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Autor aus Burscheid1000 Gedichte sind für Georg Pawlak das Ziel

Lesezeit 3 Minuten

Georg Pawlak verbringt in seinem Arbeitszimmer viele Stunden mit Gedichten.

Burscheid – Hermann Hesse ist alles schuld. Georg Pawlak ist immer wieder fasziniert vom Autor des Glasperlenspiels, des Steppenwolfs, Siddhartha oder Narziss und Goldmund.

950 von 1000 Gedichten gibt es schon

Auch im Gedichte-Schreiben war Hesse umtriebig. Für Pawlak ist das Ansporn, eine Zielmarke zu erreichen. 1000 Gedichte will er schreiben. Rund 950 hat er schon verfasst. Sein Vorbild zu kopieren, das sei für ihn zwar tabu. Aber Hesse inspiriere ihn immer wieder: „Wie er seine Sätze so formuliert, das gefällt mir einfach gut.“ Der Burscheider blickt durchaus selbstkritisch auf sein Werk. „Wir waren einmal in Urlaub auf Amrum. Dort hat eine Zeitung eines meiner Gedichte abgedruckt. Wenn ich das heute lese, finde ich es einfach nur grausam, nicht gut.“ Seinen eigenen Stil zu entwickeln, diese Idee habe er in den vergangenen 15 Jahren immer vor Augen gehabt. „Eine Sprache, die nicht alltäglich ist, will ich finden. Es geht mir weniger um Verse und Reime, sonder um die lyrische Melodie“, sagt er.

Projekt mit jungen Leuten

Hesse, aber auch Rilke oder Morgenstern mag er. Unter den modernen Autoren: Durs Grünbein Nora Gomringer, oder Jan Wagner. „Poesie ist ein Grundbedürfnis“, sagt Letzterer. Und für Georg Pawlak steht fest, dass in den Schulen heute zu wenig Lyrik vermittelt wird. „Das ist ein Manko.“ Als es noch die Realschule in Burscheid gab, bot er 2010 eine Woche lang eine Schreibwerkstatt an. Herausgekommen ist ein Buchprojekt. „Den jungen Leuten machte das großen Spaß.“ Mit „Burscheid ist ein Gedicht“, brachte er sich zum 150 Geburtstag der Stadt ein.

Gedanken zu Papier bringen

Im Arbeitszimmer des 75-jährigen Burscheiders hängen Sätze wie „Altwerden beginnt im Kopf, Jungbleiben auch!“ Dass er so jung wirkt, dürfte auch an seiner Disziplin liegen. Täglich joggt er mit seiner Frau, anschließend wird gefrühstückt. Gefühlt jeden zweiten Tag setzt er sich für mehrere Stunden an den Schreibtisch, um seine Gedanken zu Papier zu bringen. Seine Themen schöpfe er aus dem täglichen Leben. Mit Beginn der Pensionierung 2004 habe er regelmäßig geschrieben, sagt der ehemalige Werbeleiter bei Bayer. „Ich komme aus dem Ruhrgebiet und wenn etwas gut klappt, sagt man, dass es fluppt.“ Es fluppte. Vor gut zehn Jahren waren die ersten 500 Gedichte fertig. Im Buch unter dem Titel „Treibgut“, hat Pawlak einiges veröffentlicht.

Weiterentwickeln beim Schreiben

Auch dieses Werk sehe er heute kritisch. Er entwickle sich weiter, sagt er. Ein Blick in seine Schreibwerkstatt zeigt, dass Pawlak mit sich ringt. „Dutzendtage“ heißt eines seiner jüngsten Gedichte. Das Wort las er bei Hermann Hesse. Für seine literarische Umsetzung beschreibt er Menschen, die vom Alltag und allem anderen gelangweilt sind, sich von Monotonie runterreißen lassen. Der Text ist schwer wie Blei, fast meint der Zuhörer, dass sich Pawlak vom düsteren Thema anstecken ließ. Inspiriert klingt dagegen ein weiterer Satz an einem Regalbrett in seinem Arbeitszimmer: „Die Zeit raubt mir das Leben. Lebe!“ 2020 dürfte er die Zielmarke von 1000 Gedichten erreicht haben, schätzt Pawlak. Und er denke über ein weiteres Buch nach. Sein Buch unter dem Titel „Treibgut“ kam im Eigenverlag mit 500 Exemplaren heraus, die fast alle verkauft wurden.

400 Euro mit dem Buch verdient

Der Gewinn von 400 Euro zeigt, dass Pawlak das Schreiben als Passion und nicht als Broterwerb versteht. Immerhin 400 Euro, darüber habe er sich gefreut, sagt Pawlak.