Virtuelle BratwurstTVE Bad Münstereifel versucht einfallsreich an Geld zu kommen

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Keine Spiele, keine Sportwochen, keine Einnahmen: In Zeiten der Corona-Krise geht der Hut am Spielfeldrand nicht mehr rum und den Vereinen fehlt Geld in den Kassen.

Keine Spiele, keine Sportwochen, keine Einnahmen: In Zeiten der Corona-Krise geht der Hut am Spielfeldrand nicht mehr rum und den Vereinen fehlt Geld in den Kassen.

Kreis Euskirchen – Zu einem Handballspiel gehört in der Halbzeit eine Bratwurst und für manchen zur Beruhigung der Nerven ein Bier – das ist bei einer virtuellen Handballpartie nicht anders. Zumindest hoffen das die Sportler des TVE Bad Münstereifel. Die treten nämlich am kommenden Sonntag gegen die HSG Trotteldorf. Einem fiktiven Gegner in einer Partie, die es gar nicht geben wird. Mit der Aktion wollen die Handballer aus der Kurstadt Spenden generieren.

„Wir hoffen, dass wir die entstandenen Löcher in der Kasse zumindest ein klein wenig stopfen können“, sagt Markus Ramacher, Herrenwart des TVE und Initiator der Aktion. Der Eintritt kostet drei, die Stadionwurst und die TVE-Waffel jeweils zwei Euro.

Einnahmen fehlen - Auch Ausgaben weniger

In der Realität fehlen dem TVE durch den Abbruch der Saison die Einnahmen einiger Heimspiele. „Über die Spielzeit gesehen generieren wir in den Heimspielen das Geld, das wir für Trikots und Bälle benötigen“, erklärt Ramacher.

Natürlich fallen laut dem Handballer aktuell auch Ausgaben weg, weil beispielsweise keine Schiedsrichter bezahlt werden müssen. Das sei im Vergleich zu den fehlenden Einnahmen aber nur ein schwacher Trost. „Wir wissen nicht, wo es hingeht. Noch haben sich keine Mitglieder abgemeldet, aber wir könnten Probleme bekommen, wenn wir weitere Monate nicht in die Halle kommen“, sagt Ramacher: „Es ist davon auszugehen, dass der eine oder andere Sponsor wegbricht.

Unterstützung des Landes

Insgesamt 13 Millionen Euro stellt die Landesregierung NRW an Hilfen für Sportvereine in der Corona-Krise zur Verfügung. Laut dem Euskirchener CDU-Landtagsabgeordneten Klaus Voussem ist es das Ziel, mit den Hilfsgeldern die drohende Zahlungsunfähigkeit von Sportvereinen abzuwenden, die durch die Corona-Pandemie in Not geraten sind. „Wir lassen unsere Sportvereine nicht im Stich. Die finanziellen Mittel helfen, existenzielle Nöte abzuwenden“, sagt Voussem.

Notleidende Sportvereine können die Hilfe ab sofort über das Förderportal des Landessportbundes NRW online beantragen. Antragsberechtigt sind Vereine, die über die Sportbünde oder Sportfachverbände dem Landessportbund angeschlossen sind. (mez)

Da kann man aber keinem einen Vorwurf machen.“ Deshalb sei man nun kreativ geworden und habe sich die einmalige Idee mit dem virtuellen Geisterspiel überlegt. „Wenn wir 300 Euro zusammenbekommen, wäre das toll“, so der Bad Münstereifeler. Geld, das wichtig sei. Schließlich habe man als Verein einen sozialen Auftrag, stellt Ramacher klar. Diesem nachzukommen, sei das primäre Ziel. Und dafür benötige man eben auch Geld.

Welche finanziellen Engpässe auf die Vereine bei einer längeren Pause zukommen, liegt für Philipp Sparwasser, Trainer der Basketballer der DJK ErftBaskets Bad Münstereifel, auf der Hand: „Ein Sponsor, beispielsweise aus der Gastronomie, der sein Restaurant schließen muss, wird wegen seiner eigenen existenziellen Bedrohung die Zahlungen einstellen – was absolut nachvollziehbar wäre.“ Der Coach führt auch die Mitglieder an, die irgendwann ihre Beitragszahlung einstellen könnten, weil von den Vereinen keine Gegenleistung mehr erfolgen kann.

Loch in der Kasse

Dazu sei es bei den Sportfreunden Wüschheim-Büllesheim noch nicht gekommen, berichtet Holger Siegel, Vorsitzende der Sportfreunde: „Die wissen, dass wir für die Situation nichts können.“ Dennoch mache er sich Gedanken über die Zukunft des Vereins. Der Grund: Die geplante Sportwoche ist auf den Herbst verschoben, fällt laut dem Sportfreunde-Chef eher komplett ins Wasser. „Dadurch fehlt uns viel Geld in der Vereinskasse“, sagt Siegel. Aber auch die Fußball-Heimspiele, die aktuell wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden, hinterließen ein Loch in der Kasse, zumal die Kosten weiterlaufen.

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„Wir haben für den Kunstrasenplatz einen Kredit aufgenommen. Der muss abgezahlt werden“, so Siegel, der sich von der Stadt ein Entgegenkommen wünscht: „Wir kommen aktuell nicht in die Hallen. Daher wäre es schön, wenn wir keine Hallennutzungsgebühren zahlen müssten.“

Sportwoche steht auf der Kippe

Genau diese Regelung gibt es in Schleiden. „Wir nehmen von den Vereinen in den Ferien auch keine Gebühren, wenn sie die Halle, beispielsweise wegen einer Grundreinigung, nicht nutzen können. Deshalb tun wir es nun auch nicht“, sagt Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings. Ein Entgegenkommen über das sich Erhard Hanf, Vorsitzender des TuS Schleiden, freut: „In der jetzigen Phase helfen auch die kleinen Dinge.“ Man müsse abwarten, ob Mitglieder austreten werden. Bisher sei das noch nicht der Fall gewesen. Der Crossduathlon, ein Höhepunkt für den Verein, ist auf den 24. Oktober verlegt worden.

Beim Kaller SC habe noch kein Sponsor sein Engagement infrage gestellt, betont KSC-Chef Wolfgang Kirfel. Allerdings stehe die Sportwoche auf der Kippe. „Die ist für uns eine wichtige Einnahmequelle. Trotzdem ist finanziell alles in Ordnung“, betont Kirfel.

„Die Menschen in der Eifel sind loyal“

Etwa 1000 Mitglieder und neun Abteilungen haben die Sportfreunde 69 Marmagen-Nettersheim. Damit ist der Verein einer der größten im Kreis.

Bisher habe sich noch kein Mitglied abgemeldet, weil der Verein das Sportangebot nicht aufrechterhalten könne, sagt ihr Vorsitzender, Manfred Poth. Auch beim Sponsoring könne man aktuell durch die Corona-Krise „keine negativen Einflüsse wahrnehmen“.

Sorgen um den Verein mache er sich aktuell nicht. „Die Finanzen lassen auch ein nicht so gutes Jahr zu“, so Poth. Ein Vorteil sei, dass man nicht von einem großen Hauptsponsor abhängig sei.

Rund um Fronleichnam (11. Juni) sollte die Sportwoche der Sportfreunde stattfinden. „Ich gehe davon aus, dass sie nicht stattfindet“, sagt Poth: „Neben den Mitgliedsbeiträgen ist das Sportfest unsere Haupteinnahmequelle.“

Poth hofft, dass die Sportwoche im Herbst nachgeholt werden kann. Was das Sponsoring angeht, macht sich der Vereinschef keine Sorgen: „Die Menschen in der Eifel sind loyal. Die Kunden werden den Geschäften und dem Verein die Stange halten.“ (tom)

Beim Nachbarn, dem SV Sötenich, ruhen die Planungen für die Sportwoche. „Wir hoffen, dass wir sie durchführen können, weil sie ein warmer Geldregen für die Vereinskasse ist“, sagt Uwe Metternich, Sportlicher Leiter beim SVS. Er könne sich aber vorstellen, dass die Sportwoche nicht stattfinde.

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