Kampf gegen KotWeilerswister Bürgermeisterin fordert DNA-Register für Hunde

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(Symbolbild)

Weilerswist – Dieser Ärger ist bestens bekannt: Wer auf Grünflächen, Spazierwegen oder Bürgersteigen nicht genau hinsieht, tritt leicht in Hundekot. Das ist nicht nur ärgerlich, so Weilerswists Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst: „Es ist auch ein großes Hygiene-Problem im öffentlichen Raum.“ Sie ist auf eine Idee gestoßen, wie das Problem vielleicht zu lösen wäre: ein DNA-Profil für jeden Hund.

Hundekot-Sünder könnten ermittelt werden

Denn läge ein solches Profil vor, könnten bei der Beprobung von Hundekot problemlos Hund und Halter ermittelt und zur Kasse gebeten werden.

Allerdings, so betont Horst, müsse zunächst einmal die Rechtsgrundlage geschaffen werden, bevor man in die weitere Planung gehe. Sie betont auch, dass sich diese Maßnahme nicht generell gegen Hunde oder ihre Halter richtet.

Anna-Katharina Horst

Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst

Bei Landtagsabgeordneten, unter anderem Klaus Voussem (CDU), hat Horst bereits angefragt, ob auf Landesebene eine entsprechende Rechtsgrundlage geschaffen werden könne, die es den Gemeinden und Städten ermögliche, die Hundehalter per Satzung zur Durchführung einer DNA-Bestimmung für jeden Hund zu verpflichten.

Das Hygiene-Problem

„Wir haben mittlerweile einfach ein großes Problem“, sagt die Bürgermeisterin. Zum einen verrichteten freilaufende Hunde ihre Notdurft in den Feldern, in denen beispielsweise Spinat angebaut werde, zum anderen gebe es auch Komplikationen im Arbeitsschutz. „Beim Mähen der Grünflächen fliegen den Bauhof-Mitarbeitern die Hundehaufen im wahrsten Sinne des Wortes um die Ohren“, so Horst.

Außerdem liege der Kot vermehrt auf Spielplätzen der Gemeinde und im Naturschutzgebiet. „Natürlich bieten wir in Weilerswist auch Hundekotbeutel an, doch dieses Angebot wird leider nur begrenzt wahrgenommen“, sagt Horst. Längst nicht alle Hundebesitzer machten Gebrauch von den Beuteln. Einige Hundebesitzer benutzten sogar nicht-verrottbare Plastikbeutel und entsorgten diese dann in der Natur.

Die Ahndung

Für Hundehalter werden in der Stadt Euskirchen 60 Euro fällig, wenn sie ohne Kotbeutel Gassi gehen. Wenn der Kot liegengelassen wird, können es sogar bis zu 300 Euro werden. Doch wenn die Übeltäter nicht in flagranti erwischt werden, haben die Kommunen kaum eine Handhabe.

Viele Kommunen haben Probleme mit Hundekot

Ankündigung sorgte für Schlagzeilen

Hellenthals Bürgermeister Rudolf Westerburg sorgte im Mai dieses Jahres mit der Ankündigung, die öffentlichen Grünanlagen in der Gemeinde nicht mehr pflegen zu lassen, für Schlagzeilen: Zu dieser Maßnahme habe Westerburg sich gezwungen gesehen, da er es den Beschäftigten des Bauhofs nicht mehr zumuten könne, die Flächen zu pflegen, da sie den ekelerregenden und darüber hinaus auch gesundheitsgefährdenden Hinterlassenschaften der Hunde nicht mehr ausweichen könnten. Das habe vor allem bei der Arbeit mit Freischneidegeräten gegolten, sagte Westerburg damals.

„Wollten ein Zeichen setzen"

Die Grünanlagen in der Gemeinde Hellenthal werden inzwischen aber wieder gepflegt. „Es ging uns tatsächlich in erster Linie darum, ein Zeichen zu setzen“, sagt Michael Huppertz, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters und als Leiter des Ordnungsamtes auch thematisch eng mit dem Problem der herrenlosen Hinterlassenschaften vertraut. „Natürlich gab es auch Kritik an dieser Maßnahme, aber viele Bürger haben mit Verständnis darauf reagiert“, so Huppertz. Im Hauptort, wo die verschmutzten Problemzonen hauptsächlich lägen, biete man über Spender auch kostenlose Kottüten für die Hinterlassenschaften der Hunde an, sagte Huppertz. Werde ein Halter erwischt, wenn er sich nicht um das Häufchen seines Hundes kümmere, werde eine Strafe von 100 Euro fällig. „Im Wiederholungsfall kostet es sogar 200 Euro“, sagt Huppertz.

Stadt Euskirchen geht noch weiter

Auch andere Kommunen im Kreis Euskirchen setzen auf  die kostenlose  Abgabe der Kottüten. Die Stadt Euskirchen geht aber noch einen Schritt weiter: Hier ist für die Halter sogar das Mitführen eines Beutels oder eines anderen geeigneten Behältnisses vorgeschrieben, wenn sie mit ihrem Tier in der Öffentlichkeit unterwegs sind. Wer ohne Beutel erwischt wird, muss 60 Euro Strafe zahlen. Wird der Hundekot nicht entfernt, kann das sogar bis zu 300 Euro kosten. (thw)

Videobeweise könne man rechtlich nicht nutzen, sagt die Weilerswisterin. Daher machten sich die Kommunen Gedanken, wie man der Hundebesitzer, die sich nicht um die Hinterlassenschaften ihrer Tiere kümmern, habhaft werden könne. Die Bürgermeisterin sieht andere Länder beim Thema verpflichtender DNA-Probe für Hunde deutlich weiter. In den USA, Großbritannien und der Schweiz beispielsweise werde der Einsatz der forensischen Molekular-Biologie schon länger diskutiert und auch ausprobiert.

Auch in Deutschland gibt es immer wieder Überlegungen, die DNA-Tests für Vierbeiner dezentral durchzuführen zu lassen. „In Rheinland-Pfalz sind die DNA-Tests mit Blick auf den Datenschutz zuletzt abgelehnt worden“, sagt Horst.

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Doch für sie stelle sich die Frage, was höher zu bewerten sei: persönliches Recht oder Hygiene. Horst selbst hat den Eindruck, es gebe mehr Befürworter als Gegner der DNA-Test-Methode. Sie könnte sich sogar vorstellen, dass andere Kommunen von dieser Verfahrensweise inspiriert werden.

Die Kosten

Falls die Rechtsgrundlage geschaffen wird, muss zunächst ein Datenverzeichnis erstellt werden. Horst könnte sich dazu vorstellen, mit einem Partner-Labor zusammenzuarbeiten. Denkbar sei, dass die Hundehalter bei der Anmeldung ihres Vierbeiners bei der Gemeinde direkt dessen DNA-Probe abgeben. „Die Kosten für den DNA-Test liegen derzeit bei circa 50 Euro“ sagt Horst. Und: „Eigentum verpflichtet.“ Eine politische Entscheidung könnte etwa sein, ob eine Kompensation über die Hundesteuer herbeigeführt wird.

Die Ermittlung

Die Proben der herumliegenden Kothaufen sollten nach Horsts Vorstellung von Außendienstmitarbeitern vor allem auf sensiblen Flächen gesammelt werden: auf Grünstreifen oder Kinderspielplätzen. „Es geht auch um Abschreckung“, erklärt Horst: „Wenn die ersten Hundehalter ein Bußgeld bekommen, wird sich das rumsprechen und eine generalpräventive Wirkung auf andere haben.“ So könnte sich das Problem in kürzester Zeit von selbst erledigen.

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