Evangelische Kirche LeichlingenErst ein neuer Bus, dann ein neues Gemeindehaus

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Gemeindehaus Foyer

Im Foyer des Gemeindehauses lagern neben offenen Baugruben nicht nur Stühle, sondern auch ein großes Holzkreuz.

Leichlingen – Jetzt ist die evangelische Kirchengemeinde wenigstens wieder mobil: Der neue Leichlinger Gemeinde-Bus parkt neben der Kirche an der Marktstraße. Ein nagelneuer Ford Transit Custom Kombi. Mit acht Sitzplätzen für Passagiere, 130-PS-Diesel unter der Haube und dem Kennzeichen GL EV 22 ist der weiße Transporter ab sofort auf der Straße unterwegs. Und mobil zu sein, das ist für die Gemeinde aktuell wichtiger als je zuvor.

Denn elf Monate nach der Hochwasser-Katastrophe, bei der die Wupper das direkt am Fluss gelegene Gemeindezentrum komplett überschwemmt hat, ist die Kirche zwar wieder benutzbar und die Hausmeisterwohnung saniert. Das Gemeindehaus aber ist immer noch eine Rohbaustelle, der Saal und die Gruppenräume sind gesperrt und auch das Kirchenbüro muss von den trocken gebliebenen oberen Etagen aus betrieben werden. Deshalb muss improvisiert und müssen Personen oft zu Ausweichquartieren transportiert werden.

Gemeindebus

Am neuen Gemeindebus: Stanislaus Stegemann von der Gehrke-Stiftung (v.l.), Pfarrer Ulrich Görn, Fahrer Wolfgang Claßen, Ullrike Rheindorf (Salus-Stiftung) und Stiftungsmanager Michael Rheindorf.

Am Steuer sitzt meistens Wolfgang Claßen, der ehrenamtliche Fahrer, den viele Leichlinger auch als Chauffeur des Bürgerbusses kennen. Aber auch Pfarrer Ulrich Görn hat sich schon ins Bordbuch eingetragen, um das neue Gemeindemobil auszuprobieren. Der Tacho steht aktuell bei 525 Kilometern. Der Wagen ersetzt den schrottreifen alten Transporter, einen Fiat Ducato, der 260.000 Kilometer runter hatte.

Transporter für Jugendliche und Senioren

Komplett behindertenfreundlich ist das Fahrzeug nicht, für Rollstühle gibt es nämlich keine Laderampe. Aber für Rollatoren ist Platz. Praktiker Claßen wünscht sich für die Ausstattung noch mehr Befestigungsösen, damit die Gehhilfen nicht in der Kurve wegrollen. Ansonsten ist er von dem Neuwagen aber sehr angetan, obwohl er beruflich 30 Jahre lang Vito-Fan war: „Er ist kompakter, kleiner und fährt sich super“.

Gemeindehaus Saal

Der Saal des evangelischen Gemeindezentrums ist noch lange gesperrt und eine Baustelle. Eventuell kann zumindest das Holzparkett gerettet werden.

Eine Anhänger-Kupplung wäre für Materialtransporte, etwa für Ferienfreizeiten der evangelischen Jugend oder Aktivitäten der Konfirmandengruppen, noch sinnvoll. Vor allem rollt der Transit aber im Dienst der Seniorenarbeit der Gemeinde: Jeden Donnerstag trifft sich der Senioren-Kreis, flutbedingt derzeit in den Räumen des ökumenischen Hospizes in der Brückenstraße. Und viele nicht gut mobile Besucherinnen und Besucher holen Claßen und Diakonin Petra Schütt dann zu Hause ab, damit sie teilnehmen können. Im Sommer sind sechs Wochen lang auch Tagesausflüge geplant.

Stiftungen als Sponsoren

Nach eineinhalb Jahren Lieferzeit stand der in der Corona-Pandemie bestellte Wagen endlich vor der Türe. Wie die 28.000 Euro für den Kaufpreis beschafft werden konnten, kann man an den Schriftzügen der Sponsoren auf der Karosserie gut sichtbar ablesen: Die private gemeinnützige Leichlinger Salus-Stiftung, die diakonische August-Gehrke-Stiftung und Stiftungsmanager Michael Rheindorf haben die Finanzierung sichergestellt.

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Das klappte gut. Mehr Sorgen bereitet den Kirchenvertretern die Sanierung des Gemeindehauses, das 1976 nach einem Großbrand neu errichtet worden ist. Im Haus künden Absperr-Gitter und offene Löcher im Boden von der Suche nach Versorgungsleitungen und Kanalrohren. Statt einer akuten Reparatur will das Presbyterium den Millionen-Schaden nutzen, um das gesamte Gebäude energetisch zu modernisieren und die Räume neu zu konzipieren. Die Pläne reichen von einer größeren Küche für Saalveranstaltungen über Isolierfenster und eine Dachdämmung bis zur Solaranlage auf den riesigen Schieferdächern. Das kann dauern. Man rechnet bis 2025. Solange wird der neue Bus besonders oft auf Tour sein.

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