NeubaugebietKahlschlag auf Rötzinghofener Wiesen noch während der Brutzeit

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Die Häuser im Rötzinghofener Neubaugebiet waren bis vor kurzem durch ein schmales Wäldchen abgeschirmt.

Die Häuser im Rötzinghofener Neubaugebiet waren bis vor kurzem durch ein schmales Wäldchen abgeschirmt.

Burscheid – Einigermaßen überrascht war eine Anwohnerin des Neubaugebiets in Rötzinghofen, als nun eine stattliche Baumreihe mitten in der Vogelschutzzeit gefällt wurde. „Dass gebaut wird wissen wir. Aber die Vorgehensweise ist absolut inakzeptabel. Privatleute dürfen während der Brutzeit auch nichts schneiden oder fällen. Da misst man offenbar mit zweierlei Maß“, sagte sie.

Mammutbaum und Kirsche gefällt

Das Wäldchen mit einem Mammutbaum, Kirschen und Nadelgehölzen sei offenbar in einer Spontanaktion abgeholzt worden. Umgehend habe die Stadt das Holz abtransportiert, nur noch die Baumstümpfe seien zu sehen. „Es trifft zu, dass im Zuge der vorbereitenden Maßnahmen für das neue Wohnbaugebiet auch Bäume gefällt werden mussten. Grundsätzlich ist eine Fällung außerhalb der Schutzzeit nur in Ausnahmen möglich. Dazu muss nachgewiesen werden, dass keine brütenden Vögel oder Fledermäuse in Nestern oder Bruthöhlen vorhanden sind“, erklärte Stadtsprecherin Renate Bergfelder-Weiss auf Anfrage.

Fledermausexpertin vor Ort

Eine Biologin und Fledermausexpertin aus Leverkusen habe deshalb von der Stadt und den Technischen Werken Burscheid den Auftrag bekommen, das Wäldchen auf brütende Vögel, Nester und Fledermaushöhlen zu begutachten. „Es wurden weder brütende Vögel noch Vogelnester oder Fledermäuse in dem Gebiet gesichtet und nachgewiesen“, so Bergfelder-Weiss. Eine Begutachtung des Baumzustandes zu Beginn der Fällmaßnahme habe außerdem ergeben, dass die Fichten zum Teil von Borkenkäfern befallen waren und deshalb gefällt werden mussten.

Gefahrenbaum und Borkenkäfer

Und: „Ein Gefahrenbaum musste gefällt werden, da von innen eine Fäulnis festgestellt wurde. Auch ein Mammutbaum hat eine größere Vorschädigung aufgewiesen, die Krone war bereits herausgebrochen“, so die Stadtsprecherin. Stadtverwaltung und TWB beachteten die Vorschriften und hielten bei erforderlichen Fällmaßnahmen grundsätzlich die Vogelbrutzeit ein. Ausnahmen, wie bei Gefahrenbäumen, gebe es immer wieder. „In solchen Fällen muss schnell gehandelt werden“, so Bergfelder-Weiss. Der Baustart für die Erweiterung des Wohngebietes auf der Wiese „Im Hagen“ steht unmittelbar bevor. Laut Stadtverwaltung sollen im August die Erschließungsanlagen und die Baustraße fertiggestellt sein. Ab dann können auch die Hochbaumaßnahmen starten. Der Straßenendausbau erfolge, wenn alle Hochbaumaßnahmen abgeschlossen seien.

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Auf dem städtischen Restgrundstück des Wohngebiets sollen auf 20 000 Quadratmetern 82 Wohneinheiten gebaut werden. 56 sind im Geschosswohnungsbau mit direkter Anbindung an die Straße Im Hagen und die Rötzinghofener Straße vorgesehen, die übrigen Bauten stehen als frei stehende Einfamilienhäuser und Doppelhäuser auf dem restlichen Plangebiet mit dem Namen „ Rötzinghofener Wiesen.“ Burscheid als Träger des Projekts beauftragte das Dortmunder Büro Planquadrat.

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