10.000 Essen in guten ZeitenSo geht Burscheider Schul-Caterer mit Corona-Krise um

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Bei Uwe Nickut stapeln sich die Wärmeboxen, die meisten Mitarbeiter sind zu Hause.

Bei Uwe Nickut stapeln sich die Wärmeboxen, die meisten Mitarbeiter sind zu Hause.

  • 10.000 Essen liefert der Burscheider Caterer Uwe Nickut üblicherweise aus.
  • Nun, in Corona-Krisenzeiten, ist alles ganz anders. Wie geht der Unternehmer mit der Situation um?

Burscheid – Im Besprechungszimmer des Burscheider Catering-Unternehmens Nickut hängt eine Karikatur mit einem sonnenbebrillten Udo Lindenberg: „Andere denken nach, wir denken voraus“, lautet die Botschaft. Auf das Bild angesprochen winkt Uwe Nickut ab. Ganz so cool wie im Cartoon ist seine Lage derzeit wahrlich nicht: „Wir sind ins kalte Wasser geworfen worden. Mit solch einem Szenario wie der Coronakrise hat keiner gerechnet. Sonst hätten wir die Verträge ganz anders gestaltet.“ 96 Mitarbeiter hat die Firma mit Sitz in der Industriestraße, die nun größtenteils zu Hause sitzen.

Nickut hat viel nachgedacht und er denkt voraus. „Es bringt nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Es geht auch mal wieder aufwärts.“ Doch er hofft, dass alle gemeinsam daran arbeiten, dass es nach Abklingen der Corona-Pandemie wieder regelmäßig Essen an den Schulen und Kindergärten geben kann. In den vergangenen Jahren hat sich das Unternehmen auf dem Markt gut positioniert: Mehr als 10 000 Schüler und Kindergartenkinder werden in der Region versorgt. Fachliche Unterstützung beim Thema Kurzarbeitergeld hat sich Nickut geholt, kontaktierte das Arbeitsamt und versucht, Unterstützung durch die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) zu bekommen. „Wie das aussehen wird, steht in den Sternen“, sagt Nickut. Doch es gibt einen Silberstreif am Horizont. Eine Facebook-Gruppe trat an den Caterer heran, die sich für Senioren engagieren will, die mit Essen versorgt werden sollen.

Flotte aufgerüstet

Nickut hat bereits vor einem halben Jahr seine Flotte aufgerüstet und definierte für sein Catering das Prinzip „Essen auf Rädern“ neu. Zusätzlich zu seinen Auslieferfahrzeugen schaffte er zwei Autos mit eingebautem Ofen an. Dabei werden die Mahlzeiten nicht einfach warm gehalten, sondern im Fahrzeug fertig gegart. Das Verfahren nennt sich „Cook & Chill, indem die Gerichte in der Großküche bis kurz vor dem Garpunkt gekocht und dann auf drei Grad heruntergekühlt werden. In den Fahrzeugöfen wird alles fertig gekocht. Die Belieferung von Schulen und Kitas mit 10 000 Essen täglich im Schnitt macht das Essen auf Rädern nicht wett. Aber Nickut will auf Senioren proaktiv zugehen und auch Krankenhäusern und Seniorenheimen seinen Service anbieten, die womöglich unter dem Mangel an Fachpersonal leiden. „Wir versuchen Unterstützung zu leisten, wo wir können.“ Markus Grimberg (☎ 02174 / 89 42 13 24) beantwortet Fragen beim Vertrieb.

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Derzeit schreibt Nickut alle Träger von Schulen und Kitas an, die er beliefert und versucht um Verständnis und Unterstützung zu bitten. Denn die Durststrecke, von deren Verlauf und Dauer noch keiner weiß, müsse sein Unternehmen durchstehen. „Wir wollen nicht an Corona verdienen“, sagt er. Aber er wolle mit dem Catering weitermachen können, wenn die Epidemie abgeklungen ist. 95 Prozent macht die Belieferung der Schulen und Kitas aus, fünf Prozent der Imbiss-Betrieb – eine Filiale steht am Burscheider Obi-Markt. „Die Vielzahl der Essen, die wir an Schulen ausliefern, ist einfach extrem“, sagt Nickut.

Und mit einer solchen Situation, hätte er nie gerechnet. „Aber das betrifft ganz viele“, sagt er und bedauert vor allem die Kleinunternehmer, die womöglich gerade noch in der Existenzgründung sind. „Am besten wäre es, wenn die Pizzakunden immer mal wieder drei Euro in den Briefkasten werfen würden“, witzelt Nickut, dem sein Humor nicht ausgegangen ist. Große Freude bereitete ihm die „Bezahlung“ eines älteren Kunden im Imbiss an der Industriestraße. Er hatte „5e“ auf Toilettenpapier geschrieben. Als Kleingeld gab es Spiralnudeln. Die „neue Währung“ hat sich Nickut aufbewahrt.

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