Ina Biermann-Tannenberger„Eine Oberbürgermeisterin stünde Leverkusen sehr gut“

Ina Biermann-Tannenberger arbeitet hauptberuflich als Fraktionsgeschäftsführerin der Leverkusener CDU und wünscht sich mehr Frauen, die im Rat mitdiskutieren.
Copyright: Ralf Krieger
- Ina Biermann-Tannenberger (CDU) über die Frauenquote in der Leverkusener Politik
Leverkusen – Über die Frage, warum viel weniger Frauen als Männer in der Kommunalpolitik Verantwortung übernehmen, muss Ina Biermann-Tannenberger länger nachdenken. „Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Wir haben in den Ortsverbänden schon engagierte Frauen, aber im Rat liegt der Anteil nur bei einem Drittel.“
Vier Frauen und 13 Männer sitzen für die CDU im Leverkusener Rat. Aus ihrem eigenen Freundeskreis weiß sie, dass in vielen Familien beide Elternteile voll berufstätig sind und der Alltag mit Kindern auch ohne Fraktionssitzungen am Abend gut ausgefüllt ist. Doch das gilt natürlich für Männer und Frauen gleichermaßen. „Auch Männer zerreißen sich oft zwischen Beruf, Familie und ehrenamtlichem Engagement“, glaubt die hauptberufliche CDU-Fraktionsgeschäftsführerin, „Aber wenn es hart auf hart kommt, das Kind zum Beispiel krank ist, dann bleibt nun einmal eher die Frau Zuhause.“
Biermann-Tannenberger hat selbst zwei kleine Kinder, eineinhalb und dreieinhalb Jahre alt, die tageweise in ihrem Büro in der CDU-Geschäftsstelle im Laufstall am Arbeitsplatz dabei waren. „Ich selbst habe als junge Mutter nur positive Erfahrungen gemacht. Ich bin flexibel und kann auch mal von Zuhause arbeiten, wenn es sein muss. Aber ohne meine Familie wären die abendlichen Sitzungen natürlich trotzdem nicht machbar.“
Nur ein Grund neben vielen weiteren
Doch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist nach Biermann-Tannenberger nur ein Grund, warum Frauen sowohl in der Politik als auch in den Chefetagen im Jahr 2018 noch deutlich unterrepräsentiert sind. „Frauen sind selbstkritischer und haben größere Angst, zu scheitern. Sie schrecken vor einem Machtkampf eher zurück als Männer.“
Außerdem werden Frauen in Führungspositionen immer noch anders beurteilt. „Sobald eine Frau selbstsicher auftritt und klar sagt, was sie will, muss sie sich den Vorwurf anhören, sie sei zickig.“
„Und das wird auf alle Frauen projiziert, weil eine Frau komischerweise nie ohne ihr Geschlecht gesehen wird. Genau so spielt es nur bei Frauen eine Rolle, ob sie hübsch sind oder nicht. “
So weit, so bekannt. Doch vom Klischee, dass Frauen sich im Büro häufig auch noch gegenseitig das Leben schwer machen, hält Biermann-Tannenberger nichts. „Die These vom Zickenkrieg stammt bestimmt von einem Mann. Ich habe das noch nie erlebt. Im Gegenteil: Ich hatte das Gefühl, wenn Frauen – wie in der Politik – zahlenmäßig unterlegen sind, unterstützen sie sich automatisch gegenseitig in Diskussionen. Das ist auch enorm wichtig und stärkt ihre Position.“
Vielleicht ein Wegweiser für die weibliche Zukunft: weniger Klischees und mehr Solidarität. Dann könnte es auch mit der ersten Frau an der Spitze der Stadt klappen. „Eine weibliche Oberbürgermeisterin stünde Leverkusen sehr gut“, glaubt Biermann-Tannenberger. Eine geeignete Kandidatin aus den Reihen von CDU und SPD fällt ihr allerdings nicht ein.
Frauen in der Politik
2018 jährt sich die Einführung des Frauenwahlrechts zum 100. Mal. In loser Reihenfolge sprechen wir deshalb mit Leverkusener Politikerinnen über die Gleichberechtigung in der kommunalen Politik. (lis)