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Funchal-Verein LeichlingenKaum noch Interesse an der Partnerstadt auf Madeira

Lesezeit 3 Minuten

Vereins-Vorsitzender Dieter Nikolaus Schmitz (r.) und Kurt Pütter an ihrem Stand mit Poncha-Cocktail beim Obstmarkt.

Leichlingen – Immer wieder kommen Nachrichten aus Funchal. Junge Leute fragen an, sie wollen Deutschland besuchen. Immer wieder verlaufen diese Anfragen in Leichlingen im Sande. Auf deutscher Seite ist das Interesse nicht groß, sich um die Besucher aus der Partnerstadt zu kümmern und einen langfristigen Austausch herzustellen. Das ist die ernüchternde Bilanz, die der Freundeskreis Funchal/Madeira mit Blick auf die vergangenen Jahre zieht.

Auf der Jahreshauptversammlung am Sonntag wiederholte sich das Bild: In diesem Jahr sind keine Projekte geplant, die dem eigentlichen Vereinssinn, der Förderung des Austausches zwischen den Partnerstädten, entsprechen.

Stände auf dem Stadtfest und beim Obstmarkt

Im Vereinskalender stehen vier Stammtische und eine Fahrt nach Aachen. Zudem wird der Verein wieder mit einem Stand auf dem Stadtfest und Obstmarkt präsent sein. Dort wiederum werden Einnahmen generiert. Hinzu kommen die jährlichen Beiträge der 87 Mitglieder, die die bereits angeschwollene Kasse weiter füllen.

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Die Wupperbrücke im Leichlinger Stadtzentrum ist auf den Namen der Partnerstadt Funchal getauft worden.

Das Kapital des gemeinnützigen Vereins wächst, wie auch der Vorsitzende Dieter Nikolaus Schmitz feststellte. „Wir wollen einen Austausch herstellen, haben aber hier niemanden, der das machen möchte.“

Kontakte zur Inselhauptstadt

Der Verein sieht sich vor allem als Vermittler. Wenn Leichlinger Interesse an einer Reise nach Madeira bekunden würden, stellt der Verein den Kontakt vor Ort her. Die eigentliche Organisationsarbeit liegt bei den Reisenden, was bereits bemängelt worden sei.

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In seiner Heimatstadt Funchal erinnert eine lebensgroße Statue an den Fußballer Cristiano Ronaldo. Auch ein Museum und ein Hotel hat der Star hier.

„Wir sind kein Reisebüro für Leute, die günstig nach Madeira fliegen und dort volles Programm haben wollen“, betonte Schmitz. Man wolle Freundschaften knüpfen und pflegen. Seit 2016 fand kein Austausch mehr zwischen Schulen, Sportvereinen oder der Feuerwehr der beiden Städte statt.

Keine Klassenfahrten

Vor allem mit Blick auf die Leichlinger Schulen wurde eine große Enttäuschung offenbar. Klassenfahrten führen nach England, aber nicht zur portugiesischen Insel. Eine Geldfrage könne das nicht sein, so der Vereinsvorsitzende, schließlich sei Großbritannien kein günstiges Urlaubsland. Grundsätzlich würde der Verein Fahrten, die dem kulturellen Austausch dienen, finanziell unterstützen. Richtwert ist eine Förderung in Höhe von 100 Euro pro Person. Wenn es sich um Schüler handelt, wären je nach Anzahl der Reisenden auch 200 Euro pro Person denkbar.

Derartige Perspektiven hatten Leichlinger Fußballer. Der Freundeskreis Funchal/Madeira stellte den Kontakt zum Fußballclub CF Andorinha her. Bei diesem Verein begann Weltstar Cristiano Ronaldo mit acht Jahren seine sportliche Karriere. Im Glauben, das wäre für die Leichlinger Kicker ein reizvoller Ausflug, war Dieter Nikolaus Schmitz zunächst optimistisch. Rückmeldungen gab es dann aber keine. „Das ist beschämend“, sagte der Vorsitzende.

Programm für Schüler

Bewegung zeigt sich indes auf Seiten Funchals. Die Stadtverwaltung will ein Programm für leistungsstarke Schüler ins Leben rufen. Angedacht ist, dass fünf Mädchen und Jungen als eine Art Belohnung eine Woche in Deutschland verbringen können, um die hiesige Kultur näher kennenzulernen. Sie sollen lernen, „wie das hier so läuft“.

Einen Termin dafür gibt es noch nicht, so dass über Fragen wie Programm und Unterbringung der Jugendlichen am Sonntag im Café Büchel noch nicht diskutiert werden konnte. Wohl aber wurde im Haushalt Geld für das Projekt eingeplant, das womöglich aber dieses Jahr nicht zustande kommt.

Eine Bürgerreise wird vorerst auch nicht organisiert, da die Reisekosten pro Person – bei einer Unterbringung im Hotel – derzeit mit rund 1500 bis 2000 Euro im Einzel- beziehungsweise Doppelzimmer zu hoch seien.