Tag des offenen Denkmals im Kreis EuskirchenEinblicke in alten Gutshof und die Privaträume der Franziskaner
Kreis Euskirchen – „Vor drei Jahren konnte ich Stroh und Heu nicht unterscheiden“, bekannte Nina Zinnikus. Das habe sich mittlerweile geändert. „Wir stehen morgens früh auf“, erzählte sie. Denn auf ihrem Fachwerkhof in Palmersheim wollen Schafe, Kaninchen, Hühner, Hund und Katzen versorgt werden.
21 Bauwerke gab es zu besichtigen
Vor dreieinhalb Jahren erwarben Nina Zinnikus und Karl Heine die Anlage, die nun neben 21 anderen Bauwerken im Kreis Euskirchen beim „Tag des offenen Denkmals“ zu besichtigen war.
Die vierköpfige Familie lebt mit drei Generationen auf dem Hof. „Es war uns wichtig, hier eine bäuerliche Note reinzubringen“, so Nina Zinnikus. So nahm sie den alten Holzofen im Backes wieder in Betrieb: „Ich kann mir vorstellen, wie sich die Leute aus dem Dorf hier trafen, um Brot zu backen.“ Ihn richtig zu bedienen sei eine Kunst. Zum Tag des offenen Denkmals nutzte Freundin Karin Goebel ihn, um Bratäpfel zu backen.
Das ehemalige Wohnhaus, in dem nun die Mutter von Karl Heine lebt, renovierte die Familie selbst. Aus der ehemaligen Futterküche wurde das Büro der Steuerberaterin. Der Pferdestall wurde zum Bad mit Sauna umfunktioniert. Als Baumaterial verwendeten die Eigentümer Lehm. „Das gibt ein tolles Raumklima“, zeigte sich Nina Zinnikus begeistert: „Es gibt keine beschlagenen Spiegel.“
Der größte Teil des Umbaus war bereits vollbracht, als die Familie einzog. Vorbesitzer Raimund Möseler hatte die Immobilie 1979 erworben. „Meine Idee war es, den Hof wieder in den Ursprungszustand zurückzuversetzen“, erinnerte er sich: „Deshalb hatte ich auch nie Probleme mit der Denkmalbehörde.“ Zahlreiche Gebäudeteile widmete er um. Die Rückseite der ehemaligen Remise wurde mit einer großen Fensterfront versehen und zur Küche umgebaut. „Im Keller der Remise war früher die Jauchegrube“, so Nina Zinnikus. Der einstige Kuhstall, in dem zuvor Zuckerrüben verarbeitet wurden, beherbergt heute das Wohnzimmer.
Auch nach dem Verkauf ist Raimund Möseler immer wieder auf dem Hof, denn die heutigen Besitzer ziehen ihn bisweilen zurate. „Ich bin froh, dass ich ihn an Leute weggeben habe, die ihn in meinem Sinne weiterführen“, sagte er. „Wir haben alles benutzt, was wir auf dem Hof gefunden haben“, erzählte Nina Zinnikus. Im Garten steht gar ein Grabstein. „Den habe ich in der Remise gefunden“, berichtete Möseler. Er erinnert an Sibilla Kochems, die von 1849 bis 1887 lebte und einst Besitzerin des Hofes war. Möseler hat viel über die Geschichte des Hofes gesammelt. So erfuhr er, dass im Haus einst eine Kneipe eingerichtet war: „Eine Nachbarin erinnerte sich, dass sie hier getanzt hat.“ Er habe geschlussfolgert, dass dies auf dem Dachboden geschah. Dort gebe es einen durchgehenden Fußboden. Wände seien erst später eingezogen worden.
Viele Interessierte besuchten auch das ehemalige Franziskanerkloster in der Euskirchener Südstadt. Nachdem der Orden 94 Jahre lang zur Stadt gehörte, wurde der Konvent 2010 aufgelöst. Seitdem steht die Immobilie leer. Im Juni 2016 sollen die Schwestern des nigerianischen Ordens „Töchter der göttlichen Liebe“ das Kloster beziehen. Architekt Heinrich Blass, der mit dem Umbau der Anlage betraut ist, stellte sowohl die Geschichte als auch die Umbaumaßnahmen vor.
„Minimalistischer kann man ein Gebäude nicht halten“, urteilte er. Dies verdanke das Kloster, das zwischen 1965 und 1967 errichtet wurde, seinem Architekten Emil Steffann. Beeinflusst worden sei sein minimalistischer Stil unter anderem durch Assisi, der Heimat des Heiligen Franziskus. „Daher war er als Architekt für die Franziskaner besonders geeignet“, erläuterte Blass.
Es seien die Details, die das Gebäude so liebenswert machten. Als Beispiel zeigte er ein kleines Waschbecken im Refektorium. „Es ist so klein, dass man wirklich nur die Hände darin waschen kann“, so der Architekt. Auch das handgeschmiedete Treppengeländer aus 2,5 Zentimeter dickem Rundstahl sei extrem reduziert gehalten. Ebenso wies Blass auf die schlichten kleinen Deckenleuchten hin.
Erstmals durften die Besucher das obere Stockwerk des Klosters betreten. In ihre Privatgemächer ließen die Franziskaner vormals nahezu nie Gäste. Rund 22 Quadratmeter misst jedes der Zimmer, in denen die Brüder schliefen. Ein Kuriosum sind die zehn in einem Doppel-X angeordneten grünen, roten und weißen Lämpchen an verschiedenen Stellen im Kloster. „Sie gaben die Antwort auf die Frage, wo zum Beispiel Pater Arno gerade zu finden ist“, erklärte Blass. Denn über bestimmte Steckverbindungen an einem kleinen Wandbrett, brachten die Pater die Lämpchen zum Leuchten und signalisierten so beispielsweise, wenn sie außer Haus waren.
Wie viele andere Details werden diese Anlage, das Geländer, der Holzfußboden und die Lampen erhalten bleiben. „Die Schwestern bekommen eine Telefonanlage mit Internet. Vom Eingang aus kann dann jede Schwester gezielt informiert werden“, erläuterte Heinrich Blass. Im November soll der Umbau beginnen. Die sanitären Einrichtungen wurden bereits größtenteils entfernt. „Wir haben keinerlei Planunterlagen und müssen erst einmal schauen, wo die Leitungen liegen“, sagte er und kündigte an, dass die Anzahl der Duschen auf jeden Fall erhöht wird: Künftig wird es sechs statt bislang einer einzigen geben.