Wespen-BeraterAsiatische Hornisse ist im Anflug aufs Bergische Land

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Ein Nest von asiatischen Hornissen oben am Stamm einer Birke.

Nest von Asiatischen Hornissen an einer Birke.

Ehrenamtliche Sachverständige kümmern sich um Probleme mit Wespen und Hornissen – und haben viel zu tun.  

Wer im vergangenen Sommer draußen gefrühstückt oder Pflaumenkuchen gegessen hat, wird es gemerkt haben: 2022 war ein gutes Jahr für Wespen und Hornissen. Das bestätigen die ehrenamtlichen Hornissenberater- und -beraterinnen aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis. Es hat in vielen Gärten auch in Leichlingen und Burscheid gesummt und gebrummt.

Was manchen Kuchenfreund und Balkonurlauber vielleicht genervt hat, ist aus Sicht des Artenschutzes aber sehr erfreulich. Denn die heimische Hornisse gehört zu den besonders geschützten Arten. Und bis in den Spätherbst hinein konnte man die Insekten vielerorts beobachten. Es ist verboten, Hornissen oder deren Nester zu vernichten.

Notfalls hilft nur eine Umsiedlung

Da es viele Hilferufe von besorgten Hausbesitzern und Nachbarn gab, hatten die ehrenamtlichen Experten im vergangenen Jahr gut zu tun, beantworteten seit dem Frühsommer laufend Anfragen und halfen bei Problemfällen auch mit Umsiedlungen von Völkern, wenn sich Wespen- oder Hornissen in allzu bedrohlicher Nähe niedergelassen und ihre Nester errichtet hatten.

Im Kreis-Veterinäramt trafen sich die Beraterinnen und Berater kürzlich zu ihrem Abschlusstreffen. Dabei zog man die Bilanz, dass es 2022 mit 105 Einsätzen vor Ort und zahlreichen Telefonaten etwa doppelt so viele Aktivitäten wie in den Vorjahren gab. In den meisten Fällen konnten die Anruferinnen und Anrufer erfolgreich beraten werden und von der grundsätzlichen Friedfertigkeit dieser Tiere überzeugt werden. „Die diesjährige Saison zeigt, wie wichtig und wertvoll die Beratungsarbeit für das Verstehen dieser Arten ist“, sagt Franziska Müller vom Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt, die die Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen koordiniert.

Vor allem Imkerinnen und Imker sollten vor ihren Bienenstöcken Ausschau nach den Asiatischen Hornissen halten
Dr. Thomas Mönig, Leiter des Veterinäramts

Da es an geeigneten natürlichen Neststandorten wie Höhlungen in Bäumen mangelt, suchen sich die Tiere oftmals dunkle, geschützte Bereiche wie Dachböden, Geräteschuppen, Vogelnistkästen oder Rollladenkästen aus, um ihr Nest zu bauen – und kommen den Menschen damit näher, als denen manchmal lieb ist. „In diesen Fällen stehen die in Zusammenarbeit mit dem Kreisimkerverband Bergisch Land über das gesamte Kreisgebiet verteilten ehrenamtlichen Hornissenberaterinnen und -berater Betroffenen mit Rat und auch mit Tat zur Seite. Sie kennen Tipps für eine gute Nachbarschaft und finden oftmals Lösungen, die Mensch und Tier berücksichtigen“, ist die Kreisverwaltung ihnen für ihre Arbeit dankbar.

In Leichlingen und Burscheid sind die Fachleute wachsam 

Mit Sorge blickten die Fachleute bei ihrem Treffen auf die fortschreitende Ausbreitung der Asiatischen Hornisse, die 2022 in mehreren Kreisen und Städten Nordrhein-Westfalens erstmals gesichtet wurde. Auch im Bergischen ist man wachsam und bereitet sich auf das Eindringen dieser invasiven Art vor. „Der Klimawandel hat neben neuartigen Krankheitserregern auch neue Zecken- und Stechmückenarten und eben auch die Asiatische Hornisse im Gepäck. Wir müssen uns im Bergischen Land auf neue, bisher hier nicht heimische Arten einstellen,“ warnt der Leiter des Veterinäramtes, Dr. Thomas Mönig. Gerade mit Blick auf die Asiatische Hornisse sei es beruhigend, die besonderen Kenntnisse der 13 ehrenamtlich tätigen Sachverständigen nutzen können. Dem möglichst raschen Erkennen und Unterscheiden dieser Art von der heimischen Hornisse komme dabei enorme Bedeutung zu.

Die Bekämpfung der weiteren Ausbreitung der Asiatischen Hornisse ist wegen ihrer schädlichen Auswirkung auf heimische Ökosysteme gesetzlich vorgeschrieben. Sichtungen müssen daher schnellstmöglich dem Veterinäramt gemeldet werden. „Vor allem Imkerinnen und Imker sollten vor ihren Bienenstöcken Ausschau nach den Tieren halten, da Honigbienen einen großen Anteil der Beute asiatischer Hornissen ausmachen“, empfiehlt die Behörde.

„Mit Berichten über aggressive Riesenhornissen aus Asien haben die Einwanderer im Übrigen nichts zu tun“, stellt Dr. Thomas Mönig klar: „Jene Art kommt bei uns gar nicht vor. Die hier nun auftretende Asiatische Hornisse Vespa velutina ist eine kleinere Verwandte der europäischen Art. Sie ist friedlich und defensiv, solange Menschen nicht dicht an das Nest herantreten. Anders als die heimische Hornisse nistet ihre asiatische Verwandte ohnehin selten direkt am oder im Haus, sondern baut ihre Nester meistens in großer Höhe in Bäumen. Sollten die Tiere im Ausnahmefall doch einmal stechen, so sind ihre Stiche vergleichbar mit denen einheimischer Wespenarten.“

Zu den Ehrenamtlern im Hornissen- und Wespenschutz gehören in Burscheid Friedrich Heider (02202/39347) und Petra Lebek (02202/247515) und in Leichlingen Fiona Flesser (0177/8777675) und Jürgen Letzner (0157/89313738). Weitere Auskünfte erteilt das Veterinäramt unter 02202/132815.

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