Gegen LichtverschmutzungMilchstraße beobachten – Nationalpark Eifel wird Sternenpark

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Sternenhimmel über Eifel

Sternschnuppen der Perseiden über dem Nationalpark Eifel

Schleiden – Wenn die Städter in Köln oder Düsseldorf Sterne gucken wollen, dann fahren sie am besten aus ihren hell beleuchteten Städten in den Nationalpark Eifel. Dort ist der Nachthimmel so dunkel, dass man sogar die Milchstraße mit Milliarden von schwach strahlenden Sternen sehen kann. „Die Dunkelheit im Nationalpark hat eine beeindruckende Güte“, sagt Astronom Harald Bardenhagen. Am Freitag wird der Nationalpark Eifel endgültig als sogenannter Internationaler Sternenpark ausgewiesen - nach einer vorläufigen Anerkennung 2014. Deutschlandweit gibt es damit vier Sternenparks.

Mit der Auszeichnung der International Dark Sky Association (IDA) wollen der Initiator Bardenhagen, der Nationalpark Eifel und weitere Partner für Augenmaß bei der Nutzung von künstlichem Licht werben. Denn die - wie sie es nennen - Lichtverschmutzung durch Laternen, Scheinwerfer und Spots an Straßen, Plätzen, Gebäuden nimmt weltweit zu.

Heller als im Ruhrgebiet nur in Belgien und den Niederlanden

60 Prozent der Europäer konnten nach Angaben der internationalen Studie „Atlas der Lichtverschmutzung“ 2016 die Milchstraße nicht mehr sehen. Und die Gebiete um Köln, Dortmund und Düsseldorf werden darin als große Lichtverschmutzer in Deutschland ausgemacht. Schlimmer ist es demnach nur noch westlich davon in Belgien und den Niederlanden. Alles keine Entfernungen für das künstliche Licht, macht der Initiator des Sternenparks Eifel, Harald Bardenhagen, deutlich: „Das künstliche Licht von Köln reicht 200 bis 300 Kilometer.“

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Licht in der Nacht hat Auswirkungen auf Mensch und Tier: Zugvögel werden vor allem durch angeleuchtete hohe Bauwerke oder Beamer irritiert und kommen um, wie die Kämpfer gegen „Lichtverschmutzung“ betonen. Intensive Lampen, vor allem mit hohen UV-Anteilen, würden zur Insektenfalle. Außerdem bräuchten Menschen Dunkelheit, damit sich das Schlafhormon Melatonin bildet. 

Die Orte rund um den Nationalpark Eifel sind zwar viel kleiner als Städte wie Köln oder Düsseldorf, aber ihr Licht strahlt sehr viel stärker auf den Nachthimmel des Nationalparks. 14 Kommunen im Gürtel des Schutzgebietes sollen motiviert werden, bei ihrer Beleuchtung nachthimmelfreundlich zu agieren: wenig Blauanteile, punktgenaue Strahlung zum Boden hin, wenig Streuung oder kompletter Verzicht auf die Beleuchtung von Gebäuden.

Astronomie-Werkstatt im Nationalpark erklärt Sternenhimmel

Die Stadt Heimbach zeigt, wie das mit dem sternenfreundlichen Licht gehen kann. Die neuen städtischen Straßenlampen sind nicht mehr so hell und an der angestrahlten Burg gehen um 23 Uhr die Lichter aus. „Das Sternengucken ist ja nicht nur Thema im Nationalpark. In Monschau und Hellenthal gibt es hervorragende Plätze“, sagt Bardenhagen. Für ihn geht es auch um ein neues Bewusstsein im Umgang mit Licht.

Er weiß, wie sehr sich die Menschen einen Blick auf den Sternenhimmel wünschen. Wenn andere schlafen, erklärt der Astronom Besuchern seiner Astronomie-Werkstatt im Nationalpark nachts den Sternenhimmel. Die Erfahrung der Sternennacht verändere die Menschen, glaubt er. Auf der Rückfahrt fragten sie sich, warum ein Kreisverkehr so hell wie ein Fußballplatz erleuchtet sein muss. „Dass die Ruhe zur Lebensqualität beiträgt, daran gibt es keine Zweifel. Aber langsam kapieren die Menschen, dass auch die Dunkelheit zur Lebensqualität beiträgt.“  (dpa)

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