BurscheidBerufsberatung und Lebenshilfe gibt es im Büdchen

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Sascha von Schwedler und Nicole Wittmann sind die Gesichter des Burscheider Büdchens.

Sascha von Schwedler und Nicole Wittmann sind die Gesichter des Burscheider Büdchens.

Burscheid – Berufs- und Lebensberatung, Tipps zu Weiterbildungen und Sozialhilfe im Kiosk – das gibt es neuerdings im „Burscheider Büdchen“ an der Montanusstraße. Das Jobcenter und die Katholische Jugendagentur haben einen Schalter im Kiosk eröffnet und bieten Sprechstunden in der Trinkhalle an. Der Posten ist eine Anlaufstelle für alle Fragen und Probleme des Lebens. Hier sollen Ratsuchende „in einem gemütlichen Wohnzimmer“ empfangen werden, lädt Sabine Sistig, die Sprecherin der Jugendagentur ein: „Hier fällt es den Bürgern viel leichter, ihre Fragen und Probleme offen auf den Tisch zu legen.“

Direkter Draht ins Amt

Mit am Tisch sitzen im Rahmen eines Modell-Projekts zwei Kollegen vom Jobcenter der Agentur für Arbeit. Ausgerüstet mit Laptops und direktem Draht ins Amt können sie genauso weiterhelfen wie von ihren gewohnten Büros aus. „Nur eben viel näher dran am Bürger“, erklärt Sistig. Sascha von Schwedler und Nicole Wittmann arbeiten für die Katholische Jugendagentur im Büdchen. Zwei Mitarbeitende des Jobcenters sind an jedem Dienstag von 10 bis 12 Uhr vor Ort, beantworten Fragen und helfen bei Anträgen für Leistungen.

„Sehr gut war dieses Angebot in der Corona-Zeit“, erzählt Stephanie Ludewig vom Jobcenter Burscheid. „Wir waren während der Pandemie überwiegend digital und telefonisch zu erreichen. Persönliche Gespräche vor Ort waren nur eingeschränkt möglich. Das ist für manche unserer Kunden eine Hürde gewesen.“ Ihnen soll der Kontakt leichter gemacht werden – durchs Kiosk-Fenster.

„Wir sind die erste Anlaufstelle für einfach alles“, sagt Sascha von Schwedler von der Jugendagentur für Leverkusen, Rhein-Berg und Oberberg. Der gemeinnützige Träger der freien Jugendhilfe stärkt junge Menschen im Alter von sechs bis 30 Jahren. „Neulich kam eine Nachbarin direkt vom Zahnarztstuhl hierher, der Mund war noch betäubt. Sie war so glücklich, dass sie jetzt alle Zähne in Ordnung hat. Die Rechnung vom Zahnarzt, die sie dabei hatte, hat ihr jedoch Sorgen bereitet“, beschreibt Nicole Wittmann einen typischen Fall. Gemeinsam wird dann nach einer Lösung gesucht.

„Wenn einmal das Vertrauen da ist, dann zeigen sich oft noch andere Dinge, die geregelt werden müssen“, so hat es von Schwedler schon häufig erlebt. Dann werden noch Briefe ausgepackt, die schwer auf dem Magen liegen. Oder private Probleme erzählt, die schon seit Wochen vor sich hergeschoben wurden. „Hier braucht sich keiner zu schämen“, sagt Wittmann: „Die Leute fühlen sich mit ihren Problemen oft allein.“ Wenn sie dann sage: „Nein, Sie sind nicht alleine, wir sind jetzt schon zwei“, fließen auch mal Tränen. Das Team kann Wege zu den nächsten Beratungsstellen ebnen, meldet die Menschen bei Schuldnerberatung, Familienberatung oder Jobcenter an. Stephanie Ludewig hat sogar manchmal ein offenes Ohr für Liebeskummer. Die Zusammenarbeit zwischen Jobcenter und Katholischer Jugendagentur im Büdchen hat Modellcharakter. Die Kooperation soll an anderen Standorten des Jobcenters fortgeführt werden, kündigt Sascha von Schwedler an.

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