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Gesamtschule in BurscheidEltern sind wütend auf die Stadt

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Burscheid/Leichlingen – „Wir haben alles auf eine Karte gesetzt und unseren Sohn bei der neuen Johannes-Löh-Gesamtschule in Burscheid angemeldet“: Die Mutter des sechsjährigen Felix, Tessa Rielmand (Namen auf Wunsch des Familienvaters geändert) aus Witzhelden-Wolfstall, reagierte Anfang der Woche enttäuscht auf die schriftliche Absage der neu gegründeten Gesamtschule in Burscheid. Fristgerecht hatte die Mutter ihren Filius in Burscheid angemeldet. Ebenso wie fünf weitere Eltern aus der vierten Witzheldener Grundschulklasse. Sie hätten ihre Kinder gerne ab dem kommenden Schuljahr in Burscheid gesehen. Vergebens.

Nach der Mitte Februar in Burscheid abgeschlossenen Anmeldefrist, bilanzierte die unter der Trägerschaft der Evangelischen Kirche im Rheinland stehende Bildungseinrichtung ein überraschendes Ergebnis: Die Zahl der Anmeldungen zur Johannes-Löh-Gesamtschule lag um rund 20 Prozent über den Erwartungen. Eine von der Bezirksregierung Köln (BZ) vorgegebene Mindestzahl von 108 Schülern wurde mit 140 Anmeldungen weit übertroffen. Die von der Landeskirche ernannte neue Leiterin und Noch-Rektorin der nun auslaufenden evangelischen Realschule, Angelika Büscher, hatte bereits in der Planungsphase von 114 Plätzen gesprochen. Angedacht war ein Start mit vier Klassen. Aus heutiger Sicht wird daraus eine vierzügige Schule mit bis zu 27 Schülern je Klasse – nur die mögliche Inklusionsklasse ist kleiner. Bei den Anmeldungen erhielten die rund 100 Burscheider Kinder den Vorrang.

Kurze Entfernung

Die Aussichten der am weitesten von der Pastor-Löh-Gesamtschule entfernt wohnenden Kinder waren entsprechend geringer – sie konnten hoffen, aber nicht mit einer Zusage rechnen. Tessa Rielmand, deren Sohn eine Empfehlung für die Realschule/Gesamtschule bekam, steht mit der Absage nicht allein. Nicht alle der nicht offiziell bestätigten über 20 Wünsche aus Leichlingen und über 40 aus Wermelskirchen sowie einiger aus Leverkusen konnten berücksichtigt werden. In Wermelskirchen sind es vor allem Kinder aus Dabringhausen, die es nach Burscheid zieht. Für sie ist die Entfernung zur Johannes-Löh-Gesamtschule wesentlich kürzer, als die zur nächst gelegenen Gesamtschule an der Stadtgrenze auf Remscheider Gebiet.

Der Zorn der Leichlinger Mütter, denen die Pastor-Löh-Gesamtschule nur die Chance einräumen konnte, ihre Kinder auf eine Warteliste zu setzen, richtet sich an die Stadt Leichlingen. „Es ist schon skandalös, dass die Verantwortlichen bis heute kein weiteres Bildungsangebot ins Leben gerufen haben“, so eine Witzheldenerin. Fast alle von der Absage Betroffenen haben aus eigener Erfahrung die Schulform einer Gesamtschule schätzen gelernt. Während sich einige Eltern durch Mehrfachanmeldungen bis zum heutigen Donnerstag – da werden die Zu- oder Absagen erwartet – noch Chancen für die Gesamtschule Schlebusch in Leverkusen oder die Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Solingen ausrechnen, bleibt anderen jetzt der Weg zur Realschule oder zum Gymnasium in Leichlingen.

„Eigentlich wollten wir unserer Tochter das Gymnasium mit der verkürzten G-8-Schulzeit ersparen, um ihr Zeit für die individuelle Entwicklung außerhalb des Unterrichts zu ermöglichen“, so Renate Hörschel (Name geändert). Währenddessen ist die künftige Rektorin der Johannes-Löh-Gesamtschule mit ihrem Führungsteam heute und morgen auf einer Tagung zum Thema Gesamtschule. Der Unterricht in der heutigen Realschule und im benachbarten Gebäude der Friedrich-Goetze-Hauptschule soll pünktlich beginnen.