Bildband aus der Geschichte der DB-DirektionEisenbahn-Nostalgie, die Reiselust weckt

Ein Bilderbuch-Motiv vor dem Zwischenhalt in Bergisch Neukirchen zeigt 1952 einen To-Wagen der Baureihe VT 95.
Copyright: Helmut Säuberlich
- Für den neuen Bildband öffnete DB-Fotograf Helmut Säuberlich sein Archiv.
- Nostalgische Aufnahmen von Triebwagen, Dampfloks und Elefanten.
- Texte des Leichlinger Eisenbahn-Historikers Kurt Kaiß.
Leichlingen – Nichts wie hin in den Westerwald. Fleckvieh, Äcker und der Wald sind in dem Foto mit der Neubau-Lok der DB wunderbar hineinkomponiert. Was entsteht da beim Betrachter? Fernweh? Oder doch eher Heimweh? Das Bild mit der Schwarzen Lok wurde um 1957 oder 1958 geschossen. Die rote Handtasche und dazu passenden Schuhe der Dame vorne im Bild dienten als Farbtupfer – ein immer wieder zu beobachtendes Zitat des DB-Fotografen Helmut Säuberlich.

Mit Licht und Schatten arbeitete der Fotograf gerne, so auch im Jahr 1959 bei der Aufnahme auf Gleis 1 im Bahnhof Wuppertal-Elberfeld.
Copyright: Helmut Säuberlich
Was war los in der Zeit? Sputnik-Satelliten eröffneten das planetarische Zeitalter und schockierten Militär-Strategen. Und zur Expo in Brüssel eröffnete das 102 Meter hohe Atomium unter dem Titel „Technik im Dienste des Menschen.“ Die Deutsche Bahn war auf den Zug aufgesprungen und Fotograf Säuberlich dokumentierte den technischen Wandel.
Dokumente aus den 1950er Jahren
Die Fotos sind ein seltenes Dokument der 1950er und 60er Jahre. Sie zu veröffentlichen, dazu bedurfte es einiger Überredungskünste. Aber seine Passion hat dem Leichlinger Eisenbahnhistoriker Kurt Kaiß zum Durchbruch verholfen.

Im Westerwald an der Strecke Au (Sieg) Altenkirchen entstand dieses Bild beim Örtchen Obererbach.
Copyright: Helmut Säuberlich
Der über 90-jährige frühere Wuppertaler und Kölner Direktions-Fotograf der DB, Helmut Säuberlich lebt in Wuppertal und gab Kaiß grünes Licht für das Buchprojekt. Im Leichlinger Verlag Astrid Kaiß ist das Buch nun erschienen, mit 250 Abbildungen und kenntnisreichen Texten und Bildbeschreibungen das Leichlinger Forschers.
Schwaden der Dampflokomotiven hüllen Bahnhöfe ein. Der Betrachter der Aufnahmen bekommt einen guten Eindruck davon, wie kalt es war, als sich die Eiszapfen am Eisen der Dampfrösser bildeten. Licht und Schatten als künstlerisches Mittel übten auf Helmut Säuberlich immer wieder ihre Reize aus. Die „atmosphärisch dichten Bilder vom Bahnbetrieb“ haben es Kurt Kaiß angetan.

Für die Elefanten des Zirkus Hagenbeck gab es einen Sonderzug. Ihre Ankunft in Gummersbach fotografierte Säuberlich 1950.
Copyright: Helmut Säuberlich
Ob in Wuppertal, Köln, Düsseldorf, Hagen, im Oberbergische oder im Sauerland – Säuberlich war immer nah dran, um Menschen und Züge zu porträtieren, Bahnknotenpunkte aber auch verträumte einsame Landschaften mit der Kamera festzuhalten.
Der DB-Fotograf dokumentierte die technischen Neuerungen, aber auch die touristischen Angebote wie bei den Sonderzügen zum Wintersport nach Winterberg, wenn es Schnee gab und alle Reisenden ihre Schlitten in die Abteile mitnahmen.

Die neue Konsumwelt hielt Einzug im Bahnhof Oberbarmen. Es war ein Kontrast zwischen Vitrinen und altem Gemäuer.
Copyright: Helmut Säuberlich
Und auch das Provisorium, in dem die Bahn sich immer gerne bewegte, ist im Bild festgehalten. So bilden zwei ausrangierte Güterwagen und ein Postwagen eine improvisierte Abfertigungseinrichtung für Reisende im Sieger- oder Sauerland. Fahrkarten konnten sie hier kaufen und die provisorischen Schalter waren durch einfache, aus Holz gezimmerte Dächer vor Nässe geschützt.
Ein guter Kunde der Bahn war der Zirkus Hagenbeck: Es waren laut Amtsblatt alle Stellen bemüht, „die Zirkussonderzüge mit besonderer Beschleunigung zu bedienen und durchzuführen.“ Es sollte verhindert werden, „dass diese sich wegen Unzufriedenheit mit dem Bahntransport durch Vollmotorisierung von der Schienenbeförderung unabhängig machen.“

Roter Triebwagen, rote Tasche: Nostalgisches Cover des Buchs.
Copyright: Ralf Krieger
Kurt Kaiß (Hrsg.): Rückblende – Die Deutsche Bundesbahn in Bildern von Helmut Säuberlich. Verlag Astrid Kaiß, Leichlingen, ISBN 978-3-9818345-1-2, 26,80 Euro.