Landgericht KölnBerühmter Fotograf soll Kinder missbraucht haben

Lesezeit 3 Minuten
missbrauch symbolbild

Kindesmissbrauch (Symbolbild).

Köln – Er fotografiert unter anderem für die Vogue, die New York Times oder den Spiegel. Der Mann ist der wohl bekannteste und renommierteste Kinderfotograf der Gegenwart. Für die Organisation „Innocence in Danger“ (dt. „Unschuld in Gefahr“) shootete der 54-Jährige, der als Werbe- und Modefotograf auch für große Marken wie McDonald's, Zara oder Kinderschokolade arbeitet, eine Kampagne gegen sexuellen Kindesmissbrauch.

Ab dem 31. Mai muss sich der international vielfach preisgekrönte Fotograf nun vor dem Landgericht Köln gegen den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs von Kindern verteidigen. Insgesamt gehe es in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Köln um 17 Taten, bestätigte ein Gerichtssprecher. In zwölf Fällen werde der Fotograf schwerer sexueller Missbrauch sowie in vier Fällen sexueller Missbrauch vorgeworfen. In einem Fall gehe es zudem um den Besitz von kinderpornografischem Material.

Opfer im Alter von sieben bis 13 Jahren

Betroffen sein sollen sechs Kinder im Alter von sieben bis 13 Jahren, so der Gerichtssprecher. Der vermutete Tatzeitraum liege zwischen dem Sommer 1999 bis zum Juni 2021, als es zur Anzeige kam. Mindestens fünf der Kinder seien von dem Beschuldigten „im beruflichen Umfeld vielfach“ fotografiert worden. Dem Vernehmen nach soll es sinngemäß in der Anklageschrift heißen, der Fotograf habe im Laufe der Zeit die Rolle eines erwachsenen Freundes für die Kinder und deren Familien eingenommen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Seit mehr als neun Monaten sitze der Beschuldigte bereits in Untersuchungshaft, hatte das „Zeitmagazin“ berichtet, das auch zuerst über den Fall schrieb. Demnach sei der Fotograf mit den Müttern von zwei der mutmaßlichen Opfer „über viele Jahre zusammen“ gewesen. Andere Eltern hätten ihre Kinder teilweise über Wochen alleine mit dem Fotografen verreisen lassen. In dieser Zeit hätten die Minderjährigen häufig im selben Hotelzimmer wie der Fotograf geschlafen. Neben seiner Penthouse-Wohnung in Köln sollen einige der Tatorte im Ausland gewesen sein, so das Zeitmagazin.

Ermittlungsfehler der Polizei?

Das Magazin behauptet, bei den Recherchen zu dem Fall auf Fehler in der Ermittlungsarbeit der Kölner Polizei gestoßen zu sein. In den vergangenen 25 Jahren habe es bereits drei Anzeigen gegen den Fotografen gegeben, erst bei der vierten Anzeige im Juni 2021 sei umfangreich ermittelt worden.

Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ teilte der Anwalt mit: „Die Anklage ist das Ergebnis höchst unfairer und suggestiver Ermittlungen. Die Vorgehensweise der Kriminalpolizei verrät viel über tief sitzende Vorurteile und einen unfassbar blinden Jagdeifer. Konstrukte von jahrzehntealtem Geschehen werden von entlassenen Mitarbeitern, angeblich engagierten Medienvertretern und in ihrer Zuneigung enttäuschten Frauen befeuert. Die Verteidigung ist optimistisch, in einer objektiven Hauptverhandlung dem Gericht die wahren Tatsachen näher bringen zu können.“

Vor Prozessbeginn werde man sich zu den Veröffentlichungen nicht äußern, erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Natürlich aber werde „der Sachverhalt bezüglich des aktuelle Missbrauchsvorwurfs sowie die Vorgeschichte im Verfahren wie üblich umfassend erörtert“.

KStA abonnieren