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Gefängnisse in Köln und RegionWie ein Handy-Spürhund seine Probezeit bestand

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Spürhund (Symbolbild)

Spürhund (Symbolbild)

Düsseldorf – Eine Zelle in der Kölner Justizvollzugsanstalt Ossendorf. Die Bediensteten haben einen Gefangenen im Visier. Es besteht der Verdacht, dass der Häftling ein Handy besitzt, um Drogengeschäfte zu organisieren. Ein Fall für den Spezialisten. „Yam“ benötigt knapp 30 Sekunden, um das Mobiltelefon zu finden, das unter der Wäsche im Schrank versteckt ist. „Yam“ ist ein Rottweiler – und bislang der einzige Spürhund im Einsatz der NRW-Justiz, der versteckte Handys erschnüffeln kann.

Die Handysuche in der Zelle wurde nachgestellt, um die Leistungsfähigkeit des Spürhundes zu demonstrieren. Jetzt hat „Yam“ die Erprobungszeit erfolgreich abgeschlossen. Der sechsjährige Rüde hat bereits 15 Handys, vier USB-Sticks und vier Speicherkarten erschnüffelt. NRW-Justizminister Peter Biesenbach ist begeistert: „Die Erfahrungen in der Testphase waren so gut, dass jetzt alle Drogenspürhunde des Vollzugs auch auf das Auffinden von Datenträgern ausbildet werden“, sagte der CDU-Politiker dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Der Einsatz von Hunden gibt uns eine neues Mittel im Kampf gegen den unerlaubten Besitz von Mobiltelefonen und Datenträgern an die Hand, das wir effektiv nutzen wollen.“

In den 36 Haftanstalten von NRW sind derzeit 10 Diensthunde mit sieben Diensthundeführern einsatzbereit. Das Team wird erweitert, künftig sollen 16 Diensthunde mit acht Diensthundeführern in den Gefängnissen unterwegs sein, um nach Drogen, Handys und Datenträgern zu suchen. Die Ausbildung der Hunde soll Ende 2020 abgeschlossen sein.

Mobiltelefone sind in den Haftanstalten verboten. Dennoch gelingt es Häftlingen immer wieder, an Handys zu gelangen. Im Handel gibt es Miniaturgeräte, die auf den ersten Blick schwer zu entdecken sind. Besucher schmuggeln diese in Schuhen oder gar Körperöffnungen in das Gefängnis oder versuchen, die Geräte über die Gefängnismauer in den Pausenhof zu katapultieren. Wer ein Handy besitzt, kann den Kontakt nach außen halten und kriminelle Machenschaften organisieren. In der Regel helfen die Handys beim Drogenhandel. Über Smartphones lasse sich zudem Karten und Satellitenbilder abrufen, die bei der Planung eines Ausbruchs nützlich sein können. Häftlinge, die mit einem Mobiltelefon erwischt werden, verlieren Vergünstigungen und können nicht mit einer vorzeitigen Entlassung rechnen.

Vier Jungtiere lernen derzeit

In der NRW-Justiz kommen neben dem Rottweiler „Yam“ auch Hunde der Rassen Malinois und Herder als Spürhunde zum Einsatz. Unter den Hunden sind auch vier Jungtiere, die im April den Dienst aufgenommen haben. Idealerweise hat jeder Diensthundeführer zwei Diensthunde, damit diese sich im Einsatz abwechseln können. Der Altersabstand der Hunde sollte zwischen drei und vier Jahren liegen, damit sie voneinander lernen und im Team besser arbeiten können. Neben den Tieren gibt es in den modern ausgestatteten Haftanstalten auch technische Anlagen, um Mobilfunkgeräte aufzuspüren.

Jede der 36 Justizvollzugsanstalten des Landes wird mehrfach jährlich mit Drogenspürhunden aufgesucht. Im Jahr 2018 sind bei 214 Einsätzen durch die Drogenspürhunde insgesamt 139 Mal Drogen aufgefunden worden, hieß es im Ministerium. Durch die Erweiterung des Spürhunde-Teams sollen die Einsatzzahlen weiter ansteigen.

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