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Politik in WeilerswistWehmütiger Abschied von Peter Schlösser

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Peter Schlösser.

Weilerswist – „Für die meisten von Ihnen ist das heute eine normale Ratssitzung. Für mich nicht“, eröffnete Bürgermeister Peter Schlösser (SPD) die Sitzung des Weilerswister Gemeinderates. Für den Verwaltungschef war es die letzte Sitzung. In der Stichwahl am vergangenen Sonntag war er der CDU-Konkurrentin Anne Horst knapp unterlegen. Sie konnte 94 Stimmen mehr auf sich vereinen. Im ersten Wahldurchgang hatte sie noch hinter Schlösser gelegen.

„Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich wäre nicht enttäuscht“, bekannte der scheidende Bürgermeister vor den Ratsmitgliedern. Er erklärte aber auch, dass er das Ergebnis nicht als Niederlage sehe. „Dazu ist die Differenz zu gering. Wie sie auch zu klein ist, um das Ergebnis umgekehrt als Sieg zu sehen“, so Schlösser zu seiner Nachfolgerin.

Auf seine zweite Amtszeit blickte Schlösser zufrieden zurück. Es sei viel bewegt worden. Insbesondere betonte er die Verlegung der Autobahnanschlussstelle und den Bau der Querspange. „Sonst hätten das Gewerbe- und das Neubaugebiet nicht so entwickelt werden können“, urteilte Schlösser. Es sei eine Zeit gewesen, die seit dem Krieg einmalig gewesen sei. Darauf könnten der Rat und die Verwaltung stolz sein. „Sie verlieren einen analogen Menschen“, scherzte Schlösser. Er habe nicht ständig ein Auge auf Facebook und Twitter. Außerdem werde die Verwaltung keinen Mensch mehr erleben, der „beidhändig raucht“.

Seitenhieb auf den Vorgänger

Er habe sich mit Anne Horst bereits für den 13. und 14. Oktober verabredet, um ihr die Verwaltung zu übergeben. „Ich finde, das gehört sich so“, sagte Schlösser. Mit ihm selbst habe man das nicht getan, erklärte er mit einem Seitenhieb auf seinen Vorgänger Achim Fuß. „Die Verwaltung ist hervorragend aufgestellt und besteht aus Fachleuten, auf deren Urteil man sich verlassen kann“, lobte er. Es mache aber wenig Sinn, jetzt Ratschläge zu geben.

So ganz unterlassen konnte Schlösser seine Ratschläge dann aber doch nicht. Er werde seiner Nachfolgerin bei der Übergabe vorstellen, was er in den kommenden Jahren getan hätte. Als Beispiele nannte er unter anderem eine zweite Autobahnanschlussstelle und eine weitere Zufahrt am Aldi-Kreisel.

Vor allem aber betonte er den Umgang mit Flüchtlingen. Das Dilemma sei, dass niemand wisse, wie viele Flüchtlinge kommen, so Schlösser, dem die Flüchtlingsarbeit bekanntermaßen sehr am Herzen liegt. Die Verantwortlichen sollten die Werte vertreten, die es hier gebe. Aber man solle auch nicht die Vorurteile schüren, die es teils in der Bevölkerung gebe. Er selbst werde in die Ratssitzung am 21. Oktober eine Vorlage zu dem Thema einbringen. „Denn die übernächste Ratssitzung ist erst im Dezember“, begründete Schlösser sein Vorhaben. „Es muss dringend vermieden werden, dass die Flüchtlinge in Zelten und Turnhallen untergebracht werden“,

Auch die Fraktionsvorsitzenden ergriffen das Wort zu Schlössers Abschied. Alle bescheinigten ihm, dass sich viel getan habe und Schlösser immer das Wohl des Ortes im Sinn gehabt habe. „Du hast uns den Begriff der Visionen noch einmal näher gebracht“, fand Hans-Peter Nußbaum (CDU): „Oft hast du uns mit Visionen überschüttet. Das hat mich manchmal in Wallung gebracht.“ Liane Traue (Grüne) betonte, dass man gemerkt habe, dass er die Gemeinde und seine Bürger sehr gern habe. Auch wenn sie sich oft geärgert habe, dass einige ihrer Anfragen immer noch nicht beantwortet seien.

Hans Josef Schäfer (FDP) bedankte sich für die sechs Jahre, erklärte aber auch, dass es hinter verschlossenen Türen beizeiten gekracht habe: „Es tut Weilerswist aber gut, wenn man unterschiedliche Ansichten hat.“

Andreas Schulte (SPD) erinnerte daran, dass niemand daran geglaubt habe, dass Schlösser die Wahl 2009 hätte gewinnen können – auch in der eigenen Partei nicht. „Es hieß, wenn überhaupt, dann hält der keine sechs Wochen durch“, so Schulte: „Viele von denen schauen sich jetzt um und wünschen sich, du hättest noch fünf Jahre durchgehalten. Vielleicht sprechen wir in zwei Jahren ja noch einmal.“ Verschmitzt kommentierte Schlösser das mit: „Oder in fünf Jahren.“ Dann sind die nächsten Bürgermeisterwahlen.