NachlassBurscheiderin findet Briefe des Weltkrieg-Generals Erich Ludendorff beim Aufräumen

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Sammlung von Briefen Erich Ludendorffs an Rudolf Peters

Gerda Peters hat dem Burscheider Stadtarchiv eine Sammlung von Briefen Erich Ludendorffs an ihren Schwiegervater Rudolf Peters geschenkt.

Die Stadt Burscheid hat eine große Anzahl Briefe von Erich Ludendorff, einem der bekanntesten deutschen Generäle im Ersten Weltkrieg, als Schenkung erhalten.

Das Archiv der Stadt Burscheid freut sich über einen ungewöhnlichen Zugang: Die Burscheiderin Gerda Peters übergab dem Archiv Anfang Dezember vergangenen Jahres eine große Anzahl von Briefen, Postkarten und weitere Erinnerungsstücke ihres Schwiegervaters Rudolf Peters, wie die Stadt jetzt bekannt gab. Rudolf Peters war während des Ersten Weltkrieges persönliche Ordonanz des Generalquartiermeisters des deutschen Heeres, Erich Ludendorff. 

Die betagte Burscheiderin Gerda Peters – sie feiert in diesem Jahr ihren 98. Geburtstag – habe die Briefe beim Aufräumen gefunden. Und da keines ihrer Kinder die historischen Dokumente haben wollte, habe sie es für richtig befunden, das gesamte Konvolut dem Archiv zu übergeben, anstatt es einfach wegzuwerfen, teilte Renate Bergfelder-Weiss von der Stadt mit.

Insgesamt handelt es sich um 150 Briefe und Postkarten von Ludendorff  und dessen zweiter Frau Mathilde an Rudolf Peters. Das älteste Schreiben in der Sammlung stammt vom 20. August 1914, wurde also wenige Wochen nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs am 28. Juli 1914 verfasst. Das Archiv hatte noch keine Gelegenheit, die durchweg handschriftlichen Briefe inhaltlich aufzuarbeiten. Insbesondere in den 1930er Jahren bedankt sich Ludendorff aber des öfteren für Äpfel, Kirschen oder Birnen, die Peters dem pensionierten Militär offenbar geschickt hatte. Das geht aus einer detaillierten Auflistung der einzelnen Schreiben hervor.

Beim Putschversuch an Hitlers Seite

Ludendorff schreibt seiner ehemaligen Ordonanz auch, kurz nachdem er gemeinsam mit Adolf Hitler und weiteren völkischen Nationalisten in der Nacht zum 9. November 1923 in München mit einem Putschversuch kläglich gescheitert war. In der Burscheider Briefesammlung datiert ein Schreiben vom 8. Januar 1924, also keine zwei Monate nach dem Umsturzversuch in München. In dieser Zeit wandte sich Ludendorff von Hitler ab und vergrub sich immer tiefer in eine von teilweise esoterischen Verschwörungstheorien gegen Deutschland beherrschte antisemitische Weltsicht. 

Der briefliche Kontakt zwischen den beiden Männern reißt bis zum Tod Ludendorffs Ende 1937 nicht ab und wird anschließend von Ludendorffs Frau fortgeführt, auch während des Zweiten Weltkriegs. Bislang, so berichtet Bergfelder-Weiss, habe sich noch kein Historiker an die Stadt Burscheid gewandt, mit dem Ansinnen, die bisher unveröffentlichten Ludendorff-Briefe genauer in Augenschein zu nehmen. Amtsleiterin Claudia Himmen-Merten würde sich über Kontaktaufnahmen freuen. 

„Diese Zeitzeugnisse der neueren deutschen Geschichte sind eine wertvolle Ergänzung der vorhandenen Bestände unseres Stadtarchivs. Es freut mich, dass wir diese nun der Wissenschaft und einer historisch interessierten Öffentlichkeit zugänglich machen können“, wird sie in der städtischen Mitteilung über die Schenkung zitiert.

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