Joanna Kischka hat für die „kleine Oper“ das Konzept gemacht. Eine Aufgabe, die man sich als Kulturmanagerin nur wünschen kann.
Eröffnung am 14. November„Voller Vorfreude“ auf das Kulturforum in Burscheid

400 Sitz- oder 600 Stehplätze: Das Kulturforum bringt Burscheid in Sachen Veranstaltungen in eine neue Dimension. Am Freitag, 14. November, wird es mit einer Gala eröffnet.
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Es ist durchaus noch etwas zu tun in dem Bau, den sein Architekt Wolfgang Krenz „kleine Oper“ nennt. Aber es müsste schon gewaltig etwas schiefgehen, um die Eröffnung irgendwie in Gefahr zu bringen. Am Freitag, 14. November, sagt Joanna Kischka, „werde ich hier auf der Bühne stehen“ – und das Haus und sein Programm präsentieren. Letzteres ist das Werk eines Jahres voller Arbeit. Und das auf einer halben Stelle. Denn so ambitioniert die Stadt Burscheid ihr Projekt Kulturforum angegangen ist: Haushalten ist auch hier oberstes Gebot.
Trotzdem dreht die Stadtverwaltung direkt neben dem Rathaus ein großes Rad. Was man auch im Vorbeifahren sieht: Der große, strahlend weiße Trichter, den sich Architekt Krenz ausgedacht hat, ist ein echter Hingucker. Vielleicht ein bisschen empfindlich, wie die erste Hinterlassenschaft eines Vogels auf der Fassade zeigt. Sich um so etwas zu kümmern, könnte eine Aufgabe für Werner Pohlig sein. Denn das Kulturforum wird einen Hausmeister bekommen. Sehr wichtig, weiß Joanna Kischka.
Die Nische scheint gefunden
Das Haus soll sich möglichst schnell in der Kulturlandschaft des Bergischen positionieren. Und damit das gelingt, muss es oft bespielt werden. Womit? Das war die grundsätzliche Frage, die sich Kischka stellen musste. Sie hat sie unter anderem so beantwortet: Das Kulturforum Burscheid soll ein Ort der Weltmusik sein. Das ist machbar durch eine Zusammenarbeit mit der Radiowelle Cosmo. Und die Nähe zu Köln wird es leichter machen, Gruppen in die Lindenstadt an der Autobahn 1 zu bekommen.
Mit der Ausrichtung auf Musik aus der ganzen Welt löst Kischka zudem ein Versprechen ein, das die Stadt gegenüber dem Land gegeben hat: Die großzügige Förderung des letztlich auf rund zehn Millionen Euro gerechneten Baus floss nur, weil das Kulturforum programmatisch einen multikulturellen Ansatz hat. Einen Veranstaltungsort wie viele andere hätte man in Düsseldorf nicht gefördert.

Joanna Kischka ist voller Vorfreude.
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Geld aus Quellen, die außerhalb von Burscheid liegen, wird Joanna Kischka weiterhin anzapfen. Im Budget für bestimmte Programmreihen – zum Beispiel das Foto-Projekt mit Studierenden der Essener Folkwang-Uni – sind auch Mittel für die Projektleitung vorgesehen. Das verschafft der 41 Jahre alten Leichlingerin auf ihrer halben Stelle etwas mehr Beinfreiheit.
Über Arbeitszeit spricht sie in der Hochlauf-Phase des Kulturforums sowieso nicht. Sondern lieber darüber, dass auch im Burscheider Rathaus „eine Menge Euphorie“ herrsche und das, was Personaler „Hands-on-Mentalität“ nennen. Ein Beispiel: „Sie werden bei der Eröffnung Leute aus der Stadtverwaltung an der Garderobe und im Getränkeausschank sehen.“ Jobs, die garantiert nicht in deren Stellenbeschreibung stehen.
Am 30. Oktober ist der Technik-Test
Die Stelle von Joanna Kischka indes umfasst alles Mögliche. Deshalb ist sie zum Beispiel extrem gespannt auf den 30. Oktober: „Da haben wir hier einen Durchlauf“ – also eine technische Generalprobe in dem Haus, das in Wahrheit ein Neubau ist. Und mit seiner Kapazität in eine andere Größenordnung vorstößt: 400 Sitzplätze oder 600 Stehplätze gibt es im Kulturforum. Das ist, sagt Kischka, eine Größe, „die wir hier in der Region nicht so haben“.
Was natürlich auch gut ist für die Etablierung des Kulturforums Burscheid. Zum Beispiel habe die Volksbühne Bergisch Neukirchen angefragt, ob sie in der Nachbarstadt spielen kann. Aus der anderen Richtung sollen die „Bergischen Tanztage“ nach Burscheid kommen. Die Ballettschule Momo ist in Wermelskirchen angesiedelt, sollte also im Prinzip die Kattwinkel‘sche Fabrik als erste Aufführungsadresse haben. Aber „da gibt es keine Bühne“, so der Hinweis von Joanna Kischka. Die in „ihrem“ Kulturforum dagegen ist sogar groß genug, dass ein ganzes Orchester darauf passt. So stand es auch im Lastenheft für Architekt Krenz. Denn klar ist: Ein Kulturbau, der für den Klangkörper des Orchstervereins Hilgen nicht passt, passt auch nicht nach Burscheid.
Das überaus erfolgreiche Wirken des OVH und der Musicalischen Academie haben ja viel dazu beigetragen, dass die Stadt die Kulturkarte spielt. Was Joanna Kischka natürlich sehr freut: „Da können wir vielleicht ein Vorbild sein für andere kleine Städte.“ Schließlich bedeutet Kultur auch profane ökonomische Wertschöpfung: Wenn eine Band oder ein größeres Ensemble in die Stadt kommt, werden Zimmer gebraucht, die Gastronomie profitiert – natürlich auch vom Publikum.
Und dann ist da auch noch die Vermietung des Kulturforums: „Eine Menge Anfragen“ habe sie schon bekommen, obwohl für das Haus noch gar nicht viel Werbung gemacht worden sei, berichtet Kischka auf einem Rundgang am Montag. Der Wirtschaftlichkeit kann das nur guttun. Denn auch, wenn die Beschreibung „kleine Oper“ gut klingt: So teuer wie eine Oper soll das Kulturforum Burscheid auf keinen Fall werden.
In der Eröffnungswoche des Kulturforums an der Höhestraße 5 gibt es vom 17. bis 23. November verschiedene musikalische Veranstaltungen. Es geht los mit öffentlichen Proben: So kann man am Montag, 17. November, von 18.45 bis 21 Uhr das Junge Orchester mit Simon Roloff erleben, am Dienstag, 18. November, von 19.30 bis 22 Uhr dann den Orchesterverein Hilgen. Am Mittwoch, 19. November, ebenfalls von 19.30 bis 22 Uhr probt die Musicalische Academie, und am Donnerstag, 20. November, von 17.30 bis 19.30 Uhr das Junior-Orchester mit Heide Wendt. Am selben Tag beginnt um 20 Uhr das Konzert des Gitarrenensembles mit Burkhard Schreiber.
Beim Festival der Egerländer am Samstag, 22. November, ab 18 Uhr wirken die Dabringhausener Musikanten, Die Grunewalder, Die Bergischen Böhmischen und Die Bergischen Egerländer mit. Schließlich laden am Sonntag, 23. November, die Dozentinnen und Dozenten der Musik- und Orchesterschule Burscheid unter dem Motto „Die MOSB-Allstars“ zum Herbstkonzert. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei, Spenden werden gerne gesehen. (dre)

