GrünpflegestauRatspolitiker Nußbaum sauer über Erscheinungsbild von Weilerswist

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Hans-Peter Nußbaum steht auf dem Whitnash-Platz und zeigt auf Sträucher.

Der Whitnash-Platz, auf dem der Wochenmarkt stattfindet, könnte eine Pflegemaßnahme gebrauchen, findet Hans-Peter Nußbaum. Er führt den Maßnahmenstau auf eine verfehlte Personalpolitik zurück.

Grünanlagen, Pflanzenscheiben und Friedhöfe seien in mangelhaftem Zustand, schreibt Nußbaum in einem Brief an Bürgermeisterin Anne Horst.

Liane Traue muss ihre Heimatgemeinde wahrlich geliebt haben. Der 2018 gestorbenen Ratsfrau der Grünen wird die Urheberschaft des Begriffs „Gemeinde im Grünen“ für Weilerswist zugeschrieben. Denen, die weniger emotional auf Weilerswist blicken, fallen sicherlich bedeutend mehr Kommunen ein, die den Zusatz „im Grünen“ deutlich eher verdient hätten.

Hans-Peter Nußbaum ist Weilerswister. Er bedauert nach eigenem Bekunden, dass die Wortschöpfung seiner ehemaligen Ratskollegin aktuell zu Weilerswist nicht passe. Grün gebe es zwar reichlich, aber an vielen Stellen in einem unansehnlichen Zustand.

Das Foto zeigt einen ungepflegten Bordstein vor dem Bahnhof.

Willkommen in Weilerswist: Im Umfeld des Bahnhofs sieht es nicht sehr einladend aus.

„Egal, ob Grünanlagen, Pflanzenscheiben oder die Friedhöfe: Der Pflegezustand ist überwiegend mangelhaft“, schreibt Nußbaum in einem offenen Brief an Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst (parteilos), den auch die Ratsfraktionen erhalten haben. Das höre er auch von immer mehr Bürgerinnen und Bürgern. Verschönerungsarbeiten, so Nußbaum, seien lediglich ansatzweise zu erkennen, etwa in Randbereichen des Rathauses.

Doch schon einen Steinwurf weiter – etwa in Richtung Bahnhof oder Whitnash-Platz, sehe es ganz anders aus. Den Zugreisenden werde kein schöner Eindruck von der Gemeinde geboten. Die Marktbeschicker und deren Kunden müssten auf dem Whitnash-Platz ihrem freitäglichen Treiben in einem wenig ansprechenden Umfeld nachgehen.

Nußbaum stichelt gegen Weilerswister Bürgermeisterin Anne Horst

Nun wäre Nußbaum nicht Nußbaum, wenn er diese sachdienlichen Hinweise nicht mit Vorwürfen gegen die Bürgermeisterin verbinden würde. Die Rede ist schließlich von Weilerswist, wo der Beziehungsstatus zwischen Rat und Verwaltungsführung seit Jahrzehnten mit „kompliziert“ viel zu höflich umschrieben wäre.

So legt Nußbaum in dem Brief an Anne Horst auf die Feststellung Wert, dass er als einfacher Bürger und nicht als Ratsmitglied schreibe, „da mir bestens bekannt ist, dass Sie die Mitglieder des Gemeinderates nur wenig schätzen und sie mehr oder weniger ignorieren“. Auf solche Scharmützel lässt sich Anne Horst nicht ein, als sie dazu von dieser Zeitung gefragt wurde.

Das Bild zeigt einen hochragenden Büschel am Bordstein.

Bewuchs an den Bordsteinen: Dieses Bild steht für viele Stellen in der Gemeinde Weilerswist.

Sie ließ eine Sprecherin auf die Fragen der Redaktion antworten. Nußbaum wartet nun nach eigenem Bekunden mit Spannung auf die Ratssitzung am Donnerstag (17 Uhr, Aula der Grundschule, Martin-Luther-Straße 26), in der er das Thema unter „Anfragen an die Verwaltung“ aufs Tapet bringen möchte.

„Meine Kritik richtet sich nicht an die Mitarbeiter des Bauhofs“, stellt der 68-Jährige klar: „Sie richtet sich an die Führung des Hauses.“ Die, so Nußbaum, nehme das Angebot des Gemeinderates nicht an, Lösungen für den Personalnotstand im Bauhof und in der Kernverwaltung zu diskutieren.

Dass das kein leichtes Unterfangen ist angesichts der vielen Aufgaben und dem wenigen Geld von Bund und Land, sei ihm bewusst. „Aber gerade deshalb ist es ja wichtig, dass wir das gemeinsam angehen“, sagt Nußbaum.

Der Gemeindeverwaltung Weilerswist „Personalnotstand“ attestiert

So jedenfalls gehe es nicht weiter, konstatiert das ehemalige CDU-Mitglied, das sich der FDP-Fraktion im Rat angeschlossen hat: „Vor wenigen Wochen musste der Rat zur Kenntnis nehmen, dass zwölf Vollzeitstellen in der Kernverwaltung sowie mehrere Stellen im Bauhof nicht besetzt sind.“

Und er fragt auch, warum die Gemeinde in diesem Jahr keine Auszubildenden aufgenommen habe. Nachhaltige Personalplanung sehe anders aus. Auch dazu hat die Redaktion der Bürgermeisterin Fragen geschickt. Zur Personalsituation bat die Verwaltungssprecherin, das Organisationsgutachten abzuwarten: „Dieses wird in einer Ratssitzung vorgestellt.“

Dass, wie Nußbaum behaupte, viele Bürgerinnen und Bürger über das Erscheinungsbild Klage führten, könne die Verwaltung in dem Ausmaße nicht bestätigen. „Ja, es gibt Missstände, auf die wir hingewiesen werden“, teilt die Verwaltung mit: „Diese werden den Bauhofmitarbeitern oder Herrn Zimmermann als Leiter des Grünflächenamtes gemeldet.“

Bereits im März vergangenen Jahres sei eine Begehung der Friedhöfe und gemeindlichen Grünflächen mit Mitgliedern des Fachausschusses und den Ortsbürgermeistern durchgeführt worden. Zudem passiere einiges im Bauhof in Bezug auf nachhaltige Pflanzungen, dem Testen von Pflanzsubstraten, damit die Pflanzen die immer wärmeren Sommer durchhalten, heißt es weiter.

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