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Pferdeschutzhof in LangendorfEin neues Leben auf dem Klepperhof

Lesezeit 4 Minuten

Zülpich-Langendorf – Eigentlich wollte Nina Aschoff mit ihrem Mann Benni auf einem Bauernhof in Langendorf einen Pensionsstall für Privatpferde eröffnen. „Doch dazu kam es nie“, sagt sie. Stattdessen richtete die 26-Jährige dort einen Pferdeschutzhof ein und gründete einen gemeinnützigen Verein. Der Klepperhof nimmt alte, kranke und vernachlässigte Pferde auf. Oder auch solche, die keiner mehr haben will. Sie rettet sie vor der Verwahrlosung, nicht selten auch vor dem Schlachter.

Alles begann mit Ronja und Maja. Die beiden Mini-Shetties stammen aus einem Schulbetrieb. Mit 17 Jahren (Mutter Ronja) und 4 Monaten (Tochter Maja) waren beide bereits zur Schlachtung freigegeben. Das Schicksal der beiden habe sie berührt, sagt Nina Aschoff: „Die kleine Maus hat mit ihrer Mama draußen im Matsch gestanden und Tag für Tag dort verbracht. Die Hufe bogen sich nach oben und Ronja konnte kaum laufen.“ Kurzerhand kaufte sie die beiden frei. „Wir pachteten eine Weide, bauten einen Stall und holten die Ponys zu uns“, erinnert sie sich.

Neues, glückliches Leben für die Pferde

Einige Monate später kauften die Aschoffs den Bauernhof in Langendorf. Doch bevor sie die Umbauarbeiten fertigstellen konnten, kam mit Candy bereits das nächste Pferd. „Sie war ein ausrangiertes Turnierpferd mit einer Sehnenverletzung und sollte zum Schlachter“, erinnert sich Aschoff. Die erst 14-jährige Schimmel-Stute hatte viele Narben auf ihrem Körper und ließ sich kaum anfassen. „Mit viel Geduld ist sie nun eine treue Begleiterin geworden und liebt es, wenn sie ihre Zirkuslektionen vorführen kann. Auch für einen schönen Ausritt ist sie immer zu haben“, freut sich Aschoff über die Fortschritte.

„Alle diese Ereignisse brachten uns immer mehr zum Nachdenken“, so Aschoff: „Nachdem wir ständig mit dem Leid von Pferden konfrontiert wurden, haben wir beschlossen, aktiv zu werden und einen Schutzhof zu eröffnen.“ 22 Pferde und Ponys haben auf dem Klepperhof mittlerweile eine neue Heimat gefunden. Die Aschoffs arbeiten mit Veterinärämtern und Tierärzten zusammen. „Manchmal werden wir auch von den Besitzern selbst gerufen, die nicht mehr weiter wissen. Manchmal aber auch von besorgten Nachbarn, die das Elend nicht mehr mit ansehen können.“ Die Tiere kommen aus ganz Deutschland, die meisten aus Nordrhein-Westfalen. Dunkle und enge Boxen gehören für sie der Vergangenheit an. Auf den Weiden rund um Langendorf können die Pferde ein neues, glückliches Leben führen und mit ihren Artgenossen gemeinsam auf der Wiese tollen. „Wir schenken ihnen mit dem neuen Zuhause nicht nur Obdach und Futter, sondern auch Zuwendung und Beschäftigung. Sie können hier ihren Lebensabend genießen.“

„Tropfen auf den heißen Stein“

„Uns ist bewusst, dass unsere Arbeit nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist und wir nicht alle Pferde auf dieser Welt retten können. Aber zumindest können wir mit unserem Einsatz ein paar Pferden weiteres Leid und noch mehr Qualen ersparen“, so Aschoff.

Alleine stemmen können die Aschoffs das aber nicht: „Wir sind froh für jede Hilfe.“ Der Verein freue sich über Unterstützung – ob als Sach- oder Geldspende, Mitgliedschaft, Patenschaft oder Mithilfe. Auch gebrauchte Decken, Halfter, Stricke oder Futterspenden werden gerne genommen.

„Die Tiere sind dankbar, wenn etwas Zeit mit ihnen verbracht wird, denn sie benötigen alle viel Liebe und Fürsorge“, sagt die Pferderetterin. Das gilt auch für die akzuellen Zugänge: Hot Red, der sechsjährige Galopper, der zu langsam für die Rennbahn gewesen ist ausrangiert wurde. Oder auch Ella. Die Stute ist kürzlich als Notfall binnen weniger Stunden aus Prüm auf den Hof gekommen.

Die Aschoffs waren über ein abgemagertes Pferd informiert worden. „Was wir dann vorfanden, damit hatte niemand von uns gerechnet“, so Aschoff: „Ein eingedecktes Pferd knietief im Matsch, kein Futter, kein Wasser. Wir nahmen die Decke ab und waren sprachlos. So etwas kannten wir zuvor nur von Bildern. Sie war völlig abgemagert. Ob sie aufgepäppelt werden konnte, war fraglich.“ 300 Kilo hatte sie zu wenig auf den Rippen. Mit dem Tierarzt wurde auch über das Erlösen des Tieres von seinen Leiden gesprochen. Doch die Stute beweist viel Kampfgeist. Sie sei auf einem guten Weg, ist Aschoff zuversichtlich. 100 Kilogramm habe sie schon zugenommen. Eine Pferdeseele mehr, die gerettet werden konnte.

Wer helfen will, kann unter (01 73) 6 95 54 37 oder per E-Mail unter info@klepperstall.de Kontakt aufnehmen. Der Verein finanziert sich nur über Sach- und Geldspenden.

www.klepperstall.de