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GespannfahrenBeim CHIO in Aachen bekam Dorit Santema Gänsehaut

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Dorit Santama fährt eine Kutsche, die ihr Pferd Winsor zieht.

Spanisch gekleidet mit Hut und Weste fuhr Dorit Santema mit ihrem Pferd Winsor in Aachen.

Eine Teilnahme beim CHIO ist für viele Reiter ein Traum, der sich nie erfüllt. Dorit Santema war schon zum zweiten Mal dabei.

„Aachen ist immer etwas Besonderes“, sagt Dorit Santema. Aachen, das ist unter Pferdeleuten Synonym für den CHIO, das traditionsreiche, weltberühmte Turnier in der Soers. Da mitzumachen, ist für die meisten ein unerfüllbarer Traum. Die zweite Vorsitzende des Fahrvereins St. Medardus Zülpich ist schon zum zweiten Mal ins Dressurstadion eingefahren. Nicht auf der Jagd nach Medaillen, sondern um bei der Veranstaltung „Pferd und Sinfonie“ den Zuschauern einen unvergesslichen Abend zu bereiten.

Mit ihrem Pferd Winsor vor der Kutsche war sie Teil eines Schaubilds, das zur Musik des Aachener Sinfonieorchesters eine Hommage an das CHIO-Partnerland Spanien präsentierte. Mehrere Kutschen, Pferde unter dem Sattel, Tänzerinnen – da braucht ein Pferd schon ganz schön stabile Nerven. „Die Raschelröcke haben ihn ein bisschen irritiert“, sagt Dorit Santema. Die imposante Kulisse dagegen nicht: „Ich glaube, Winsor sieht das so: 6300 Menschen, und die sind alle nur für mich gekommen.“

Ein aufregender Auftritt in der Aachener Soers

Aufregend war der Auftritt in jedem Fall für die Fahrerin, trotz ihrer jahrelangen Erfahrung. Und trotz der Tatsache, dass sie vor zwei Jahren schon einmal in der Show mitgefahren ist, die viele Facetten des Pferdeports vom Voltigieren bis zur Freiarbeit vereint. Britta Rasche-Merkt aus Meerbusch mit ihrem Showteam auf ihren Lusitanos, das Ballett Ferberberg und die Kutschenfahrer um Andreas Wintgens ritten, tanzten und fuhren in einer ausgefeilten Choreografie. „Teil so eines Showteams zu sein, ist schon toll“, sagt Dorit Santema.

Kurz vor dem Einfahren sei die Spannung extrem gestiegen. „Auf einer Skala von eins bis zehn lag sie geschätzt bei zwölf.“ Doch dann fiel die Nervosität ab, alles lief wie am Schnürchen. Die Figuren, die die vier Gespanne fahren mussten, waren ohnehin nicht das Problem: „Die schüttelt Winsor aus dem linken Huf.“ Doch die Fahrerin musste Reiterpaare und Tänzerinnen im Auge behalten, akribisch darauf achten, dass sie in der Linie blieb, dass die Abstände stimmten, damit am Ende ein vielbeiniges Ballett und kein Chaos herauskam.

Viel Gelegenheit, genau das üben, gab es nicht. Fünf Probeläufe, der letzte am Freitag um 13.30 Uhr, danach musste am Freitagabend alles sitzen. Auch die Mühle, eine Figur, bei der Gespanne und Reiterpaare jeweils eine Linie bilden und sich wie Windmühlenflügel um einen Mittelpunkt drehen. Dorit Santema und ihr Winsor hatten den Platz ganz dicht am Mittelpunkt, das Gespann drehte sich auf kleinstem Kreis, das Pferd ging eine enge Wendung. „Zum Glück ist Winsor so beweglich“, sagt die Fahrerin. Dabei ist der Wallach aus niederländischer Zucht schon 22 Jahre alt. Aber: „Fit wie ein Turnschuh, albern wie ein Dreijähriger“, so beschreibt sie ihren Sportpartner.

Er hat Top-Platzierungen in der Klasse S eingefahren, mit ihm hat sie an den Landesmeisterschaften teilgenommen und dort auch im Vergleich zu Mitgliedern des Bundeskaders gut abgeschnitten. „Ich brauche keine Erfolge mehr mit ihm zu erfahren, nichts mehr zu beweisen.“


Alexandra Sievers ist erneut Deutsche Meisterin

Alexandra Sievers hat ihren Titel als Deutsche Meisterin verteidigt. Die Para-Gespannfahrerin aus Mechernich-Weyer hat mit ihrer Stute Equistar Lucie beim Turnier in Lauchheim (Baden-Württemberg) den ersten Platz belegt. Damit sollte auch der Start bei der Weltmeisterschaft gesichert sein, die vom 4. bis 7., September in Lähden (Niedersachsen) stattfindet – parallel zur Europameisterschaft der Viererzüge.

Alexandra Sievers fährt eine Kutsche, die von einem schwarzen Pferd gezogen wird.

Alexandra Sievers hat ihren Titel als Deutsche Meisterin der Para-Gespannfahrer verteidigt.

Nach der Dressur lag die 38-Jährige bereits knapp in Führung. Auf der Geländestrecke konnte sie ihren Vorsprung ausbauen und im Hindernisparcours machte sie den Sieg mit einer Doppel-Null-Runde perfekt. Alex Sievers, in der Fahrerszene unter ihrem Mädchennamen Röder bekannt, hat bereits eine ganze Sammlung von Meistertiteln, einzeln wie auch in der Mannschaft. 


Die Kreismeister werden in Zülpich ermittelt

Spannende Wettkämpfe, aber auch schöne Bilder für Menschen, die eigentlich mit Pferdesport nicht so viel am Hut haben, erwarten die Besucherinnen und Besucher am kommenden Wochenende in Zülpich. Dort werden die Kreismeisterschaften im Gespannfahren ausgetragen. Der Fahrverein St. Medardus Zülpich richtet das Turnier auf seinem Gelände am Wassersportsee aus. 57 Gespanne sind gemeldet.

Neben den Kreismeisterschaften, die in der Klasse A ausgetragen werden, ist auch ein Wettbewerb der Klasse M ausgeschrieben. Der beginnt bereits am Freitag, 18. Juli, 14 Uhr, mit der Dressur. Am Samstag, 19. Juli, 9 Uhr, geht es dann mit der Dressur in der Klasse A weiter, außerdem steht das Hindernisfahren auf dem Programm. Die Hindernisse sind mit Kegeln markierte Tore, durch die die Fahrer ihre Ponys oder Pferde lenken müssen, ohne dass die Kutschen die Hütchen berühren.

Zwei Ponys ziehen eine Kutsche, in der zwei Personen sitzen.

Die flinken kleinen Ponys beeindrucken immer wieder mit Tempo und Ehrgeiz auf der Geländestrecke.

Am Sonntag, 20. Juli, 10 Uhr, gehen die Ein- und Zweispänner dann auf die Geländestrecke. Die ist rund viereinhalb Kilometer lang. Die Bewerber um die Kreismeistertitel müssen vier Hindernisse bewältigen, für die Starter der Klasse M sind es fünf. Der Wettbewerb ist der für das Publikum spannendste Teil mit viel Tempo und rasanten Fahrmanövern. Gegen 15.30 Uhr steht die Siegerehrung an , bei der noch einmal viele schöne Gespanne auf dem Platz zu sehen sind. Es sei denn, es ist zu heiß : Dann müssen die Pferde nicht zur Siegerrunde antreten.

Die Kreismeister der Reiter werden nicht an einem Wochenende ermittelt, sondern hier zählen die Ergebnisse aus Turnieren. Am Wochenende, 13./14. September, können beim Turnier auf dem Rittergut Schick die letzten Punkte in Dressur (bis Klasse M) und Springen (bis Klasse L) gesammelt werden.