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ElterntaxisSchlecht für Nerven und Umwelt

3 min

„Nur ganz kurz“: Die Halte-Situationen an den Schulen sind gefährlich, gerade weil jeder nur mal schnell aussteigen will.

  1. Das Jugendparlament zählte Fahrräder und Elterntaxis. Es gäbe die Alternative eines abgelegenen Halteplatzes
  2. Durch die Elterntaxis staut es sich im Berufsverkehr noch mehr, es entstehen gefährliche Situaitionen

Leichlingen – Wer kennt es nicht: Morgens und nachmittags ist zum Schulzentrum kein Durchkommen.

Ärger über unfaire Eltern

Der Bürgersteig ist zugeparkt, die Busse hängen im Stau. Schuld sind die Eltern-Taxis, findet das Kinder- und Jugendparlament (Jupa). Schülerin Bianca aus dem Jupa-Arbeitskreis Schule und Bildung ärgert vor allem die Unfairness vieler Eltern, die absichtlich Busbuchten blockieren, damit ihre Kinder pünktlich im Klassenraum sitzen können.

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Dabei nehmen sie in Kauf, dass ein kompletter Bus voller Schüler hinter ihnen deswegen zu spät kommt. Seit 2017 kämpfen die Jupas für eine bessere Verkehrsplanung. Damals stellten sie einen Antrag, eine „Dropdown/Pick-up-Zone“ einzurichten, also einen Punkt abseits, an dem es niemanden stört, wenn Insassen ein- oder aussteigen. Die Stadt gab an, die Idee sei nicht umsetzbar im Konzept der Innenstadt-Entwicklung.

Verkehrssicherheitsberater mit im Boot

Die Jupas gingen das Problem Anfang des Jahres neu an und holten sich Polizeihauptkommissar und Verkehrssicherheitsberater Siegfried Breuer als Verstärkung hinzu. Mit seiner Expertise führten die Schüler an zwei Tagen im Januar Verkehrszählungen durch. Mit den neu gewonnenen Fakten wollen sie nun in einem Elternbrief an die Familien appellieren.

Elterntaxis und Fahrräder gezählt

Die Ergebnisse der zwei Tage unterscheiden sich kaum, obwohl es an einem von beiden sogar geregnet hatte. An 16 Standorten zählten sie am ersten Tag 255 Schüler, die per Eltern-Taxi gebracht wurden. Um einen aussagekräftigen Vergleich bieten zu können, zählten sie am selben Morgen 232 Fahrräder, die an den sechs großen Fahrradständern geparkt wurden.

Von den insgesamt 1636 Schüler, die jeden Morgen zum Hammer müssen, werden 15 Prozent von den Eltern gefahren – meistens nur ein Schüler pro Auto. 40 Prozent kommen mit dem Bus (Die Schulverwaltung gab an, dass zu dem Zeitpunkt 646 Busfahrkarten ausgestellt waren), 14 Prozent kommen mit dem Fahrrad und 30 Prozent gehen zu Fuß.

Verstopfte Innenstadt

Obwohl nur 15 Prozent der Schüler per Eltern-Taxi gebracht werden, ist doch die gesamte Innenstadt unter anderem ihretwegen verstopft. Jugendparlamentarierin Marit war besonders schockiert von der Fahrweise vieler Eltern. Während der Zählung hatte sie sich auf einen Behindertenparkplatz positioniert, den sie mehrmals eilig räumen musste, weil Autos dort hielten. Auch Siegfried Breuer kann von zahlreichen Verkehrsverstößen beim Absetzen und Abholen der Kinder vor Schulen berichten. Er fragt: „Ist es nicht besser, wenn wir selbst unsere Mobilität entwickeln?“ Jupa-Beauftragte Gudrun Bormacher betont noch einmal zur Haltestelle am Schulzentrum: „Das ist kein Wendehammer, das ist eine Busspur.“ Für Bormacher ist die „Raumaneignung durch Mobilität“ in der Entwicklung der Kinder wichtig. „Sie werden fitter, wenn sie ohne Eltern losziehen und schon auf dem Weg Sozialkontakte knüpfen.“ Dass einige Schüler weiter weg wohnen, ist dem Arbeitskreis sehr wohl bewusst, doch Fünftklässler Nils hat schon beobachtet, wie sogar Grundschulkinder, die nun zur Büscherhöfen-Schule in das ehemalige Hauptschulgebäude gehen, längere Strecken von ihrem Drop-Off-Punkt in der Innenstadt zurücklegen als Oberstufen-Schüler. Insgesamt dürfte jene Interimsbeherbergung der Grundschule dürfte das Problem noch verstärkt haben.

Umweltverschmutzung kommt hinzu

Hinzu kommt die Umweltverschmutzung, die entsteht, wenn Autos 15 bis 20 Minuten vom Kreisel vor den Arkaden bis zum Schulzentrum und zurück brauchen. Diese Zeitdauer haben die Jupas ebenfalls bei der Verkehrszählung ermittelt.

Wie die neue Pandemie-Lage das Verkehrsverhalten beeinflusst, ist noch unklar. Seit Montag stellt die Stadt Zusatzbusse bereit, die nach Bericht der Jungparlamentarier noch nicht ausgewogen genutzt werden. Die Schüler, die mit dem Bus fahren, stehen wegen der 15 Prozent der Schüler, die vor der Schule per Eltern-Taxi abgeholt werden, zusätzlich 15 Minuten täglich mit im Stau. Dabei ist das Problem für den Fünftklässler Nils ganz einfach gelöst: „Zu Fuß oder mit dem Rad geht es doch viel schneller!“