Kunst-Kooperation in BurscheidEngel der Kulturen soll nach Jerusalem

Husam Moner (links) und Gregor Merten arbeiten gemeinsam an der über zwei Meter großen Stahlskulptur.
Copyright: Ralf Krieger
Burscheid – Marlene, das sei ihre Tante, frotzelt Carmen Dietrich. Zumal ihr Lebenswerk ein Engel ist. Ein verbindendes Element mit der Schauspielerin sei zumindest der Engel. Zusammen mit ihrem Partner Gregor Merten hat die Burscheider Künstlerin den Engel der Kulturen entwickelt. Und Marlene Dietrich: Im Hafen-Varieté „Der blaue Engel“ wird sie als Tingeltangel Sängerin vom Gymnasialprofessor Imanuel Rath bewundert. In seiner Kleinstadt trägt dieser den Spitznamen „Professor Unrat“.
Der Engel der Kulturen wiederum ist über den Burscheider Hafen weit hinaus gelangt. Die Idee ist völkerverbindend, setzt auf Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede der monotheistischen Weltreligionen und ist in seiner eingängigen Bildsprache schnell und wie von selbst erklärt: Es gibt eine Scheibe mit den innenliegenden Symbolen Kreuz, Stern und Halbmond. Wie beim Prinzip sich zweier gegenüberstehenden Vasen, die sich entweder als Vasen sehen lassen oder als zwei sich zugewandte Gesichter, funktioniert das Werk des Burscheider Künstlerpaars so, dass entweder der Engel zu sehen ist, oder aber der Kreis mit den Symbolen.
Perfomance auf Wanderschaft
Seit vielen Jahren sind sie mit dem Objekt unterwegs, in Gelsenkirchen bei einem Rabbi, bei einem Imam in der Kölner Keupstraße, in Brüssel oder in Jerusalem. Das Kunstwerk wird in Performances mit einer Stadt verwurzelt, in den Boden eingelassen. Dabei werden Schulen und soziale Einrichtungen einbezogen und Elemente aus jeder Performance wandern ins nächste Projekt in der nächsten Stadt.
Es hat etwas Verbindendes und die aus dem Kreis geschnittenen Engel bilden jeweils eine zwei Zentimeter dicke Scheibe. Gestapelt bilden mittlerweile 140 Scheiben, bei denen Burscheid nicht vertreten ist, eine Skulptur. Die soll in Jerusalem ihren Platz finden.
Besuch aus Israel
Die Chancen stehen gut: Denn in Israel kamen Carmen Dietrich und Gregor Merten in Kontakt mit Husam Moner, der gerade in Burscheid im Atelier zu Besuch ist und mit Gregor Merten an einer über zwei Meter großen Stahlskulptur des Engels arbeitet. Moner ist Muslim und hat als Fotograf viele Kontakte, die helfen, das Vorhaben umzusetzen.
Mit im Boot ist Gregor Schröder aus Bonn, der als Gründer des Vereins Jugend-Inter-Kult völkerverbindende Projekte in der Jugendarbeit unterstützt. Der Engel der Kulturen ist seiner Ansicht nach ein idealer Friedensbotschafter, ein Hoffnungssymbol.
„Anfangs dachten wir, dass alles zu esoterisch sein könnte“, sagt Carmen Dietrich. Doch viel hätten sie und Gregor Merten über die Künstlerische Aussage nachgedacht. Und es habe gepasst: „Im Kreis liegen die Symbole weit auseinander. Keines kann man herausnehmen, ohne dass das andere beschädigt würde und der Engel nicht mehr sichtbar wäre.“ Er wiederum sei die Verbindung zu Gott.
Das Zentrum Jerusalems ist das Ziel, aber auch eine Landart-Installation im Westjordanland ist in Arbeit. „Aufgrund unseres Anspruchs auf Ausgleich haben wir nicht nur in Tel-Aviv Installationen des Engels verwirklicht, sondern es entsteht seit 2015 auch eine variierte Umsetzung des Symbols“, sagt Merten.
Aus Steinen, unter denen auch ein Stück der Berliner Mauer ist, formen sie eine Riesenanlage von 30 Meter Größe, die in der Drohnenaufnahme den Engel wie ein Sattelitenbild ausschauen lässt. Es handelt sich um das Gelände der christlich-palästinensischen Familie Nassar, die dort das international bekannte und gut besuchte Friedenscamp „Tent of Nations“ betreibt. Das steht für gewaltfreies Engagement für Gerechtigkeit und Versöhnung.
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Nächste Projekte sind im Neulandpark in Leverkusen vorgesehen, auf zwei Plätzen in Bergisch Gladbach und vor dem Polizeipräsidium in Dortmund. Das orderte die Skulptur, die anlässlich des Tags der Werteorientierung enthüllt werden soll.