann aus dem Radio. 40 Jahre lang arbeitete Roger Handt als Musikredakteur und Moderator beim WDR. Er liebte es, Vinyl-Schallplatten während seiner Oldie-Sendung aufzulegen. Am 30. März 2013 ging seine letzte Sendung über den Äther. Eine Ära ging zu Ende. Seine Fans vermissen ihn. Jetzt gewährt der mit der ehemaligen WDR-Intendantin Monika Piel verheiratete Radio-Moderator einen Einblick in sein privates Anwesen in Kirchheim. Dort beherbergt er seine stattliche Schallplatten-Sammlung – von A wie ABBA bis Z wie ZZ Top.
Die Sammlung des Moderators ist nicht einfach zu überblicken. Allein in seinem ehemaligen Arbeitszimmer schlummern wahre Schätze. Etliche Regalböden sind dort prall gefüllt mit in hübschen Covern verpackten Schallplatten. „Ich habe auch noch Platten im Keller und in der großen Garage“, verrät Handt schmunzelnd: „Ehrlich gesagt, ich weiß nicht genau, wie viele ich habe. Insgesamt werden es bestimmt 10 000 Stück sein.“ Auch Sonderpressungen seien darunter. Aber nur wenige, fügt er hinzu: „Ich sammle eher die Musik, die mir gefällt, und nicht die Platten, die man nur angucken kann.“ Was war seine erste Platte? Das kann er sofort beantworten: Der Popsong „Blue Moon“ im Single-Format.
Wandelndes Lexikon der Rock- und Popgeschichte
Was hat ihm an seinem Job im Radio am meisten Spaß gemacht? „Den Leuten die Musik vorzustellen und natürlich auch das Schwätzen.“ Der 70-Jährige ist ein wandelndes Lexikon der Rock- und Popgeschichte. Er kennt jeden Song und weiß, wer ihn wann und (wahrscheinlich auch) wo geschrieben hat. „Die Stones waren meine persönlichen Favoriten. Und Bruce Springsteen – klar.“ Obwohl Anfang der 1990er die wichtigsten Konzerne der Phonoindustrie endgültig den Tod der Schallplatte verkündeten, sprach sich Handt weiter dafür aus, einen Schallplattenspieler im Funkhaus aufzustellen. Alles hat er nicht gespielt. „Manche Titel, die man heute immer noch im Radio hört, habe ich mein ganzes Leben lang nicht gespielt. Und das ist auch gut so, dass ich sie nicht gespielt habe.“
Mit den deutschen Rock-Pop-Liedern der heutigen Zeit kann er nicht viel anfangen: „Die haben einfach keine Melodie mehr“, sagt er. Moderator sei immer schon sein Traumberuf gewesen: „Während der langen Autofahrten von meiner Heimat Fehmarn zu Verwandten ins Rheinland habe ich als kleines Kind schon fiktive Fußballreportagen gemacht – und, ich glaube, meine Eltern ziemlich damit genervt.“ Als junger Mann konnte er ein außergewöhnliches Teil sein eigen nennen: einen Autoplattenspieler. „Da schob man die Single rein, ähnlich wie bei einem CD-Spieler heute. Die Nadel hatte eine Feder, die drückte ganz fest auf die Platte, so dass das Ding selbst bei leichten Stößen im Auto problemlos weiterlief.“
Mittlerweile auch CDs
Obwohl für ihn eine knisternde und knackende Schallplatte nichts an Charme verloren hat, lege er privat mittlerweile auch gerne CDs auf, räumt Handt schmunzelnd ein: „Der Vorteil ist einfach, dass man nicht so oft aufstehen muss, um sie umzudrehen.“ Seine markante Radiostimme haben die Fans noch im Ohr. Manche schimpften auch, dass er aufgehört habe, so Handt: „Aber das liegt in der Natur der Sache, irgendwann muss man aufhören.“ Er genieße die freie Zeit, spiele Golf, gehe mit seinen Hunden spazieren und lese gerne.
Spätestens an Heiligabend wird er wohl wieder eine weihnachtlich angehauchte, stimmungsvolle LP aus seinem Fundus ziehen.. .