HandwerkLeichlinger Frieurmeister übergibt Salon nach 50 Jahren an Nachfolgerin

Michael Dommers schneidet seit 30 Jahren Haare in seinem Salon in Leichlingen.
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Leichlingen – Wenn der Chef ein Nickerchen macht, hat seine Mitarbeiterin bereits die Schere gezückt. „Wenn mir jemand am Kopf rumfummelt, dann schlafe ich immer ein“, sagt Michael Dommers vom gleichnamigen Friseurladen in der Kirchstraße. So brauchen seine Angestellten nicht nervös zu werden, wenn sie Dommers die Haare schneiden. Von 1. Juli an will es der Friseurmeister noch ruhiger angehen lassen, denn dann übergibt er den Laden an seine ehemalige Auszubildende und jetzige Mitarbeiterin Linda Spitzer. Der 65-Jährige selbst will dann nur noch drei Tage im Laden stehen, nachdem er den Staffel übergeben hat. Irgendwann steigt er dann ganz aus.
Dommers hat in den vergangenen 30 Jahren unzähligen Leichlingern die Haare geschnitten. Über den Markt kann er kaum gehen, ohne dauernd begrüßt zu werden. Denn nicht nur die Frisur sollte bei den Kunden gut sitzen. „Das Gespräch ist sehr wichtig. Wenn das nicht stimmt, dann kommt nichts Gutes hinten bei raus. Und dafür muss man gut zuhören können.“ Mittlerweile seien aus vielen Kunden Freunde geworden.
Koch nur in der Freizeit
Die Berufswahl hat er nie infrage gestellt. „Ich wollte mal kurz Koch werden, aber nur kurz. Dafür übernehme ich jetzt zu Hause die Küche“, sagt der Leichlinger, der sich auf ruhigere Zeiten freut. Bereut hat er die Entscheidung, zur Haarschere zu greifen, nie. Im Vater, ebenfalls Friseur, hatte er ein Vorbild. „Mein Vater hat mich aber nie in irgendeine Richtung gedrängt. Genauso wenig wie ich meine beiden Söhne nicht bedrängt habe. Sie sind beide Ingenieur geworden.“
Nach einer Lehre steigt Dommers zunächst bei seinem Vater mit ein. Mit 21 Jahren ist er damals der jüngste Friseurmeister in Nordrhein-Westfalen. Das Geschäft mit Vater und Sohn währt jedoch nicht lange. „Schnell hat sich herausgestellt, dass nicht zwei Familien von dem Laden leben können“, erinnert sich Dommers. So macht er sich selbstständig, zunächst mit einem Laden in Opladen, und schließlich noch mit dem Salon in der Kirchstraße.
Ungepflegtheit ist dem Mann mit dem ordentlich gestutzten Bart ein Graus. „Ich verstehe zurzeit Männer nicht, die mit Zöpfchen ungepflegt über die Straße gehen.“ Am liebsten hat er immer geschnitten. „Es ist schön kreativ zu sein, sich den Wunsch des Kunden anzuhören und daraus etwas zu gestalten“, so Dommers. Auch das Spiel mit den Farben habe ihm immer gefallen. „Hier geht kaum jemand raus ohne Farbe – sei es als Tönung, Strähnchen oder Färbung.“ Obwohl er Locken mag, hat er selbst nicht gerne Dauerwelle gemacht. „Ich weiß aber, wie es geht und kann es anderen beibringen.“ Auf kurzfristige Trends habe er nie setzen wollen: „Haarverlängerung oder künstliche Nägel hat es bei mir nicht gegeben.“ Dafür aber Kosmetikbehandlungen und Kopfmassagen, damit sich der Kunde entspannen kann.
Über 60 Lehrlinge ausgebildet
Anderen Menschen sein Handwerk zu zeigen, hat er zudem immer gerne gemacht. Über 60 Lehrlinge hat er in all der Zeit ausgebildet. Hinzu kam, dass er eine Kooperation mit der Firma „La Biosthetique“ eingegangen ist, die seiner Meinung nach die besten Haar- und Pflegeprodukte auf biologischer Basis für den Friseur- und Kosmetikbedarf herstellt. Mit dieser Firma war er oft an Wochenenden unterwegs, um andere Friseure in der Branche zu schulen. Dabei habe er immer auf Qualität gesetzt. „Wenn jemand mit kaputten Haaren kam und eine Dauerwelle wollte, habe ich das nicht gemacht. Es ging mir nicht darum, immer Geld zu verdienen.“