Profiteure des KlimawandelsDie Feinde des Feldhasen

Die aktuelle Statistik sagt: 17 Hasen leben im Rheinland auf einem Quadratkilometer.
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- In Deutschland leben 12 Feldhasen pro Quadratkilometer - in NRW sogar 17 Tiere auf der gleichen Fläche.
- Die Tiere gehören zu den wenigen Profiteuren des Klimawandels.
- Eine Analyse der Lage in Nordrhein-Westfalen.
Köln – Die Winter werden immer kürzer, die Frühlinge trockener und die Sommer heißer. Biologen erforschen mit Hochdruck, welchen Tieren das schadet und welchen es nützt. Zugvögel wie etwa der Star fliegen kaum noch in den Süden, Störche und Bachstelzen kommen früher aus ihren Winterquartieren zurück. Ein solcher Profiteur des Klimawandels ist auch der heimische Hase. Fest steht: 2019 war ein gutes Jahr für den Feldhasen mit Zuwächsen in vielen Regionen.
Die vorläufige Auswertung der Frühjahrszählung der Jäger zeigt: Durchschnittlich leben gut zwölf Hasen pro Quadratkilometer in Deutschland. Wissenschaftlich korrekt stieg die Zahl der Feldhasen in Deutschland innerhalb eines Jahres leicht von 11,8 auf 12,4 Tiere. Im südwestdeutschen Mittelgebirge war die Steigerung am größten: 2019 lebten dort zwei Tiere mehr als im Vorjahr, insgesamt 16 pro Quadratkilometer. Mit 17 Hasen auf der gleichen Fläche liegt das nordwestdeutsche Tiefland bundesweit vorn – ein Hase mehr als 2018.
Zum nordwestdeutschen Tiefland zählen die Ökologen auch das Rheinland. Erfasst werden die Hasen nicht nach Bundesländern oder Landkreisen, sondern nach fünf „Großlandschaften“. Diese werden nach Topographie und Klimazone eingegrenzt.
Feldhasenbestände könnten sich 2020 weiter erholen
Wissenschaftler haben für das Monitoring-Programm des Deutschen Jagdverbandes (DJV) Zählergebnisse der Jäger aus bundesweit 500 Referenzgebieten ausgewertet. Für das vom DJV initiierte Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD) zählen Jäger jährlich im Frühjahr und Herbst Hasen. Der Unterschied zwischen beiden Ergebnissen wird als „Nettozuwachsrate“ bezeichnet. Ist sie hoch, geht es dem Hasen gut oder zumindest besser als zuvor. Negative Werte weisen auf einen Rückgang der Hasen hin.
Im Jahr 2019 lag die Rate bundesweit bei plus 15 Prozent, im Jahr davor sogar bei 18 Prozent. Nach dem zurückliegenden milden Winter stehen die Chancen damit gut, dass sich die Feldhasenbestände 2020 weiter erholen. Entscheidend ist ein trockenes Frühjahr.
„Wir können mit unseren Zahlen zeigen, dass die Bestände in den vergangenen 15 oder 20 Jahren auf niedrigem Niveau stabil sind“, sagte DJV-Sprecher Torsten Reinwald. Die Jagdverbände der einzelnen Bundesländer kommen teils zu abweichenden Zahlen, doch der Trend ist gleich.
Felder werden dem Feldhasen zum Verhängnis
Trotz dieser guten Nachrichten für das wegen seiner hohen Fruchtbarkeit mit Ostern symbolhaft verbundene Tier sind Jäger und Naturschützer in Sorge. Denn an die reichen Hasenbestände früherer Jahre reicht die Population trotz milder Witterung nicht heran.
Wissenschaftler haben in Niedersachsen aktuell herausgefunden, dass große zusammenhängende Felder sich negativ auf den Bestand der Tiere auswirken. „Es fehlen die krautreichen Feldränder an weiten Teilen des Niederrheins. Oft sieht man dort kilometerlange Monokulturen ohne Hecken oder Blühstreifen“, sagt Sebastian Renke, Vorsitzender des Deutschen Niederwild-Vereins.
Die Situation heute: Auf einem Viertel der Fläche Deutschlands wächst großflächig Raps, Mais und Getreide. Mehrjährige Brachflächen mit Wildkräutern sind innerhalb eines Jahrzehnts von fast 9000 Quadratkilometern auf etwa 3000 geschrumpft. Der DJV fordert deshalb, dass Landwirte entlohnt werden, wenn sie etwa Blühstreifen mit Wildkräutern anlegen. Auch unerwünschte Neubürger machen dem Hasen zu schaffen. Zu Fuchs, Marder und Co. sind Waschbären und Marderhund als Feinde der Langohren hinzu gekommen. „Diese müssen intensiv bejagt werden“, sagt Renke.