Abwahl in Weilerswist verhindertBürgermeisterin Horst bleibt im Amt

Bürgermeisterin Horst freut sich am Sonntagabend über ihren Sieg.
Copyright: Thomas Steinicke
Weilerswist – Sieg und Niederlage so nah beieinander. Triumph und Desaster keine fünf Meter voneinander entfernt. Hier Anna-Katharina Horst (54), die sich im Jubel ihrer Befürworter im Ratssaal badet. Dort, im Gang vor dem Ratssaal, Hans Peter Nußbaum, Chef der CDU-Fraktion und in diesem Moment das menschgewordene Fragezeichen.
Doch zuerst zur großen Siegerin. 70,7 Prozent der Wähler haben Anne Horst im Bürgermeisteramt bestätigt, nur 29,3 wollten ihre Abwahl. „Super“ sagt sie auf die Frage, wie sie sich fühle: „Wie sonst soll man sich denn fühlen, wenn man innerhalb von 14 Monaten zweimal gewählt worden ist?“ Jeder Gesichtszug verrät Erleichterung.
Hat sie etwa Zweifel gehabt in den vergangenen Wochen? Horst zieht die ganzen großen Vergleiche heran: „Nach den Wahlen zum Brexit und in den USA habe ich gedacht, hoffentlich gehen genug Leute wählen, dann dürfte es kein großes Problem sein zu gewinnen.“
Wenige Minuten zuvor ist sie auf einen Ratsstuhl gestiegen, damit alle sie sehen. Sie reißt die Arme hoch. „Normalerweise sitze ich ja da vorne“, ruft sie unter dem Jubel ihrer Anhänger. Den Zusatz „Da sitze ich auch weiterhin!“ lässt sie weg. Ist sowieso allen klar – vor allem der großen Mehrheit unter den rund 100 Wahlpartygästen, die hinter Horst steht.
Zum Neustart bereit
Sie strahlen, klatschen, jubeln. Manche sind auch wütend auf die Fraktionen, die dieses Verfahren in die Wege geleitet haben. Doch von den Fraktionschefs ist nur Nußbaum im Rathaus. Kein Friedrich Schulte (SPD), kein Hans Josef Schäfer (FDP). Ja noch nicht mal Liane Traue, die Chefin der Grünen-Fraktion, die immer zu Horst gehalten hat, lässt sich an diesem Abend blicken.
Als Horst anmerkt, dass der Stuhl, auf dem sie stehe, ein wenig wackele, ruft einer: „Das ist sicher der Stuhl vom Nußbaum.“ Einigen reicht das Ergebnis noch nicht. Sie wollen die, die Horst aus dem Rathaus verjagen wollten, nun aus dem Rat verjagen. „Wenn die Herren noch ein bisschen Rückgrat haben, räumen sie ihre Ratssitze“, sagt einer ihrer Anhänger zu Horst.
Die lässt das erstmal so stehen. „Eine solche Forderung steht mir nicht zu“, erklärt sie später dieser Zeitung: „Das müssen die Fraktionen klären, beziehungsweise die Personen selber.“ Sie sei zum Neustart bereit. „Ich gebe jedem die Hand, der zum Wohle von Weilerswist mitarbeiten will.“ Die Herausforderungen für die Gemeinde seien groß. Die für Hans Peter Nußbaum an diesem Abend auch.
Wie erklärt man das Desaster?
Nußbaum blickt immer sparsamer auf das an die Wand projizierte Wahlergebnis. Ein Gesicht wie nach einer Wurzelbehandlung. Wie konnten er und seine Mitstreiter so krachend untergehen? „Das frage ich mich auch“, sagt der 61-Jährige ratlos. Und jetzt? Rücktritt?„Nein, warum denn? Ich stand doch nicht zur Abwahl.“
Einige Horst-Fans interpretieren das Abstimmungsergebnis anders. „In einer Woche“, ruft der frühere Weilerswister Standesbeamte Heinz Höver, „sind die Herren keine Ratsmitglieder mehr. Der öffentliche Druck wird zu groß werden.“ Es scheint noch etwas zu dauern, bis Weilerswist wieder zur Ruhe kommt.
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